All jenen zu gedenken, die als Oper des Nationalsozialismus für immer verstummt sind, das ist die Absicht der Mahnwachen des Vereins Pro Stolpersteine Villingen-Schwenningen. Zehn Mahnwachen gibt es im Herbst/Winter 2018/19. Eröffnet wurde die Reihe durch den Vorsitzenden Friedrich Engelke auf dem Bahnhofsvorplatz Villingen mit einem Bericht über die Deportation Villinger Juden nach Gurs. Dies geschah am 22. Oktober 1940. 30 Bürger folgten der Dramaturgie des Erinnerungsabends, der mit tatsächlichen und fiktiven Briefen an die Schicksale von Sally und Martha Schwab aus dem Anwesen Rietstraße 4, an Hugo und Irma Schwarz aus der Gerberstraße 33, an Georgine Haberer aus der Schlösslegasse 2 und an Hermann Faber aus der Brigachstraße 13 erinnerte.

Im Anschluss an die erste Mahnwache fand im Martin-Luther-Haus die Jahreshauptversammlung des Vereins Pro Stolpersteine Villingen-Schwenningen statt. Zwei Höhepunkte aus Engelkes Jahresbericht: Da war die Begegnung mit Silvia Aberle, die durch Vermittlung von Heinrich Maulhardt, Leiter der städtischen Museen und Archive, und von Heinrich Schidelko, Geschichtslehrer an der St.-Ursula-Schulen, zustande kam. Aberle ist die Enkelin von Martha Bikart, die mit ihrer Familie 1938 zwangshalber nach Argentinien ausgewandert ist. Martha Bikart, geborene Bloch, stammte aus Randegg im Hegau an der Schweizer Grenze und wuchs in der Villinger Niederen Straße auf. Von ihrem Schulbesuch in St. Ursula blieb im Klassenbuch festgehalten, dass sie gut singen und Klavier spielen konnte. Der zweite Höhepunkt im Vereinsjahr ist die noch bis Sonntag laufende Ausstellung „Ich kam als Gast in eurer Land gereist“ über deutsche Hitlergegner, die nach Russland kamen und Opfer des Stalinterrors wurden.
Bei den Neuwahlen wurden im Verein die bewährten Vorstandsmitglieder wiedergewählt. Friedrich Engelke als Vorsitzender, seine Stellvertreter Theo Leute und Heinz Lörcher und als Schatzmeister Raphael Pfeffer. Engelke stellte die Broschüre zu den Mahnwachen 2017/18 vor mit der Bitte, eine, maximal zwei Biografien hintereinander zu lesen. „Jeder Gemeinderat wird eine Broschüre erhalten und wir werden auch wieder drei Vorträge und Podiumsdiskussionen zum Thema Stolpersteine anbieten“, so Engelke in seinem Ausblick. Bei der Konferenz „Steine des Anstoßes oder normiertes Ritual – zur Rolle des Stolperstein-Projektes in den Erinnerungskonflikten der Gegenwart“ wird Engelke im Februar in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin einen Vortrag halten mit dem Titel: „Antrag demokratisch abgelehnt, ein Bericht aus der Provinz.“
Weitere Mahnwachen
11. November: Villingen Münsterplatz, 18. November: Schwenningen Muslenplatz; 25. November: Villingen Münsterplatz; 2. Dezember: Villingen Latschariplatz; 9. Dezember: Schwenningen Muslenplatz; 16. Dezember: Villingen Münsterplatz; 13. Januar Villingen Münsterplatz; 20. Januar Schwenningen Muslenplatz und am 27. Januar Villingen Münsterplatz, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Mahnwachen beginnen jeweils um 19 Uhr,