Der Tierschutzverein Villingen-Schwenningen hat in diesem Jahr ein Tierschutzjahr erlebt, das in seiner Intensität und seinen Herausforderungen einzigartig war. Das teilt der Verein in einer Presseerklärung mit.

Besonders die diesjährige Kittenflut und die wiederholten Schließungen des Kreistierheims Donaueschingen forderten den Verein wie nie zuvor. Im Verlauf des Jahres mussten zeitweise über 30 Fundtiere, vor allem Katzen und Kitten (also Jungkatzen), in den Pflegestellen des Vereins untergebracht werden.

Tierschutzverein musste schnell handeln

„Wir hatten keine andere Wahl, als schnell zu handeln“, erklärt Cornelia Gaigl, die Vorsitzende des Vereins. „Es wurden spontan Faltkäfige auf Dachböden aufgestellt, Kitten in Badezimmern untergebracht, und ein Mitglied nahm kurzfristig drei Kitten zusätzlich zu ihren eigenen Katzen auf.“

Sind sie nicht süß: Mari und Piet suchen ein Zuhause, auf einer Pflegestelle sind sie aufgepäppelt worden.
Sind sie nicht süß: Mari und Piet suchen ein Zuhause, auf einer Pflegestelle sind sie aufgepäppelt worden. | Bild: Jenifer Braack, Tierschutzverein Villingen-Schwenningen

Im September und November, als die Kapazitäten der Pflegestellen völlig erschöpft waren, sei es zu einer angespannten Situation gekommen, bei der die Tiere teilweise bei Tierärzten untergebracht werden mussten. „Alles war voll, alles war am Limit“, schildert Gaigl die Lage.

Der Verein konnte jedoch mit Unterstützung der Stadt Blumberg zehn Katzen erstmalig in Tierheime nach Tuttlingen und Rottweil vermitteln. Diese Hilfe war dringend notwendig und zeigte, wie wichtig eine engere Zusammenarbeit zwischen den Kommunen für den Tierschutz ist.

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„Der Tierschutz im Schwarzwald-Baar-Kreis wäre ohne die Hilfe unserer Pflegestellen im September und November zusammengebrochen“, so Gaigl weiter. „Deshalb möchten wir unsere ehrenamtlichen Helfer und Pflegestellen besonders hervorheben, die mit viel Herzblut und Engagement dazu beigetragen haben, die vielen Fundtiere zu versorgen.“

Die Helden im Hintergrund

Die Pflegestellen des Vereins übernehmen eine Schlüsselrolle, wenn das Kreistierheim aufgrund von Überfüllung schließen muss. Ohne ihren stillen Einsatz wäre der Tierschutz nicht möglich gewesen.

Bei Familie Engstrom helfen alle mit

Katy, Susanne und Sophy Engstrom mit dem ehemaligen Pflegekater Mozart.
Katy, Susanne und Sophy Engstrom mit dem ehemaligen Pflegekater Mozart. | Bild: Jenifer Braack Tierschutzverein Villingen-Schwenningen

Da ist zum Beispiel Familie Engstrom. Seit 2018 pflegt Susanne Engstrom gemeinsam mit ihren Kindern Katy und Sophy Katzen im Auftrag des Tierschutzvereins. In diesem Jahr waren sie mit einer besonders großen Herausforderung konfrontiert: „2024 war außergewöhnlich, wir haben gleich drei Fundkatzen gleichzeitig aufgenommen. Das war mehr als je zuvor“, erzählt Susanne Engstrom.

#Neben den täglichen Aufgaben wie Füttern, Toiletten putzen und Medikamente verabreichen, müssen sie oft auch wildere Kitten zähmen, die noch keinen Kontakt zu Menschen hatten.

Jessica Blust mit den Pflegekatzen Stella und Tar.
Jessica Blust mit den Pflegekatzen Stella und Tar. | Bild: Jenifer Braack Tierschutzverein Villingen-Schwenningen

Jessica Blust päppelt Katzen liebevoll auf

Seit 2016 ist Jessica Blust Mitglied im Verein und hat bereits über 50 Katzen als Pflegestelle aufgenommen. Besonders im vergangenen Jahr war sie mit einer Vielzahl an Fundtieren konfrontiert.

