Fabian Bönecke ist Jäger. Ein Jäger der alten Schule, darauf legt er Wert. Gleichzeitig sind seine Ansichten über die Ausübung der Jagd aber auch ganz modern, vielleicht sogar dem Zeitgeist entsprechend. Ihm ist der Respekt vor dem Lebewesen Wild ein ganz wichtiges Anliegen.
Mit 18 Jahren den Jagdschein gemacht
Schon als Kind habe er die Leidenschaft für die Jagd entdeckt, erzählt der Unterkirnacher Teamleiter der Tourist-Information. Sein Vater war Förster. „Ich bin ihm am Rockzipfel gehangen und wann immer es möglich war, mit ihm auf die Jagd gegangen“, erinnert sich Fabian Bönecke.

Mit 18 machte er dann seinen Jagdschein. „Das war damals noch ein anspruchsvoller einjähriger Kurs mit viel Theorie und auch Praxis. Tierschutz, Waffenrecht sowie Natur- und Artenschutz gehörten gleichermaßen zur Ausbildung. Ich hatte tolle alte Lehrmeister. Bereits damals habe ich die alte Schule der Jagd kennengelernt. Nach der Prüfung konnte ich viel mit Freunden und Bekannten im Donautal zur Jagd gehen“, erinnert sich der heute 41-jährige.
Schon damals sei es ihm wichtig gewesen, die Jagd im Kompletten zu sehen. Ein Tier wollte er damals wie heute erst schießen, wenn klar war, was anschließend mit dem Lebensmittel Wildbret geschieht.
Nach einer Pause, in der andere Dinge wie zum Beispiel die berufliche Karriere im Mittelpunkt standen, jagt Fabian Bönecke seit nunmehr sechs Jahren wieder intensiv. Seine Leidenschaft ist wieder entflammt.
Im Stockwald, dort, wo er auch wohnt, hat er ein rund 250 Hektar umfassendes Revier. Außerdem hat er am Federsee, im Revier des Forsts Baden-Württemberg, eine zweite Jagd und engagiert sich jetzt auch im Vorstand der Kreisjägervereinigung.

Ein- bis zweimal pro Woche ist er zur Jagd unterwegs. Gejagt werden Rehwild, Schwarzwild und auch Fuchs und Dachs, ganz selten auch Hasen.
Vielfältige Aufgaben gehören dazu
Täglich führen Spaziergänge mit seinem Hund Abby, einer westfälischen Dachsbracke, durch sein Revier.
Sein Wissen über den Wald und die Natur vermittelt Fabian Bönecke gerne auch bei Waldspaziergängen an Erwachsene und Kinder.
Dazu gehören Revierpflege und -hege sowie in gewissem Rahmen auch der Naturschutz, berichtet er. Bei Wildunfällen werden Jäger gerufen, um sich um verletzte oder getötete Tiere zu kümmern. Mit Landwirten und Waldbesitzern sei man außerdem im Austausch, um zum Beispiel Schäden durch Verbiss in Grenzen zu halten.
Ganz aktuell sei die Kitzrettung im Fokus. Jäger unterstützen dabei die Landwirtschaft indem sie Wiesen und Felder vor dem Abmähen mit Drohnen nach dort von ihren Müttern abgelegten Rehkitzen absuchen.

Einblicke in sein Leben als Jäger, in seine Leidenschaft und Passion vermittelt Fabian Bönecke regelmäßig in den sozialen Medien unter dem Namen „Die Kleine Jagdfamilie“.
„Ich habe einen Hund, aber weder Hut noch Bauch“, sagt Fabian Bönecke lachend auf die Frage, was ihn als Jäger ausmache.
Es gibt auch negative Tendenzen
Schnell wird er aber wieder ernst. Die Jagd sei sehr kommerziell geworden, sagt er. Den Jagdschein könne man heute in einem Drei-Wochen-Intensivkurs machen. Praktische Ausbildung erfolge kaum. Vielfach wüssten die Jäger nicht einmal mehr, was nach dem Schuss mit dem Wild geschehe. Die eigene Kleidung, der Hersteller der Waffe und das Fabrikat des Geländewagens seien oft wichtiger.

Fabian Bönecke selbst möchte den Fokus wieder mehr auf die Natur und das Tier lenken. Jäger sein bedeute nicht protzen mit dem erlegten Tier. Ihm ist der Respekt vor dem Nahrungsmittel wichtig. „Schlussendlich jagen wir wegen dem Produkt Wildfleisch. Nicht für die Forstwirtschaft, um Verbissschäden gering zu halten“, gibt er zu bedenken.
Das Wildbret, also das Fleisch der Tiere, sei das natürlichste und nachhaltigste Fleisch, das der Mensch essen könne, ist er überzeugt. Wild lebe weder im Stall noch erhalte es vorgegebenes Futter oder irgendwelche Medikamente, untermauert er diese Ansicht. Es habe bis zum letzten Moment in der freien Natur gelebt. Es hatte keinerlei Stress.
„Wild als Nahrungsmittel ist viel mehr als ein eingelegter Braten im Herbst und Winter. Es ist ein Ganzjahresprodukt“, weiß Fabian Bönecke. In der Schonzeit könne man auf tiefgekühltes Fleisch zurückgreifen. Auch muss es nicht immer Filet oder Rücken sein. Keule, Schulter und auch das Fleisch vom Hals seien ein super zartes Fleisch.
„Ich möchte ein Tier von hinten bis vorne verwerten“, so der Jäger. Das Wissen um diese Möglichkeiten müsse wieder viel verbreiteter werden.

An diesem Punkt schlägt er den Bogen zur alten Schule der Jagd. Früher, so erinnert er sich, seien Nieren, Herz und Leber des erlegten Tieres am Morgen nach der Jagd mit Rührei gegessen worden. Man habe das Tier möglichst komplett verwertet. Dahin möchte Fabian Bönecke zurück. Das war für ihn auch sogar schon ausschlaggebend an einem Buch über Wildgerichte und die Jagd mitzuwirken.
Respektvoll bis zur letzten Sekunde
Sein Respekt vor den Tieren spiegelt sich aber auch noch an anderer Stelle wider. Er müsse nicht bei jedem Ansitz etwas schießen, „den Finger krumm machen“, sagt Fabian Bönecke. Wenn er aber ein Tier erlege, verweile er nach dem Schuss zunächst noch einige Zeit auf dem Hochsitz. Dann gehe er zum Stück und lege ihm nach alter Tradition einen kleinen Zweig, den sogenannten letzten Bissen in den Mund.
„Du nimmst ein Leben. Das ist für mich ein Moment der Ehrfurcht“, sagt er und betont, er sei dankbar, dass auch nach vielen Jahren der Jagd noch fühlen zu können.