Micha Sonnenfroh trägt nicht nur einen Namen, der zuversichtlich klingt – er ist es auch. Er ist seit vier Jahren bei der Stadt Rottweil für das Stadtgrün und damit auch für die Landesgartenschau 2028 zuständig. Vier Jahre vor dem Starttermin beginnt das Großprojekt jetzt, Realität zu werden.

Vom Rottweiler Viadukt blickt Sonnenfroh auf das zukünftige Landesgartenschaugelände unterhalb der mittelalterlichen Stadtmauern, wo sich in 2028 am Neckar der Hauptteil der Schau abspielen soll.

Noch liegen Rohre und Kabel der ENRW da unten, der Rottweiler Energieversorger baut derzeit neu im Stadtteil Neufra. Danach muss hier saniert werden, der Boden ist vom früheren Gaswerk belastet.

Blick vom Viadukt auf das ENRW-Gelände, dahinter der Neckar und zukünftige Liegewiesen.
Blick vom Viadukt auf das ENRW-Gelände, dahinter der Neckar und zukünftige Liegewiesen. | Bild: Moni Marcel

Neue Wege entstehen

Eines der drei nebenan liegenden Gleise hat die Stadt 2023 gekauft. Hier entsteht bis 2028 unter anderem ein Fuß- und Radweg. Das nächste Gleis führt in den Eisbahntunnel, da fährt die Gäubahn lang.

Und das dritte Gleis, nächst der Stadtmauer, wird derzeit vom Ringzug benutzt, wenn auch nur als Abstellgleis. Es endet hier, aber in Rottweil träumt man davon, dass hier vielleicht eines Tages, möglicherweise, ein Bahnhalt gebaut wird. Am besten samt Aufzug. Aber gewiss nicht bis 2028. Bahnprojekte dauern eben.

Keine Badestellen, aber Liegewiesen

Dann fließt da unten der Neckar lang, bis jetzt noch auf einem Bett aus Steinen. Die kommen raus. In der Nähe des Bahnhofs Richtung Stadtteil Göllsdorf legt man damit demnächst los.

Renaturiert wird er, der Fluss, der allerdings zum Baden ungeeignet ist und das wohl auch bleibt: Die Wasserqualität ist zu schlecht.

Dennoch wird es hier unten dann Liegewiesen geben, wo sich die Rottweiler und ihre Gäste vergnügen können. Schließlich haben in der historischen Innenstadt die wenigsten Einwohner einen Balkon oder Garten, wie der städtische Pressesprecher Tobias Hermann betont.

Eine Weitwinkelaufnahme, die viel vom künftigen Landesgartenschaugelände unterhalb der Rottweiler Innenstadt zeigt – mit Gleisen ...
Eine Weitwinkelaufnahme, die viel vom künftigen Landesgartenschaugelände unterhalb der Rottweiler Innenstadt zeigt – mit Gleisen und Neckar. Auf dem Archivbild von 2022 ist noch das Stauwehr zu sehen, das inzwischen abgebaut wurde. | Bild: Dreher

Große Brücke über das Gelände beiderseits des Neckars

Deshalb soll bis 2028 eine große Brücke, die Landesgartenschaubrücke, über die Bahngleise und den Neckar hinweg gebaut werden. Sie wird die Innenstadt unten mit dem Gelände an beiden Neckarufern verbinden. So barrierefrei wie möglich. Dann kann man auch mal schnell in der Mittagspause runter.

An der bestehenden Hochbrücke soll es dann auch einen Aufzug geben, der, so das Versprechen der Verantwortlichen, auch nach der Landesgartenschau in Betrieb sein werde.

Höhenunterschiede als größte Herausforderung

Denn für die Planer sei es die größte Herausforderung – das betont Micha Sonnenfroh -, die Höhenunterschiede zu überwinden. Schließlich steht Rottweils Innenstadt auf Felsen hoch über dem Neckar. Und die Landesgartenschau spielt sich vor allem darunter ab, unten am Fluss.

Mit dem Aufzug – beziehungsweise für die Sportlichen über einen steilen Weg mit Treppen – und dann über die Brücke geht es künftig von der Innenstadt über die Bahngleise zum Neckar und auf das Gelände auf der anderen Seite des Tals.

Dort, wo jetzt die ENRW noch ihren Firmensitz am Neckar hat, wird es dann Gastronomie und Veranstaltungen geben. Auch Co-Working-Spaces, also gemeinsam zu nutzende Büroflächen, sollen eingerichtet werden.

