Danach ging es für die Einsatzkräfte bis zum nächsten Morgen ohne Unterbrechung weiter, wie Feuerwehrkommandant Steffen Bretzke berichtet. Und als am Samstagmorgen die Einsätze der Nacht abgearbeitet waren, hätten sich die ersten Menschen gemeldet, die erst am Morgen Schäden an ihren Gebäuden bemerkt hatten. 200 Liter Regen sind am Freitagabend auf den Quadratmeter gefallen, im Ortskern stand in praktisch allen Erdgeschossen und Kellern das Wasser, eine Wohnung im Kornblumenweg wurde sogar vollkommen überschwemmt, das Mobiliar zerstört.
Gießbach als Hauptquelle für Wasser, Schlamm und Geröll
Clemens Blank ist einer von denen, die am Samstagmorgen Schlamm schaufeln – in seinem Fall vor seiner Wohnung in der Ortsmitte von Ludwigshafen.
Und Peter Strobel, der ebenfalls in der Ortsmitte wohnt, spritzt den Weg vor seinem Haus sauber. Das Wasser habe 50 Zentimeter hoch in seiner Garage gestanden, erzählt er. Diese habe er zwar mit einem Brett gesichert, doch das habe nicht standgehalten – im Gegensatz zum Freitag vor einer Woche, als sich schon einmal Wasser, Schlamm und Geröll durch den Ort ergossen.
Um nun bei dem neuerlichen Vorfall das Wasser aus der Garage zu befördern, hätten sie eine Menschenkette mit Eimern gebildet, erzählt Strobel. Und was empfindet man dabei? "Machtlosigkeit", sagt er. Doch vor etwa 20 Jahren habe es auch schon regelmäßig solche Unglücke gegeben, damals seien diese vom Gießbach ausgegangen.

Den Gießbach macht Feuerwehrkommandant Steffen Bretzke auch für den vergangenen Freitag als Hauptquelle für Wasser, Schlamm und Geröll aus. Das Baugebiet Haiden, das derzeit neu erschlossen wird, sei dieses Mal nicht das Problem gewesen, sagt er. Bei den zurückliegenden Hochwasservorfällen in Ludwigshafen gab es Kritik daran, dass auf dem offen zutage liegenden Lehm an der Baustelle kein Wasser versickern könne und alles ungebremst talwärts fließe. Dieses Mal hätten die Maßnahmen, die man unter der Woche ergriffen habe, aber gewirkt, sagt Bretzke.

Auch auf der Bahnstrecke ging zeitweise nichts mehr
Wer das Unwetter erlebt hat, bezeichnet es als viele schlimmer im Vergleich zur Vorwoche. Laut Feuerwehrkommandant Bretzke gilt das auch für das Ausmaß der Schäden. Dazu passt, dass 120 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Bodman-Ludwigshafen, Espasingen, Zizenhausen und Stockach in der Nacht zum Samstag vor Ort gewesen seien, ebenso wie die Führungsgruppe in Stockach, wie Bretzke erklärt. 94 Einsätze verzeichnet die Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen für diese Nacht laut ihrem Profil im sozialen Netzwerk Facebook.
Um die Einsätze zu sichern und Verkehrsteilnehmer zu schützen, habe man zudem die Zufahrten zum Ort weiträumig gesperrt. Diese Sperrung blieb bis weit in den Samstag hinein bestehen. Und auch am Samstagabend wurden aufgrund der Wetterprognosen vorsorglich wieder mehrere Straßen in und um Ludwigshafen gesperrt.
Die Technischen Hilfswerke aus Überlingen, Konstanz und Radolfzell sowie die Feuerwehr Konstanz seien bis Sonntagvormittag mit Großpumpen in der Bahnhofstraße gewesen, um einbrechendes Wasser abzupumpen, erklärt Abteilungskommandant Pichler. Und die THWs aus Trossingen und Donaueschingen seien mit Bergefahrzeugen vor Ort gewesen, um Hangrutsche in Richtung Sipplingen zu bearbeiten. Einsätze habe es indes nicht gegeben, das Gewitter sei vorbeigezogen, so Pichler.

Doch nicht nur der Straßenverkehr war von den Unwettern betroffen, auch auf der Bahnstrecke ging in der Nacht auf Samstag zeitweise nichts mehr. Eine große Weide im Schlösslepark war auf die Gleise gestürzt. Das THW Stockach sei in der Nacht ausgerückt, um die Strecke freizumachen, erklärt Feuerwehrmann Bretzke, der Verkehr an der Stelle laufe derzeit in langsamem Tempo. Und auch die Bauhofmitarbeiter der Gemeinde seien die ganze Nacht im Einsatz gewesen, erklärt der Feuerwehrkommandant.

Doch in all den Unbilden, die das Dorf treffen, gibt es auch die schönen menschlichen Geschichten. Zum Beispiel von der Familie Specht, deren Hofladen in Ludwigshafen ebenfalls von dem Hochwasser betroffen war. Und die mitten in der Nacht zum Samstag die durcharbeitenden Einsatzkräfte mit Wurst, Fleisch und Brot versorgt hat. Auch Kommandant Bretzke lobte am Samstagmorgen, wie gut sich viele Anwohner selbst geholfen haben.