VS-Obereschach: Unfallschwerpunkt Stumpenkreuzung: Kommt bald ein Kreisel?

Sechs Unfälle haben sich in den vergangenen 18 Monaten an der Stumpenkreuzung ereignet. Nicht nur die Polizei sieht dringend Handlungsbedarf. Mit Unfall-Chronologie und Kommentar

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Anja Greiner

Wenn Arno Göpfert vom Polizeipräsidium Tuttlingen das Wort Stumpenkreuzung hört, dann sagt er ohne lange Pause: "Die Kreuzung ist die wohl bekannteste im Schwarzwald-Baar-Kreis: ein Unfallschwerpunkt." Und: "Fast immer gibt es Schwerverletzte."

Arno Göpfert ist zuständiger Sachbearbeiter Verkehr für den gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis und war in den vergangenen Monaten nicht nur einmal an der Stumpenkreuzung gestanden. Er sagt: "Nicht nur ich sehe definitiv Handlungsbedarf".

Und meint, dass sowohl die Verkehrspolizei als auch die zuständigen Behörden in Stadt und Landkreis durchaus um das Problem wissen. Bauliche Veränderungen sind seit längerer Zeit im Gespräch, mehrere Ortstermine der Verkehrskommission hat es gegeben.

Erst am Donnerstag hat sich erneut ein Unfall mit drei Verletzten ereignet. Warum ist bisher nicht mehr unternommen worden? Eine Spurensuche.

In der Vergangenheit krachte es an der Stumpenkreuzung öfters. In jüngster Zeit kam es aber zu keinen größeren Unfällen mehr. Die Stadt ... — In der Vergangenheit krachte es an der Stumpenkreuzung öfters. In jüngster Zeit kam es aber zu keinen größeren Unfällen mehr. Die Stadt möchte an dieser Stelle einen Kreisel bauen lassen, die Kreisverwaltung fordert aber zunächst eine Verkehrszählung. So soll festgestellt werden, ob der Bau eines Kreisverkehrs überhaupt notwendig ist. Bild: Hornfix | Bild: Hornfix

Die Unfallstatistik: Im vergangenen Jahr haben sich laut Polizeistatistik an der Kreuzung fünf Unfälle ereignet, bei denen vier Menschen schwer und sechs leicht verletzt wurden. In diesem Jahr haben sich zwei schwerere Unfälle mit insgesamt vier Leichtverletzten ereignet. Der Gesamtsachschaden in beiden Jahren beläuft sich auf rund 164.000 Euro. Die Stumpenkreuzung gilt damit offiziell als Unfallschwerpunkt.
Die Fakten: Vor einigen Jahren wurde das Vorfahrt-Gewähren-Schild durch ein Stopp-Schild ersetzt. Eine Hecke wurde gepflanzt und ein Schneeschutz aufgestellt, um die Sicht einzuschränken und die Fahrer zum Anhalten zu bewegen.

Möglicherweise mit kurzfristigem Erfolg: 2013 gab es nur noch zwei Unfälle und 2014 keinen. 2015 krachte es dann wieder öfter. Im Dezember 2015 war die Kreuzung darum Thema im Kreistag. Mögliche Lösungen wurden diskutiert – darunter auf Empfehlung des Straßenbauamtes ein Kreisverkehr – eine Verkehrsschau mit dem Polizeipräsidium Tuttlingen, den Unteren Verkehrsbehörden der Stadt Villingen-Schwenningen und dem Landratsamt Schwarzwald-Baar wurde eingerichtet. Anfang des Jahres gab es einen Ortstermin. Auch die Verkehrspolizei sieht Handlungsbedarf: seit längerem werden an der Kreuzung vermehrt Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt, teilweise werden dabei "sehr hohe Werte" gemessen, sagt Göpfert.
Die Unfallursachen: So schwerwiegend die Folgen der Unfälle in den meisten Fällen sind, so einfach ist die Unfallursache zu erklären: "Die Vorfahrt wird nicht beachtet", sagt Göpfert. "Bei allen Unfällen von 2015 bis jetzt führte das Nichtbeachten der Stopp-Stelle, aus Richtung Obereschach kommend, zu dem Zusammenstoß mit den Autos, die auf der Kreisstraße unterwegs waren." Das ist der eine Grund. Der zweite: Die Fahrzeuge, die auf der Kreisstraße aus oder nach Villingen die Kreuzung queren, seien teilweise deutlich zu schnell unterwegs. Die Folge: "Der vorfahrtsberechtigte Verkehr wird von der Straße geschossen."
Der Kreisverkehr: In der Sitzung des Kreistags im Dezember hatte das Straßenbauamt einige Sofortmaßnahmen vorgeschlagen. Dazu zählten: die Vergabe eines Planungsauftrags für den Umbau der Kreuzung zu einem Kreisverkehr.

Weiter wurde angedacht, die vor einigen Jahren als Bremse aufgestellten Gehölze und den Schneefangzaun wieder zu beseitigen, damit die beiden Vorfahrt-Gewähren-Schilder frühzeitig gesehen werden können. Außerdem soll eine Verkehrszählung auf allen vier Zufahrtsästen durchgeführt werden.
Der Gegenvorschlag: Wolfgang Zimmermann ist stellvertretender Ortschaftsrat von Obereschach, er kennt die Kreuzung, er wohnt direkt daneben. Wenn es kracht hört er erst den Aufprall und ein paar Minuten später die Sirenen der Rettungswagen. Wolfgang Zimmermann sagt: "Von einem Kreisverkehr halte ich nichts." Zu teuer sei der Bau. Zimmermann hat einen weitaus günstigeren und auch vermeintlich schneller umsetzbaren Vorschlag: Die ersten 50 Meter auf der Strecke nach Weilersbach sperren. "Einfach nur ein Durchfahrt-Verboten-Schild aufstellen", sagt er. So, dass es nicht mehr möglich ist, über die Kreuzung drüber zu fahren, sagt Zimmermann.

Chronologie der Unfälle

20. Mai 2016: Drei Leichtverletzte nach Zusammenstoß

19. Dezember 2015: Keine Verletzten, 10.000 Euro Sachschaden

8. Oktober 2015: Zwei Schwerverletzte nach Zusammenstoß

1 Juli 2015: Zwei Schwerverletzte

8. April 2015: Frau und drei Kinder leicht verletzt

2. März 2015: Keine Verletzten, 19.000 Euro Sachschaden

17. Mai 2013: Zwei Verletzte

7. März 2013: Zwei Schwerverletzte

28. September 2012: Keine Verletzten, Totalschaden an einem Wagen

27. Februar 2012: Keine Verletzten

1. April 2012: Keine Verletzten

1. Januar 2012: Ein Schwerverletzter

30. Dezember 2011: Eine Verletzte

18. Juni 2011: Radfahrer übersehen

6. Oktober 2010: Radfahrer schwer verletzt

2. Juni 2010: Zwei Schwerverletzte

23. November 2007: Eine Leitchtverletzte

6. Juli 2007: Keine Verletzten

8. Mai 2006: Eine Leichtverletzte

8. April 2003: Zwei Schwerverletzte, ein Leichtverletzter

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