Was wird aus einem Knast, der nicht mehr als Knast benötigt wird? Darüber können sich die Villinger frühestens 2027 Gedanken machen. Dann wird das Gefängnis aufgegeben, wenn die neue Rottweiler Justizvollzugsanstalt (JVA) fertiggestellt ist.
Jetzt nimmt der Bau der Rottweiler JVA Fahrt auf. Im zweiten Quartal 2023 werde mit Bauarbeiten in dem Gebiet „Esch“ bei Rottweil begonnen, berichtet Thomas Steier, Leiter des Amts Vermögen und Bau. Er ist für die Bauprojekte des Landes zuständig, unter anderem auch für den hochmodernen Neubau des Gefängnisses.
Gestartet wird eher unspektakulär. Zunächst werde der Oberboden abgetragen. Dann beginnen Erdarbeiten mit einer Geländemodellierung, später werden Baugruben ausgehoben.
Vier Jahre Bauzeit für JVA Rottweil
Derzeit geht Steier in Rottweil von einer Gesamtbauzeit von etwa vier Jahren aus. Daher wird die Fertigstellung und Übergabe des Neubaus der JVA 2027 angestrebt, falls es zu keinen Verzögerungen kommt. Und in dem Jahr kann der Umzug der JVA Villingen frühestens in die Wege geleitet werden. Einer der Gründe für die Errichtung der neuen Justizvollzugsanstalt ist ja, dass ältere Gefängnisse wie in Villingen oder Rottweil selbst aufgegeben werden sollen.
Land prüft zuerst
Doch was passiert dann mit dem alten Villinger Gefängnis, wird es Restaurant mit besonderem Ambiente? Zu gegebener Zeit werde geprüft, ob die Immobilie weiterhin für Zwecke des Landes benötigt wird, erläutert Steier. Darauf aufbauend werde über den weiteren Umgang mit dem dann früheren Gefängnis, das übrigens unter Denkmalschutz steht, entschieden.
„Die Fertigstellung und Übergabe des Neubaus der JVA Rottweil wird 2027 angestrebt.“Thomas Steier, Leiter des Amts Vermögen und Bau
Sollte das Land das Gebäude nicht benötigen, werde die die Immobile zum Verkauf öffentlich ausgeschrieben. Die Stadt kann jedoch außerhalb einer Ausschreibung die Immobilie zum Verkehrswert erwerben, wenn sie für kommunale Zwecke benötigt werde.

Die Mauer um das Gefängnis soll erhalten bleiben, einen Schätzwert für das Gebäude gibt es allerdings noch nicht.
Steiniger Weg in Offenburg
Eine neue Nutzung für die Immobilie zu finden, das dürfte nicht einfach werden, wie das Beispiel Offenburg zeigt. Dort wurde ab 2008 über das alte, nicht mehr benötigte Gefängnis diskutiert, weil die Investoren auch nicht Schlange standen. Eine Zeit lang war nicht ausgeschlossen, dass die zwei Gebäude sogar abgerissen werden.
Es war ein ständiges Auf und Ab: Zunächst war ein Hotel geplant, doch ein Geldgeber stieg wegen der in die Höhe schießenden Kosten aus. Danach stiegen zwei Brüder als Investoren ein, wollten mit bis zu 5,5 Millionen Euro Appartements einbauen.
Dann doch wieder die Kehrtwende: Ein Hotel sollte es werden, das 2017 als „Liberty“ eröffnete, verbunden mit einem Restaurant, das sinnigerweise „Wasser und Brot“ heißt. Wie hoch die Investitionen in diese Attraktion waren, ließen sich die neuen Besitzer damals nicht entlocken.