Die Polizei hat die Namen von drei Tatverdächtigen ermittelt, die in der Nacht von Montag auf Dienstag einen 37 Jahre alten, dunkelhäutigen Mann vor einer Kneipe in der Weidenbächlestraße in St. Georgen verprügelt haben sollen. "Wir ermitteln mit Hochdruck. Mittlerweile ist auch der erste Tatverdächtige vernommen worden", erklärte Pressesprecher Michael Aschenbrenner auf Anfrage. Gegen beide Männer werde wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung ermittelt. Bei der Frau sei noch unklar, ob und wie sie an der Tat beteiligt war. "Da sind wir auch auf die Zeugenaussagen angewiesen", so Aschenbrenner.
Hinweise, dass es sich trotz der eindeutigen Aussagen der Tatverdächtigen um eine rassistisch motivierte Tat handeln könnte, wies die Polizei zurück. "Es gibt aus unserer Sicht absolut keine Hinweise auf ein fremdenfeindliches Motiv." Deshalb blieben die Ermittlungen auch in der Hand des St. Georgener Polizeireviers und würden nicht an die Kriminalpolizei weitergegeben. Auch die Tatsache, dass die Profile der Tatverdächtigen in den sozialen Medien zahlreiche Hinweise auf eine fremdenfeindliche Gesinnung liefern, sei für die Polizei noch kein Anlass für Ermittlungen.
Unterdessen verwahrt sich der Wirt des betroffenen Bistros davor, den Ereignissen tatenlos zugesehen zu haben. Gerd Stern, der die genauen Umstände der Tat erst aus der Zeitung erfahren hat, ist spürbar betroffen. Auch dass seine Bar ein Treffpunkt für rechtes Publikum sei, möchte er so nicht stehen lassen. "Ich habe zwar gesehen, wie da einer am Boden liegt. Aber es standen viele Leute um ihn herum, die auch alle die Polizei hätten rufen können. Warum hat das niemand getan", fragt Stern. Er habe das Rolltor heruntergelassen, weil er nach 40 Stunden auf den Beinen Feierabend machen wollte.
Nachdem er das Rolltor geschlossen hatte, kam ihm in der Bar Paul B.s Freund entgegen und habe gerufen, dass er die Polizei rufen sollte. "Ich konnte gar nicht einordnen, wo der herkam. Und ich konnte die Polizei nicht rufen, weil ich keinen Festnetzanschluss habe und mein Handy nicht bei mir hatte", erklärt Gerd Stern. Das habe in der Hektik der Situation zu einem Missverständnis geführt. Er habe den Mann dann zu einem Seiteneingang hinausgeschickt. Auch habe er nie Probleme mit seinen Gästen gehabt. "Nur, weil wir einmal im Monat eine Mottoparty veranstalten, sind wir noch lange kein Treffpunkt für Rechtsextreme. Und nicht jeder, der die "Böhsen Onkelz" hört, ist rechts. Ich bin es schon gar nicht."
Damit hat Gerd Stern recht. Dennoch genießen die "Böhsen Onkelz" bis heute einen zweifelhaften Ruf. Die Rockband wurde 1981 gegründet und wurde in den rassistischen Teilen der Skinhead-Szene schnell populär. Sie stand bei dem neonazistischen Label Rock-O-Rama unter Vertrag und das erste Studioalbum mit dem Titel "Der nette Mann" wurde 1984 veröffentlicht und aufgrund seiner teilweise gewaltverherrlichenden, pornografischen und tendenziell nationalsozialistischen Lieder verboten. Nach einem Auftritt im Jahr 1985 in Berlin, bei dem das vor allem aus Skinheads bestehende Publikum Hitlergrüße gezeigt und Nazi-Parolen gegrölt hatte, fingen die "Onkelz" an, sich von der Szene zu distanzieren. Seit den 1990er-Jahren hat sich die Band vielfach von der Szene losgesagt und engagiert sich offensiv gegen Rechtsextremismus. Von 2004 bis 2014 zog sich die Band aus dem Musikgeschäft zurück. Seitdem sind die "Böhsen Onkelz" wieder als Rockband unterwegs und veröffentlichen Alben, die regelmäßig an die Spitze der Charts klettern.
Dennoch ist trotz aller Distanzierungen das frühere Liedgut in der Welt. Viele Rechtsextremismusforscher sehen das Umfeld der Gruppe weiterhin skeptisch und betonen, dass die Musik der "Böhsen Onkelz" für viele der Einstieg in die rechtsextreme Szene sei. Auch bleibt die Band trotz der vielen öffentlichen Distanzierungen und einer Mehrzahl an friedlichen Fans im rechtsextremen Millieu weiterhin sehr beliebt.