Quer über die Gleisanlagen und den Fluß soll eine neue Brücke führen und das Gelände für die Landesgartenschau an beiden Neckarufern ...
Quer über die Gleisanlagen und den Fluß soll eine neue Brücke führen und das Gelände für die Landesgartenschau an beiden Neckarufern erschließen (Archivbild von 2022). | Bild: Kevin Kummer

Altes Wehr ist schon entfernt

Einiges ist hier unten schon erledigt. Das alte Wehr am Neckar ist weg, auch das gehört zur Renaturierung, der Fluss soll ja durchgängig für Fische werden. Aus einem alten Bombentrichter aus Kriegszeiten ist inzwischen ein Biotop geworden.

Und beim Schwarzen Felsen, hinterm Bahnhof, wo die Prim in den Neckar mündet, geht es im August oder September mit weiteren Arbeiten los.

Weitere Brücken und Wege

Der Weg dort ist ziemlich schmal, weil zwischen Felsen und Fluss wenig Platz ist. Er wird dann über zwei Brücken geführt, einmal rüber Richtung Bahngleis und dort entlang, und dann wieder zurück zu den ENRW-Gebäuden.

Weitere Rad- und Fußwege führen dann zum Bahnhof und zur Landesgartenschau-Brücke. So kommt man dann auch hinauf in die Innenstadt – der Aufzug soll auch für Fahrräder und sogar für E-Bikes geeignet sein.

Eine Visualsierung aus der Zeit von Rottweils Bewerbung um den Zuschlag für die Landesgartenschau. So sollte das Neckarufer unterhalb ...
Eine Visualsierung aus der Zeit von Rottweils Bewerbung um den Zuschlag für die Landesgartenschau. So sollte das Neckarufer unterhalb der historischen Innenstadt Rottweils im Rahmen einer Gartenschau umgestaltet werden. Inzwischen haben die Pläne einige Änderungen erfahren, aber das Grundkonzept besteht fort: Die Verbindung von Innenstadt und Neckar deutlich aufzuwerten. | Bild: Stadt Rottweil

Stadt-Pressesprecher Tobias Hermann und Stadtgrün-Chef Sonnenfroh freuen sich über die Renaturierung auch und besonders deshalb, weil diese das Land macht und auch bezahlt.

Die Landesgartenschau sei überhaupt eine riesige Chance für die Stadt, betont der Pressesprecher. Vieles, was bis dahin geschieht, könnte man sich sonst nicht leisten.

Manches bleibt bislang ein Wunschtraum

Auch, wenn vieles von dem, was man 2017 bei der Bewerbung präsentierte, erst einmal ein Wunschtraum bleibt. Hängende Gärten am Rosswasen unterhalb der Schramberger Straße, ein grüner Nägelesgraben, der jetzt hauptsächlich Parkplatz ist: Wird erst einmal nichts. Aber „es kann schon sein, dass da noch was kommt“, betont Tobias Hermann.

Der Musikpavillon hat schon bessere Tage gesehen – und bis 2028 sollen sie für die Konzertmuschel auch wieder zurückkommen.
Der Musikpavillon hat schon bessere Tage gesehen – und bis 2028 sollen sie für die Konzertmuschel auch wieder zurückkommen. | Bild: Moni Marcel

Fördergelder braucht es halt, auch für die Gestaltung des Stadtgrabens. Hier modert noch der Musikpavillon zwischen Bauzäunen vor sich hin, er soll in vier Jahren frisch erstrahlen, damit dort wieder wie einst gefeiert werden kann.

Kaskadenweg an bemoosten Felsen entlang

Und weiter unten, durch die Pfeiler der Hochbrücke und runter zu den Bahngleisen, wird es in vier Jahren, so die Planung, einen Kaskadenweg geben, der zwischen bemoosten und bepflanzten Felsen durchführt und unten von einem Bachlauf begleitet wird. Dann muss man allerdings per Unterführung unter den Bahngleisen durch.

Blick vom Stadtgarten in den Stadtgraben, im Hintergrund die Hochbrücke: Hier soll der Kaskadenweg entstehen.
Blick vom Stadtgarten in den Stadtgraben, im Hintergrund die Hochbrücke: Hier soll der Kaskadenweg entstehen. | Bild: Moni Marcel

Auf der anderen Seite der Stadtmauer, beim Spital, wo derzeit Flüchtlinge untergebracht sind, sollte ursprünglich auch ein Aufzug hin. Der ist allerdings weggespart worden. Von dort kommt also nur runter, wer gut zu Fuß ist.

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Tolle Ausblicke

Aber von oben hat man, wenn der Spitalhof mal offen für alle ist, einen tollen Blick auf das, was da unten grad passiert. Manches ist also schon sicher, manches noch schwammig, die Pläne müssen atmen, sagt Tobias Hermann.