Vor zehn Jahren startete das Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen. Wie hat sich das Klinikum seither entwickelt? Hält es auch den künftigen Entwicklungen der Medizin und Anforderungen des Gesundheitswesens stand?
Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser, der ärztliche Direktor Matthias Henschen und der leitende Pflegedirektor Arne Holthuisen blicken auf die erste Dekade des Großklinikums zurück. Und geben einen Ausblick auf die Zukunft.
Mit dem Bau in VS zufrieden
„Man kann sagen, die Rechnung ist aufgegangen“, fasst Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser vorweg zusammen. Generell sei man mit dem Bau des Gebäudes bis heute zufrieden. Nur eines würde man heute anders machen. „Bei der Planung der zentralen Notaufnahme sind wir von niedrigeren Fallzahlen ausgegangen“, so Geiser. Aufgrund jedoch stetig steigender Fallzahlen muss die Notaufnahme vergrößert werden.
„Die Rechnung ist aufgegangen.“Matthias Geiser, Geschäftsführer
Die Geschichte des Schwarzwald-Baar-Klinikums nimmt weit vor der Inbetriebnahme im Sommer 2013 seinen Anfang. Bereits 2004 stellten der Kreistag und der Gemeinderat der Stadt Villingen-Schwenningen mit der Entscheidung für eine Neuordnung der Klinikstrukturen die Weichen für einen Klinikneubau unter dem Leitgedanken, die bestmögliche Klinikversorgung für die Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis bei wirtschaftlich optimierten Betriebskosten zu gewährleisten. „Es war klar, dass, wenn man mit dem medizinischen Fortschritt Schritt halten will, man sich auf einen Standort konzentrieren muss“, sagt Geiser.
Der Spatenstich 2009, Richtfest 2010 und offizielle Inbetriebnahme im Juli 2013 durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann sind die Eckpunkte für das Gebäude, „das man jetzt, nach zehn Jahren, nicht mehr als Neubau bezeichnen möchte“, wie Geiser sagt, der stattdessen von einer Betriebsstätte spricht.
60 Prozent der Patienten aus der Region
Seit die ersten Patienten von den Klinikstandorten Villingen und Schwenningen am 21. Juli 2013 in das neue Schwarzwald-Baar-Klinikum umgezogen sind, was eine logistische Herausforderung war, sind dort und am Klinikstandort Donaueschingen rund 470.000 stationär und fast 1,5 Millionen Patienten ambulant versorgt worden.
„Davon kamen etwa 60 Prozent der Patienten aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis und knapp ein Drittel aus der Region Tuttlingen und Rottweil. Der Rest kam aus der gesamten Republik“, fütterte Geiser die Statistik. Auch sind in dem Zeitraum 23.500 Babys dort geboren worden.

Medizinisch hat das Schwarzwald-Baar-Klinikum sein Leistungsspektrum in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Der ärztliche Direktor Matthias Henschen verwies unter anderem auf das 2015 eingerichtete Cyber-Knife-Zentrum als neueste und zukunftsweisende Bestrahlungstechnik bei der Krebsbehandlung.
Das im gleichen Jahr eröffnete Palliativzentrum, das auch dank des bürgerschaftlichen Engagements eines Vereins zustande kam, sei ein wichtiges Element bei der Betreuung und Behandlung von unheilbar kranken Menschen.
Auch die 2016 am Klinikum eingeführte, roboterassistierte Chirurgie, das bis heute zu den modernsten minimalinvasiven Operationsmethoden zählt, ist ein Meilenstein. Nur durch die fortwährenden Investitionen in medizinische Geräte würde das Klinikum auch hervorragend ausgebildete Fachmediziner bekommen. „Es braucht das Inventar und die Fachleute, die das medizinische Level des Klinikums auf hohem Niveau halten“, so Henschen.
Größter Arbeitgeber
Wie sich das Schwarzwald-Baar-Klinikum als größter Arbeitgeber der Region entwickelt hat, verdeutliche Pflegedirektor Arne Holthuisen. „Die Zahl der Mitarbeitenden ist von 2800 bei der Eröffnung auf jetzt 3300 gestiegen.“ Auch hier sei die medizinische Ausstattung Anziehungspunkt für Fachkräfte sowohl im medizinischen als auch im pflegerischen Bereich.
Als akademisches Lehrkrankenhaus ist das Klinikum zudem an der Ausbildung angehender Mediziner beteiligt. Aktuell seien rund 130 junge Menschen zwischen dem ersten und dritten Jahr in Ausbildung in einem der vielen Ausbildungsangebote.

Als Herausforderungen der Zukunft nannte Geiser die fortschreitende Digitalisierung im Zusammenhang mit der Patientenversorgung und –Sicherheit. Am Beispiel der Intensivstation machte er deutlich, dass dort ein System künftig die Überwachungs- und Behandlungseinheiten verbindet, sodass die Daten und Parameter automatisch in die Patientenkurve übertragen werden. „Das musste früher vom Pflegepersonal händisch mehrfach am Tag vorgenommen werden.“
Auch die „Ambulantisierung“, dass Patienten verstärkt ambulant statt stationär behandelt werden, sieht Geiser als eine der Aufgaben der Zukunft. Angst, dass das Schwarzwald-Baar-Klinikum dadurch eines Tages bettenmäßig überdimensioniert sein könnte, hat er dennoch nicht. „Wir benötigen künftig vielleicht weniger Betten. Aber dafür benötigen wir mehr Praxisräume.“