Rund 600 Beschäftigte aus der Metall- und Elektroindustrie haben am Nachmittag des 16. November in der Villinger Innenstadt bei einer Kundgebung ihrer Forderung nach acht Prozent mehr Lohn und Gehalt lautstark Nachdruck verliehen. Und damit gedroht, die Arbeit niederzulegen, sollte die Arbeitgeberseite bei der am Donnerstag stattfindenden mittlerweile fünften Tarifrunde erneut kein akzeptables Angebot vorlegen.
Darum dreht sich der Tarif-Streit

Mit Trillerpfeifen, Tröten und lautstarken „Konsequent – acht Prozent“-Rufen marschierten die Beschäftigten aus Betrieben aus dem gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis zunächst durch die Innenstadt. Auf dem Vorplatz der Neuen Tonhalle gab es dann Wortbeiträge.
„Das Angebot der Arbeitgeber ist sittenwidrig“, formulierte es Andreas Merz, Verdi- und Gewerkschaftsbundvertreter. Er drohte der Arbeitgeberseite unmissverständlich mit Streik.

„Wir sind keine Leichtmetaller, wir sind Schwermetallgewichte. Das ist erst der Anfang. Es ist zwar noch nicht Weihnachten, aber es kann sein, dass der Baum schon vorher brennt“, verlieh er der Acht-Prozent-Forderung Nachdruck.
Einige Redner berichteten, wie die Stimmung und die Situation in ihren Betrieben sei. Zum Beispiel Dirk Pfliegl von der Firma Mahle in Rottweil: Er vermisst von der Geschäftsleitung des Kolbenherstellers eine klare Aussage, wie das Unternehmen, das derzeit „zu hundert Prozent vom Verbrennermotor abhängig ist, sich in den kommenden fünf bis sechs Jahren positionieren will.“

Stattdessen sollen die Beschäftigten Mehrarbeit und Sonderschichten leisten. Und das auf der Basis des vorgelegten Angebot von 3000 Euro Inflationsausgleich mit einer Laufzeit von 30 Monaten. „So ein Scheiß geht nicht“, benutzt er deftige Worte.
Martin Bausch, Betriebsratsvorsitzender bei der Firma Kendrion in VS-Villingen, nannte das Angebot „einen Witz.“ Die Arbeitnehmer hätten ein faires Angebot verdient.

Kendrion, das auch von der Automotivebranche abhängig ist, fahre mit neuen Produkten gute Umsätze ein. Die 100-Millionen-Euro-Umsatzgrenze wie zu Vor-Corona-Zeit sei bereits Ende Oktober überschritten worden. „Das ist das Ergebnis der Arbeit der Beschäftigten. Aber jetzt, kurz vor Weihnachten ist wieder kein Geld da“, so Bausch.

Die Forderung nach acht Prozent mehr Entgelt sei richtig, „um die Inflation, die aktuell bei über zehn Prozent liegt, zumindest teilweise auszugleichen“, sagt der Betriebsratschef.
Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen, machte deutlich, dass, wenn die Arbeitgeber am Donnerstag kein akzeptables Angebot vorlegen, „wir zum äußersten Mittel greifen werden. Das bedeutet Urabstimmung und Streik“, wie er an die Adresse des Arbeitgebervertreters Harald Marquardt richtete.

Die Gruppe Metallerfrauen machte deutlich, wofür sie die achtprozentige Lohnerhöhung gerne verwenden würden. „Einfach mal um wieder einzukaufen, ohne jeden Cent zwei bis drei Mal umdrehen zu müssen.“