Aktuell betreut sie noch zwei Kitten aus dem Sommer 2024, die in einem schlechten Zustand gefunden wurden und durch die liebevolle Handaufzucht mittlerweile zu starken und gesunden Katzen herangewachsen sind.

Kornelia Rothe ist eine Expertin für trächtige Katzen

Kornelia Rothe mit einem ehemaligen Pflegekätzchen.
Kornelia Rothe mit einem ehemaligen Pflegekätzchen. | Bild: Jenifer Braack Tierschutzverein Villingen-Schwenningen

Seit 2012 im Verein ist Kornelia Rothe besonders für ihre Expertise bei der Pflege trächtiger Katzen bekannt. „Ich habe schon einige Geburten begleitet“, erzählt sie. Im Jahr 2024 kümmerte sie sich wieder intensiv um viele Fundkatzen und -Kitten. Doch ihr Engagement geht über Katzen hinaus: Kornelia Rothe setzt sich auch für den Amphibienschutz in Hochemmingen ein und hilft gelegentlich kranken Igeln und Stadttauben.

Chayenne Jacob, Noel Culk, Denise Jacob und Etienne Jacob (von links) helfen Katzen wo es geht.
Chayenne Jacob, Noel Culk, Denise Jacob und Etienne Jacob (von links) helfen Katzen wo es geht. | Bild: Jenifer Braack Tierschutzverein Villingen-Schwenningen

Denise Jacob und ihre Familie übernehmen seit 2017 die wichtige Aufgabe, Kitten mit Kittenmilch aufzuziehen. Auch wenn sie selbst drei Kinder hat, stellt sie sicher, dass die kleinen Schützlinge rund um die Uhr versorgt werden.

In diesem Jahr kümmerte sich Denise Jacob nicht nur um Kitten, sondern päppelte auch Igel für den Verein Igelherz auf.

Sie ist die treibende Kraft des Vereins

Als Vorsitzende des Vereins ist Cornelia Gaigl in jeder Hinsicht eine treibende Kraft. Sie sei immer zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wird. Im September 2024 nahm sie zwei Kitten und zwei Kaninchen gleichzeitig auf, da die Kapazitäten an anderen Stellen erschöpft waren. „Es gibt immer Platz für ein weiteres Tier, das unsere Hilfe braucht“, sagt Gaigl, die momentan die Pflegekatze Elli betreut.

Stella und Tarek nach ihrer Bergung.
Stella und Tarek nach ihrer Bergung. | Bild: Jenifer Braack Tierschutzverein Villingen-Schwenningen

Der Tierschutzverein habe derzeit noch viele Tiere in Pflege, die auf ein liebevolles Zuhause warten. Besonders für die Kitten ist es wichtig, dass sie in einem sozialen Umfeld aufwachsen, da sie für ihre Entwicklung dringend Kontakt zu Artgenossen benötigen.

„Kitten sollten niemals alleine abgegeben werden“, erklärt Gaigl. „Es ist nicht artgerecht, ein junges Kitten einzeln zu halten. Sie brauchen ihre Geschwister, um zu lernen, wie man sich sozialisiert, spielt und kommuniziert. Isolierte Kitten entwickeln oft Verhaltensauffälligkeiten, wie Aggressionen oder Unsauberkeit.“

Stella, Tarek und Nelson in der Tierklinik nach ihrer Bergung.
Stella, Tarek und Nelson in der Tierklinik nach ihrer Bergung. | Bild: Jenifer Braack Tierschutzverein Villingen-Schwenningen

Für das aktuelle Jahr hofft der Tierschutzverein, dass die Zahl der Fundkatzen durch die inzwischen beschlossenen Katzenschutzverordnungen im Landkreis abnimmt. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit diesen Maßnahmen eine positive Veränderung erzielen können“, sagt Cornelia Gaigl.