St. Georgen Beim Konzert der japanischen Künstlerin Nozomi Hiwatashi zog ein musikalisches Donnerwetter über den Bergstadtsommer. Die Perkussionistin brachte die Klosterbergfabrik zum Beben – bis unters Dach. Dass ein Konzert, bei dem unterschiedliche Schlaginstrumente im Mittelpunkt stehen, mit einer gewissen Lautstärke verbunden sein wird, davon konnten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher ausgehen. Doch spätestens, als jeder Zuhörer am Eingang mit einem Paar Ohrenstöpsel und dem gutgemeinten Rat „es wird laut“ begrüßt wurde, konnte man die Dimension erahnen.
Dabei bestand die musikalische Einleitung zunächst aus einem Klarinetten-Trommel-Duett, bei dem Dirk Altmann, langjähriger Bergstadtsommer-Klarinettist, musikalisch in den Dialog mit Nozomi Hiwatashi trat. In ihrer Begrüßung lud die zurückhaltende, fast schüchtern wirkende Künstlerin das Publikum ausdrücklich dazu ein, sich in den Gedanken zu den jeweiligen Stücken „völlig frei zu fühlen.“ In ihrer Darbietung steckte viel Improvisation, die den Zuhörern Raum für eigene Interpretation ließ.
Nach dem Eröffnungsstück durfte die Zuschauerschar die Ankündigung, dass das Konzert auf mehreren Ebenen stattfindet, wörtlich nehmen. Bespielt wurde das gesamte ehrwürdige ehemalige Fabrikgebäude mit der Klinkerfassade in der Friedrichstraße. Beim Kunstverein Global Forest erwartete die Perkussionistin im abgedunkelten Raum die Zuhörer. Nur das beleuchtete Trommelfell einer Pauke erhellte zunächst die Szenerie. Und spätestens dort war es mit der asiatischen Zurückhaltung der Künstlerin vorbei. Wie ein Vulkan brach es aus ihr heraus. Nozomi Hiwatashi bearbeitete das Instrument mal zart, fast liebevoll und mit kaum hörbaren Streich- und Schabgeräuschen, um im nächsten Moment mit aller Kraft das Trommelfell der Pauke und das der Zuhörer zu malträtieren.
Nozomi Hiwatashi beschränke sich bei ihrer Darbietung nicht auf Instrumente, zu denen auch das Vibra- und Marimbaphon zählten, deren Spiel einen fast sinnlichen Kontrast zu den harten Trommelklängen bildete. In einer Performance nutzte die Künstlerin ihren eigenen Körper als Schlaginstrument. Sie schrie, trat um sich, verpasste sich selbst Kopfnüsse und lag schließlich erschöpft auf der Erde, um im nächsten Moment voller Energie aufzuspringen und die Besucher in die nächste Kulisse der Klosterbergfabrik zu bitten. Dort warteten erneute künstlerische Herausforderungen auf das Publikum, das das Konzert mit Erstaunen, Verwunderung und am Ende mit einer in Beifall ausgedrückten Begeisterung verfolgte.
Am heutigen Mittwoch bietet der Bergstadtsommer etwas für die jüngeren Besucher. Um 14 Uhr wird im Bürgersaal des Roten Löwen das Kinderkonzert „Hänsel und Gretel“ aufgeführt. Die Kinderoper für Bläserquintetts wird von Karsten Dönneweg kurzweilig erzählt. Außerdem wird der Leiter der Jugendmusikschule, Elias Zuckschwerdt, die Instrumente vorstellen. Der Eintritt ist dank der Bürgerstiftung frei.