Der dritte Bewerber für die Wahl des Oberbürgermeisters der Doppelstadt hat seine Kandidatur offiziell bekannt gegeben. Jörg Röber, Politikwissenschaftler mit Doktortitel, erklärte am Donnerstag gegenüber den Medien; "Ja, ich will Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen werden."
Gerüchte über eine mögliche Kandidatur Röbers, der seit zweieinhalb Jahren persönlicher Referent von Oberbürgermeister Rupert Kubon ist, gab es bereits seit längerer Zeit. Bislang hat er sich zu einer möglichen Kandidatur jedoch stets zurückhaltend geäußert.
Noch im Februar, als er vom SÜDKURIER beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer zu einer möglichen Kandidatur befragt wurde, sage Röber, er habe "andere Lebenspläne, als OB von Villingen-Schwenningen zu werden." "Zu diesem Zeitpunkt stimmte das auch", sagt er. Zum Umdenken habe ihn bewogen, dass er seither vielfach angesprochen wurde. Er mache keinen Hehl daraus, dass die Vorstellung, für eine Stadt als Bürgermeister oder Oberbürgermeister verantwortlich tätig zu sein, sich nicht erst seit seiner Tätigkeit in Villingen-Schwenningen entwickelte.
Er habe in den vergangenen Tagen und Wochen mit vielen Menschen aus den unterschiedlichen Bereichen gesprochen, die ihn allesamt zur Kandidatur ermutigt hätten, so Röber in seiner Erklärung. "Diesen Rückenwind möchte ich nutzen, um gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern unsere Stadt voran zu bringen."
Als Referatsleiter und persönlicher Referent von Noch-OB Kubon wisse er sehr genau, wo die zentralen Herausforderungen der kommenden Jahr liegen. "Durch meine Ausbildung, meine Erfahrung aus der Beratung von Städten, Gemeinden und Ministerien sowie der jetzigen Arbeit in der Verwaltung bringe ich das notwendige Handwerkszeug mit, um die anstehenden Aufgaben zu lösen", so der Politik- und Verwaltungswissenschaftler. Dabei verhehlte er nicht, dass er in vielen Dingen eine andere Meinung vertritt als der amtierende Oberbürgermeister. "Aber in vielen Dingen bin ich auch einig mit der Sicht von Herrn Kubon." Röber verstehe sich als Oberbürgermeister und erster Dienstleister für die Bürger der Doppelstadt und wolle mit ihnen in den kommenden Wochen noch weitere ins Gespräch kommen um zu erfahren, wo sie der Schuh drückt.
Für die ersten acht Jahre einer möglichen Amtszeit hat sich Jörg Röber fünf Schwerpunkte gesetzt. Einer ist die Schaffung einer guten Verkehrsinfrastruktur. Hier will er sich für eine zügige Verbesserung der maroden Straßen stark machen und dies zur absoluten Chefsache erklären. Auch die Verbesserung von Radwegen, Ausweitung und bessere Überwachung von Tempo-30-Zonen stehen auf der Agenda.
Im Bereich Lebensqualität will Röber die Innenstädte zu Lebenszentren umgestalten. Ein wirksames Stadtmanagement soll die hohe Lebensqualität in den Ortschaften erhalten, der öffentliche Nahverkehr soll die Stadtzentren schneller miteinander verbinden. Auch der Bereich sozialer Wohnungsbau müsse weiter ausgebaut werden.
Darauf angesprochen, was Röber als neuer Oberbürgermeister für die Ortschaften tun würde, sagte er, er wolle die Ortschaften zukunftssicher machen. Dabei müssten auch die infrastrukturellen Gegebenheiten überdacht werden. "Ich verstehe, dass die Ortschaften an dem festhalten, was sie haben." Er wolle nicht krampfhaft versuchen, etwas zu verändern, was die Ortschaften nicht wollen.
Auch für die demografische Entwicklung, die Förderung des interkulturellen Zusammenlebens und Stärkung der Integration hat Röber bereits präzise Vorstellungen. Ebenso für den Bereich, Villingen-Schwenningen als Wissenschaftsstandort zu stärken. Der Ausbau von Kinder- und Schulbetreuungsangeboten müsse ausgebaut werden. Die drei Hochschulstandorte auf fachlicher und politischer Ebene bei der Realisierung dringend notwendiger Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen zu unterstützen sei ebenfalls ein Anliegen. Nicht zuletzt soll der Wirtschaftsstandort VS mit der Digitalisierung und einem intelligenten Flächenmanagement fit für die Zukunft gemacht werden.
Röber sagte, dass es zum Umsetzen dieser Ziele starke Partner brauche, "den Gemeinderat, die Verwaltung und Behörden." Wie er betonte, sei er parteilich nicht gebunden. Auf die Frage, ob er von einer politischen Partei dennoch unterstützt werde, antwortete er ausweichend. "Es gibt Personen, die mich unterstützen." Ob er konkret von Seiten der SPD oder den Grünen unterstützt werde, bestätigte er nicht.
Ob mit dem Ende der Amtszeit von Rupert Kubon sein Arbeitsverhältnis als persönlicher Referent beendet sei, konnte Röber so nicht sagen. "Meine Arbeit ist an das Amt des Oberbürgermeisters gekoppelt, nicht an eine Person." Ob er allerdings, sollte er die Wahl nicht gewinnen, unter einem anderen Oberbürgermeister, sprich jetzigen Gegenkandidaten weiterhin als Referent arbeiten würde, darüber denke er nicht nach. "Mein Ziel ist, Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen zu werden. Einen Plan B habe ich nicht."
Zur Person
Jörg Röber ist am 2. Juni 1980 in Zittau (Sachsen) geboren. Nach Abitur und Grundwehrdienst absolvierte er von 2001 bis 2007 ein Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz. 2014 promovierte er an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen. Dort war er ab 2007 bis 2015 auch akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft. Jörg Röber ist verheiratet mit Christine und hat zwei Kinder, 14 und drei Jahre. Die Familie wohnt derzeit in Singen, er Jörg Röber pendelt täglich. Er beabsichtigt aber, nach Villingen-Schwenningen zu ziehen. In seiner Freizeit beschäftigt er sich intensiv mit seinen Kindern, außerdem gehören Laufen und Kanu fahren zu seinen Freizeitbeschäftigungen. (spr)