Eigentlich sind Heizpilze in Villingen-Schwenningen verboten. Der Gemeinderat hatte sie wegen ihrer Klimaunfreundlichkeit vor einigen Jahren untersagt. Ende September 2020 gab es dann aber die Abkehr vom Verbot – zumindest temporär.
Um den Wirten unter die Arme zu greifen, war ein Aussetzen des Heizpilz-Verbots bis zum 31. Oktober 2021 beschlossen worden. Die Idee: So könnten Gäste länger auch draußen bedient werden. Nachdem die Regelung Ende Oktober 2021 auslaufen war, wurde das Aussetzen des Verbots im Dezember um ein Jahr verlängert – also bis Ende 2022.
Rebstock-Wirt Andreas Pfaff aus der Niederen Straße in Villingen hofft, dass die Ausnahmeregelung bis zum 31. Dezember Bestand hat: „Ich werde die Heizpilze definitiv laufen lassen. Sie bringen mir einen Mehrwert.“

Niemand wisse, wie sich die Corona-Situation im Winter entwickeln werden. Eine Maskenpflicht, ist sich Pfaff sicher, würden die Villinger nicht mehr akzeptieren. Dann bliebe nur das Verweilen im Außenbereich – auch bei niedrigen Temperaturen. Und dafür seien die Heizpilze wichtig. „Es wäre super, wenn die Ausnahme weiter gelten würde“, so Pfaff.
Der Rebstock-Wirt hatte schon im vergangenen Winter Biogas verwendet und macht das auch im kommenden Winter wieder so. Eigentlich aber möchte er Heizpilze mit einer anderen Technik verwenden: „Es gibt auch Pellets-Heizpilze, die zu 100 Prozent CO2-frei sind. Ich habe vor sechs Wochen beim Gewerbeamt nachgefragt, ob ich die nutzen darf. Bislang gab es noch keine Antwort.“ 1600 Euro würde ein solcher Heizpilz laut Pfaff kosten: „In einem Jahr wären hätten sich die Kosten amortisiert. Ich würde das gerne zahlen, muss aber wissen, ob ich die Teile nutzen darf oder nicht.“

Ob Heizpilze genutzt werden dürfen, entscheidet in der Regel der Gemeinderat Villingen-Schwenningen mit einer einfachen Mehrheit. Und die Entscheidung für die Ausnahmeregelung wurde gegen die Stimmen der Grünen-Fraktion getroffen. Planen die Grünen angesichts der veränderten energiepolitischen Lage also einen neuen Vorstoß gegen die Heizpilze?
„Heizpilznutzung wäre grotesk“
„Nein, es ist kein Vorstoß von uns geplant, da die Verlängerung sowieso dieses Jahr ausläuft“, sagt Ulrike Salat. Und weiter: „Ich denke, dass in Anbetracht der Situation – Energiekrise, Ukrainekrieg – sowieso kein Gastronom einen Heizpilz aufstellen wird, das wäre ja geradezu grotesk, das vielleicht rationierte Gas für die Beheizung der Umgebung zu nutzen.“
Salat ist sich aber bewusst, dass es nötig ist Möglichkeiten zu finden, dass die „gebeutelte Gastronomie mehr Umsatz machen kann“. Das solle aber nicht mit Heizpilzen gemacht werden. Salats Vorschlag sind beispielsweise Lüftungsanlagen, die im Innenbereich angebracht werden.
„Von Anfang an dagegen“
Salat: „Wir Grüne waren von Anfang an dagegen und es kam so wie leider oft, dass es dann auch zusätzlich noch eine Verlängerung der Heizpilznutzung gab. Das war übrigens auch den Gastronomen gegenüber nicht fair, die sich im ersten Jahr gegen den Kauf von Heizpilzen entschieden hatten.“
Gegen die Heizpilzverlängerung bis Ende des Jahres hatte auch die SPD-Fraktion gestimmt – zumindest mehrheitlich. Einer, der von der Fraktionslinie abgewichen war, ist Nicola Schurr: „Als wir das entschieden hatten, gab es noch eine andere Corona-Situation. Wir wollten den Gastronomen helfen.“

Es gebe vereinzelt Gastronomen, die sich für eine permanente Heizpilz-Erlaubnis aussprechen. „Man muss aber sehen, dass so gut wie keiner der Gastronomen die Möglichkeit angenommen hat“, sagt Schurr weiter.
Überlegungen, die Ausnahmeregelung vorzeitig zu beenden, gebe es keine: „Das war ein demokratischer Prozess. Wenn man das ändert, wird das bei anderen Dingen auch zur Normalität. Wenn Entscheidungen getroffen werden, die einem nicht gefallen, muss man das auch akzeptieren.“
Anders als Grünen-Kollegin Salat glaubt Schurr nicht daran, dass die Heizpilze auch in einer Gasmangellage einen Unterschied machen würden.