Die Rottweiler Zahnärztin Houma Kustermann reist regelmäßig nach Kamerun, das Land, in dem sie aufgewachsen ist. Dort betreibt sie eine Schule für junge, benachteiligte Frauen, die dort Lesen und Schreiben lernen und zur Schneiderin ausgebildet werden.
Medizinische Behandlung kostet viel Geld
Eine Schule, die ihre Großmutter Houma Martha Yagong aufgebaut hat. Wenn Houma Kustermann in ihrer Heimat ist, in Meiganga, einer Stadt im ärmsten Landesteil Kameruns, ist sie auch dort, um medizinische Hilfe zu leisten. Als Zahnärztin und Chirurgin für Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten hat sie hier alle Hände voll zu tun: Es gibt nur wenige Ärzte, und es kostet viel Geld, sich behandeln zu lassen, auch Medikamente sind teuer und schwer zu bekommen. Bei ihrem Aufenthalt im Januar wurde ihr der fünf Jahre alte Daniel vorgestellt. Er hat ein riesiges Geschwulst am Hals, das dringend operiert werden muss, sonst wird er bald daran ersticken.

Eine wahre Odysee beginnt
Houma Kustermann, die anderen beiden Ärzte, die sie begleiteten und ihr Partner Jürgen Reiter setzen also alle Hebel in Bewegung, um dem Jungen zu helfen. Eine tagelange Odyssee begann, um Daniel in einem Computertomographen untersuchen lassen zu können, und es war auch eine teure Odyssee, denn so etwas wie eine Krankenversicherung gibt es in dem bitterarmen Land nicht. Am Ende war klar. Eine Operation ist dringend nötig, und sie kann auf keinen Fall in Kamerun gemacht werden. „Das wäre unverantwortlich“, so Houma Kustermann. Also beschlossen sie, den Jungen nach Deutschland mitzunehmen.
Deutsche Bürokratie lässt fast alles scheitern
Und damit begann die nächste Odyssee, nämlich die durch die deutsche Bürokratie. Eine Klinik in Aachen hat sich inzwischen bereit erklärt, Daniel zu operieren, ein Labor in Singen hat eine Gewebeprobe von ihm untersucht, und das Ergebnis war erfreulich: der Tumor, denn ein solcher ist es, hat noch nicht in seine Knochen gestreut.
Aber nun brauchte Daniel eine Geburtsurkunde, die er nicht hat, dazu einen Reisepass, und natürlich kann er nicht alleine reisen, also wird ihn sein Vater begleiten. Dafür brauchten beide aber nicht nur einen Flug nach Deutschland, sondern auch ein Visum. Und wenn das alles geschafft ist, fehlt noch jemand, der sie in Deutschland begleitet.
Daniel gehört dem Stamm der Gbaya an
Besonders schwierig ist das mit der Sprache: Daniels Familie gehört wie Houma Kustermann zur Stamm der Gbaya, und das ist ein sehr kleiner Stamm, aber mit eigener Sprache. Nun gilt es also, jemanden zu finden, der diese Aufgabe übernehmen kann, denn Houma Kustermann selbst hat schließlich in Rottweil eine große Kinderzahnarztpraxis zu führen. Ein Gutteil dieser Odyssee ist geschafft: Vor wenigen Tagen sind Daniel und sein Vater in Frankfurt gelandet, nun sind sie bei Houma zuhause und gewöhnen sich langsam ein in das fremde Leben im kalten Deutschland.
Pläne müssen plötzlich geändert werden
Der ursprüngliche Plan war: Drei Wochen bleiben sie in Rottweil und werden hier auch die Fasnet erleben, bis es nach Aachen in die Klinik geht. Doch dann platzt plötzlich am Donnerstag die Nachricht herein, dass Daniel nach Tübingen in die Klinik muss, weil er sofort eine Chemotherapie braucht.
Auch in der Folge will sich Houma Kustermann mit ihrem Team um Vater und Sohn kümmern. Für Houma Kustermanns Team gilt es nun, Spenden zu sammeln, auch für Daniels Mutter und die fünf Geschwister, denn Daniels Vater verdient als Taxifahrer wenig, aber so lange er in Deutschland seinen Sohn begleitet, eben nichts. Das übernimmt der kleine Verein Hamami e.V., den Houma vor einigen Jahren gegründet hat. Hamami bedeutet übrigens „Schenk ein Lächeln“.
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