Einen riesigen Solarpark plant die Stadt auf landwirtschaftlichen Flächen im Zentralbereich zwischen Villingen und Schwenningen. Die Vorstellungen gehen von einer Freiflächenanlage mit 40 bis 50 Hektar aus. Das wär fünf bis sechsmal so groß wie der bestehende Solarpark an den Spitalhöfen bei Pfaffenweiler.
Am Mittwoch, 20. März, wird die Stadt erstmals öffentlich über das Großprojekt informieren, das sie gemeinsam mit den Stadtwerken VS und dem Energiekonzern Thüga, der an den Stadtwerken beteiligt ist, realisieren möchte. Konkret wurde die Thüga-Gesellschaft für Erneuerbare Energie (THEE) mit Sitz in Hamburg ins Boot geholt.
Als Untersuchungsfläche in den Fokus genommen haben die Planer dabei rund 80 Hektar im Zentralbereich südlich der Landesstraße 181 (Schwenninger Straße) zwischen Villingen und Schwenningen. Diese zusammenhängende Fläche ist begrenzt im Süden von der Bundesstraße 33 und, im Westen vom Wohngebiet Kopsbühl, im Norden von der Landesstraße 181.

Strom für 15.000 Haushalte
Während die Stadt bei den „Oberen Wiesen“ südlich von Villingen in den nächsten Jahren eine „Agri-PV-Anlage“ bauen lassen will, bei der die Flächen unter den Solarmodulen auch landwirtschaftlich genutzt werden können, soll im Zentralbereich eine „konventionelle Photovoltaik-Anlage“ entstehen. Denn diese liefert deutlich mehr Stromertrag.
Die Stadt rechnet mit einer nutzbaren Fläche von 40 bis 50 Hektar. Diese Kapazität würde alle bisherigen PV-Anlagen in der Region in den Schatten stellen. Damit ließen sich laut Stadt rund 15.000 Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen.

Für die Stadt wäre diese Größenordnung ein Meilenstein bei ihrer Zielsetzung, bis zum Jahr 2035 weitgehend klimaneutral zu werden. Das Rathaus selbst spricht von einem „ambitionierten Projekt“. Bei diesem wird auch überlegt, die erzeugte Solarenergie in Form von Wasserstoff zu speichern und zu nutzen. „Hierfür bieten sich weitere umliegende kommunale Flächen an“, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat.
Ein Teil der Flächen im Bereich der Bertholdshöfe und südlich angrenzender Gebiete sind im Besitz der Stadt und zumeist landwirtschaftlich verpachtet. Ein weiterer Teil befindet sich aber im Privateigentum. Vertreter der Stadtwerke haben bereits mit den dortigen Eigentümern „orientierende Vorgespräche“ geführt und die Bereitschaft erkundet, ob die Betroffenen bereit sind, ihre Flächen für einen Solarpark zu verpachten.
Gespräche mit den Landwirten laufen
Von Seiten der Landwirte wurde herausgestellt, so resümiert die Stadtverwaltung diese Gespräche, dass sie zwar grundsätzlich für das Thema Freiflächen-Photovoltaik-Anlage offen sind, die Nutzung aber auch erhebliche Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Nutzung haben würde. In dem Untersuchungsbereich befinden sich zwei Haupterwerbslandwirte und mehrere Nebenerwerbslandwirte.
In der Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung heißt es dazu beschwichtigend: „Bei der Nutzung von Flächen für die Freiflächen-Photovoltaik im Zentralbereich wird darauf geachtet, dass kein landwirtschaftlicher Betrieb in seiner Existenz
gefährdet wird.“

Im nächsten Schritt werde eine sogenannte „Eigenerklärung“, also eine Absichtserklärung mit den jeweiligen Eigentümern abgeschlossen, um die grundsätzliche Bereitschaft einer Beteiligung zu signalisieren. Erste Erklärungen seien bereits unterschrieben. Im Frühjahr und Sommer 2024, so der weitere Zeitplan, könnten dann konkrete Vertragsverhandlungen geführt und ein erster planungsrechtlicher Verfahrensschritt begonnen werden.
Stadtwerke ködern mit hohen Pachten
Nach Recherchen des SÜDKURIER ködern die Stadtwerke die Grundstückseigentümer, die ihr Gelände zur Verfügung stellen, mit Angeboten von 3000 bis 5000 Euro Pachtzahlung pro Hektar bei einer Laufzeit von 20 Jahren.
Die Stimmungslage bei den Grundbesitzern, so heißt es aus gut unterrichten Kreisen, sei sehr unterschiedlich. Eigentümer, die auf den Flächen selbst keine Landwirtschaft mehr betreiben, seien eher geneigt, ihre Flächen gegen lukrative Pachten zur Verfügung zu stellen als die wenigen Vollerwerbslandwirte.

Naherholung und Sonnenblumenfeld
Neben der Belastung der Landwirtschaft gibt es noch einen weiteren Knackpunkt: Die landwirtschaftlichen Flächen sind für viele Bürger aus Villingen als auch aus Schwenningen ein gesuchter Naherholungsbereich. Zumal das Gebiet unmittelbar an das große Wohnviertel Kopsbühl und den Wohnkomplex des „Rundlings“ anschließt.
In den vergangenen Jahren war das Gebiet an den Bertholdshöfen auch beliebter Anziehungspunkt zahlreicher Besucher, die das Sonnenblumenfeld des Gartenbaubetriebs Wildi als Naherholungsziel nutzten. Dieses Areal ist ebenfalls Pachtgelände und gehört der Stadt.
Projektpartner geben Gas
Die Stadtverwaltung, die Stadtwerke und die Thüga drücken offenbar aufs Tempo. Noch in diesem Jahr, so heißt es in der Gemeinderatsvorlage, sollen die Vertragsverhandlungen mit den Landwirten durchgeführt und abgeschlossen und bis Herbst die notwendigen Umwelt-Untersuchungen abgeschlossen werden. Das Jahr 2025 soll für die konkrete Projektierung und den Abschluss des Planverfahrens und daran anschließend für notwendige Bestellungen von technischen Einrichtungen genutzt werden.