Im Kreistierheim in Donaueschingen ist bei Katzen längst die Belastungs- und Kapazitätsgrenze erreicht. Seit Corona ist die Zahl der dort betreuten Katzen förmlich explodiert.
Rund 250 Tiere müssen hier Jahr für Jahr aufgenommen, versorgt und auch wieder vermittelt werden, was bei verwilderten Tieren ohnehin nur schwer möglich sei. Das betonte jetzt Tierheimleiterin Nadine Vögel bei einem Pressetermin zusammen mit Tierschützern der Region, dem Donaueschinger Ordnungsamtsleiter Andreas Dereck sowie Teresa Schwarzmaier, Leiterin der Amtes für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im Landkreis.
Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, das Katzenelend einzudämmen. Der Gemeinderat Donaueschingen hatte sich im September 2022 für die Einführung einer Katzenschutzverordnung entschieden und war damit Vorreiter im Landkreis. Im April diesen Jahres ist diese Verordnung in Kraft getreten.
Sie besagt, dass Katzenbesitzer jene Tieren, die ungehinderten Zugang ins Freie haben, mit einem Chip zwecks Identifikation versehen und in einem Haustierregister melden müssen. Außerdem ist eine Kastration Pflicht.
Diese Maßnahme soll der seit Jahren zunehmenden Vermehrung von Katzen in freier Wildbahn im Stadt- und Kreisgebiet entgegenwirken. Und nicht zuletzt das Kreistierheim in Donaueschingen sowie die wenigen verbliebenen Tierschutzvereine der Region entlasten.
Nach Donaueschingen haben sich in der Zwischenzeit auch die Gemeinden Dauchingen, Unterkirnach sowie die Stadt Blumberg für diesen Schritt entschieden.
Doch das ist noch viel zu wenig, um dem Problem Herr zu werden, da waren sich alle Anwesenden einig. „Ohne eine kreisweite Katzenschutzverordnung bekommen wir das nicht mehr in den Griff“, sagt Nadine Vögel.
Tierschützer arbeiten am Limit
Bereits einzelne unkastrierte Tiere könnten in freier Wildbahn die Population explodieren lassen. Gemeindegrenzen seien dabei selbstverständlich kein Hindernis, weiß auch Teresa Schwarzmaier.
Die Konsequenz: noch mehr Tierleid, noch mehr Heimtiere und noch mehr Arbeit und Kosten für die vielen freiwilligen Helfer vom Tierschutzverein Villingen-Schwenningen. Sie setzen sich Hand in Hand mit Tierheim und Ordnungsämtern für das Wohl der Katzen ein, fangen sie ein und bringen sie nicht selten in eigenen, privaten Pflegeplätzen vorübergehend unter.
Man stoße jedoch zusehends an Grenzen, finanziell wie personell, hieß es beim Pressegespräch. Auf diese Not machten Cornelia Gaigl und Theresia Schonhardt aufmerksam, erste und zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins VS.
Auch für die beiden ist klar: Nur die flächendeckende Einführung einer Katzenschutzverordnung kann den Trend langfristig stoppen und die verbliebenen Tierschutzvereine der Region vor dem Kollaps bewahren.
Es geht nur langsam voran
Warum sich nicht schon mehr Gemeinden angeschlossen haben, ist nur schwer zu beantworten. Aktuell hat zumindest die Stadt Hüfingen den Vorbereitungsprozess gestartet und Nadine Vögel und Teresa Schwarzmaier zur kommenden Gemeinderatssitzung eingeladen. Vermutlich wiegen in vielen anderen Gemeinden andere Probleme schwerer, sind greifbarer und näher.
Dabei scheint die Umsetzung am Ende keine große Last für Städte und Gemeinden darzustellen. Im Gegenteil. Manches wird sogar einfacher. Für das Chippen, die Registrierung und die Kastration der Tiere sind die Besitzer selbst verantwortlich.

Bei auftretenden Problemen habe man durch die Verordnung mehr Rechtssicherheit und Handlungsspielraum, berichtet Andreas Dereck. Zwar seien keine Strafen bei Verstößen vorgesehen und definiert, aber die Behörde könne nun einen gewissen Druck auf die Besitzer ausüben, etwa wenn eine unkontrollierte Vermehrung einer Population drohe und schnelles Handeln nötig sei.
Dem Ordnungsamt ist es dann möglich, eine Kastration anzuordnen, und die Kosten dafür später dem Besitzer der Tiere in Rechnung zu stellen.
Nadine Vögel hofft nun, dass sich die Katzenschutzverordnungen möglichst schnell im gesamten Kreisgebiet durchsetzen werden. „Villingen-Schwenningen wäre ein Durchbruch“, so die Tierheimleiterin. Das hätte Strahlkraft und könnte als Signal für andere Gemeinden dienen, da ist sie sich sicher.
Tiere schneller identifizieren
In Donaueschingen haben die Mitarbeiter des Bauhofs jetzt ein eigenes Chip-Lesegerät. Damit können zum Beispiel bei verstorbenen Tieren im Straßenverkehr die Daten ausgelesen werden. „Diese teilen wir dem Tierschutzverein mit und die kümmern sich darum, die Besitzer zu informieren.“
Auch entlaufene Tiere mit Chip im Ohr finden dadurch schneller wieder zurück zu ihren Besitzern.

Wann sind Erfolge zu erwarten?
In Donaueschingen hat sich seit der Einführung noch keine spürbare Veränderung eingestellt. Und selbst bei flächendeckender Einführung könne man auf einen schnellen Effekt nicht hoffen, so Teresa Schwarzmaier. Erste Erfolg würden dann sicher erst in einigen Jahren sichtbar.