Osman Cinar (36) kannte das Hotel Bosse noch, als es Rüdiger Bosse leitete: Damals schickte die Autogalerie – in dem Autohandelshaus der Familie arbeitete er bis vor Kurzem als Software-Fachmann – ihre Auslandskunden, die in Villingen übernachteten, bevorzugt in das Haus im Kurgebiet. Nach dem überraschenden Tod Bosses ging es mit dem Betrieb bergab, bis er verkauft werden musste: Bilal Cinar (39), der die Immobiliengeschäfte der deutsch-türkischen Familie Cinar leitet, schlug zu. Später nahm Osman, der Jüngste der Familie, die Herausforderung an und wechselte vom Autohaus am Herdenen ins Kurgebiet, wo er seit 1. April das umbenannte Hotel am Kurpark führt – vorerst nur mit einem Hotelbetrieb mit Übernachtung, Frühstück und Getränken.

Dabei soll es nicht bleiben: Auch das von Bosse aufgebaute, aber aktuell geschlossene Restaurant möchte er wieder öffnen. Dafür sucht Cinar trotz des derzeit leer gefegten Marktes dringend einen Koch, der kreativ die deutsche Küche beherrschen sollte, möglicherweise auch ein junger Küchenchef, der hier seine Ideen verwirklichen möchte. Einer, der auf den Spuren Rüdiger Bosses wandelt, schwebt dem 36-jährigen Kaufmann vor, wobei Cinar weiß, wie schwer das sein wird: Bosses Küche war bis in Feinschmeckerkreisen geschätzt, und viele Villinger hatte vor allem die Schließung des Restaurants geschmerzt.

Im Sommer wird saniert

Daneben möchten Bilal und Osman Cinar die Zimmer ab den Sommerferien Etage für Etage sanieren lassen. Ein schlichter Schwarzwald-Stil werde umgesetzt, verspricht Cinar. Die Themenzimmer werden der Vergangenheit angehören – eines, mit Namen „Kairo“ hatte es zu einiger Bekanntheit gebracht. Darüber hinaus möchte Osman Cinar das Haus mit neuen Hotspot-Anschlüssen aufrüsten, womit das Internet deutlich schneller wird. Ob die Terrasse möglicherweise neu gestaltet wird, will er erst entscheiden, wenn er einen Koch gefunden hat. Grundsätzlich möchte er es bei der gewohnten Bewirtschaftung belassen, ein größerer Freibereich sei nicht geplant. Ansonsten verfolgt er eine behutsame Sanierung, der Kern des aus den Siebziger Jahre stammenden Gebäudes bleibt unangetastet. Ein zusätzlicher Eingang in einen der Gasträume sei geplant, um ein Beispiel zu nennen.

Wesentliche Elemente des alten Bosses sollen beim neuen Hotel am Kurpark erhalten bleiben – hier ein Blick auf die Bar.
Wesentliche Elemente des alten Bosses sollen beim neuen Hotel am Kurpark erhalten bleiben – hier ein Blick auf die Bar.

Sein Hauptaugenmerk liegt derzeit darauf, die Geschäftskunden, die das Haus im Kurgebiet schätzen, zu halten. Den unterschiedlichen Personalbedarf deckt er über eine Personalservice-Agentur ab. Die nach Bosses Tod von Hotelkaufmann Joachim Weber entwickelten Pläne, einen gemischten Seniorenresidenz- und Hotelbetrieb aufzubauen, verfolgt Cinar nicht weiter. Er will künftig 34 Zimmer anbieten, auch zwei bislang von der Familie Bosse genutzten Appartements werden umgebaut. Wie Osman Cinar auf den neuen Namen des Hotels kam, ist leicht zu erklären, obgleich der Kurpark einige hundert Meter entfernt liegt. Wenn früher in der Autogalerie gefragt wurde, wo eigentlich das Hotel Bosse lag, hieß es immer: „Am Kurpark!“

Die Cinars

Der Vater kam über Dänemark nach Spaichingen. Die vier Brüder Osman (36), Bilal (39), Zübeyir (40) und Ali (43) begeisterten sich früh für Autos. Ein kleiner Spaichinger Autohandel war die Keimzelle des Unternehmens. Über Standorte zuerst in Schwenningen, dann in Villingen kamen sie in die Doppelstadt und bauten 2011 für rund 4,5 Millionen Euro die Autogalerie im Gewerbegebiet Herdenen.