Der 14. und der 21. Juli 2017 haben sich in das Gedächtnis der Einwohner von Ludwigshafen eingebrannt. Damals lösten Unwetter Schlammlawinen aus, die vom Haiden aus durch die Stockacher Straße geflossen sind. Außerdem staute sich das Wasser in der Bahnhofstraße. Diese Erinnerungen wurden vor allem in den vergangenen zwei Wochen nach Überschwemmungen im Raum Stockach und der Flut im Ahrtal (Rheinland Pfalz an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen) wieder wach.
Bürgermeister Matthias Weckbach griff die damaligen Ereignisse am Dienstag im Gemeinderat auf und sprach darüber, was sich seither beim Hochwasserschutz getan habe und wie alles in Relation zu den jüngsten Unwettern im Raum Stockach stehe. Jetzt sei der Zeitpunkt, sich Gedanken über die eigene Situation zu machen, sagte er.

Unscheinbare Bäche sind gefährlich
Da momentan auch der Pegel des Bodensees leichtes Hochwasser aufweist, differenzierte Weckbach zunächst zwischen dem großen Gewässer und kleinen Bächen: „Der See kommt langsam. Ein kleiner Bach füllt sich bei Starkregen schnell. Unscheinbare Bäche sind starkregenmäßig das Gefährlichste, das es gibt.“
Weckbach hatte Vergleichszahlen dabei: Am 14. Juli 2017 seien in Ludwigshafen 80 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gekommen, am 21. Juli 2017 seien es 175 gewesen – vor zwei Wochen 55. Und im Ahrtal seien 158 Liter pro Quadratmeter herabgeregnet.

Wie es in Bodman aussieht und was getan werden muss
Er sprach über das Kanalisationsnetz und wo es zwischen den Teilorten oder sogar innerhalb von ihnen Unterschiede gibt. Die normalen Kanäle seien auf HQ2 ausgelegt, also ein Hochwasser, das statistisch gesehen, alle zwei Jahre geschehe. In Bodman werde viel Oberflächenwasser in den See geleitet. Es gebe im Ort wenige Probleme im hinteren Bereich.
Im vorderen Bereich sei jedoch das Gefälle von der Friedhofstraße in Richtung des Alt-Arms der Stockacher Aach eigentlich zu gering. „Das wird uns noch lange beschäftigen“, so Weckbach, auch wenn bei der Sanierung der Weilerkapellen-Kreuzung bereits 84.000 Euro in die Aufweitungen der Leitungen investiert worden seien. So gebe es nun mehr Rückhaltevolumen, das notwendig sei, wenn das Baugebiet Kapellenäcker II komme.

Mit Blick in die Zukunft erläuterte er, Retentionsflächen würden auf Privatgrundstücken stark an Wichtigkeit gewinnen. „Jeder muss Retentionsflächen schaffen. Wir kontrollieren das.“ Bei Neubauten sei dies eine gesetzliche Pflicht, bei älteren Gebäuden bisher noch nicht. Es sei wichtig, dass jeder Hausbesitzer Vorkehrungen für Lichtschächte, Kellerabgänge oder Ähnliches treffe. In Bezug auf Gefahrstellen wies Weckbach noch auf Tiefgaragen hin, die oft nur ganz kleine Bodenrinnen im Einfahrtsbereich hätten. Das könne bei Starkregen zur Katastrophe werden, da die Tiefgarage dann volllaufen könne.
Zu Ludwigshafen erläuterte der Bürgermeister, dass es dort schon immer verletzliche Punkte gegeben habe. An der Krone seien Maßnahmen zur Entlastung ergriffen worden. In der Bahnhofstraße hat ein Ausbau stattgefunden.

Gießbach und Mühlbach sind für HQ100 ausgebaut
Er zeichnete die großen Ausbauprojekte Gießbach (1999 bis 2004) und Mühlbach (2017 bis 2021) nach. Beide seien für ein hundertjähriges Hochwasser (HQ100) gerüstet, also ein schweres Hochwasser, das statistisch gesehen alle 100 Jahre geschieht. Die städtebauliche Entwicklung von Ludwigshafen und seine geografisch Lage seien Beweggründe für den hochwassersicheren Ausbau gewesen.
Er wisse, dass manche ihn für verrückt hielten, doch es gebe auch andere Stimmen. Er hab gerade erst nach den jüngsten Unwettern in Bezug auf den Mühlbachkanal-Ausbau eine Dankes-Mail erhalten. Der Mühlbach sei schon immer eine tickende Zeitbombe gewesen. Die Gemeinde habe ihn seit 1973 ausbauen wollen. Er habe dies schließlich angepackt und umgesetzt.

„Ein absoluter Schutz ist nicht machbar“
Trotz allem sagte Weckbach auch ganz klar: „Ein absoluter Schutz ist nicht machbar. Soetwas wie im Ahrtal ist nicht schützbar.“ Selbst die heutige Hochwasservorsorge, in die Bodman-Ludwigshafen mehrere Millionen Euro investiert hat, könne den ganz heftigen Starkregenereignissen nicht Stand halten. Die Gemeinde sei für bis zu HQ100 gewappnet.
Es habe aber nicht nur am neuen Kanal gelegen, dass Ludwigshafen am 8. Juli an Überschwemmungen vorbei gekommen sei. Es sei zwar viel Regen gefallen, aber dieser sei von der Position des Unwetters her in zwei Richtungen abgeleitet worden, sagte er mit Verweis auf die Geografie rund um den Ort. Es sei also nicht alles nach Ludwigshafen geflossen. Im Regenrückhaltebecken sei nur wenig gelandet.