Viele Hunde, die von ihren Besitzern während der Corona-Pandemie erworben wurden, sind mittlerweile im Kreistierheim Donaueschingen gelandet.

„Während Corona haben sich viele Menschen junge Hunde zugelegt. Durch die Kontaktbeschränkungen war für viele Welpen ein Start in der Hundeschule schlicht nicht möglich und jetzt, wo diese Tiere älter sind, überfordern sie ihre Halter oftmals. Viele Tiere landen dann in letzter Konsequenz bei uns“, berichtet Nadine Vögel, die Leiterin des Kreistierheims in Donaueschingen.

Nadine Vögel, hier mit zwei ihrer Schützlinge, ist die Leiterin des Kreistierheims in Donaueschingen.
Nadine Vögel, hier mit zwei ihrer Schützlinge, ist die Leiterin des Kreistierheims in Donaueschingen. | Bild: Dominik Zahorka

Viele haben den falschen Hund gekauft

Es gebe auffallend mehr bissige oder verhaltensauffällige Tiere als in den Jahren vor der Pandemie: „Außerdem entscheiden sich die Leute vermehrt ganz einfach für die falschen Rassen“, stellt Vögel fest. Für einen faulen Menschen sei es eben fatal, wenn der sich einen sportlichen Hund zulege und sich dann wundere, wenn er überfordert sei: „Wenn ich dann höre, dass der Jack-Russel-Terrier zu agil für den Halter sei, frage ich mich, ob die Leute sich nicht vor der Anschaffung des Tieres wenigstens einmal die Rassebeschreibung durchlesen“, wundert sich Nadine Vögel.

Viele Menschen, bedauert sie, hätten während der Corona-Zeit eben die Hunde genommen, die gerade verfügbar waren, ohne groß nachzudenken. Ein Umstand, der den Tierheimen im ganzen Land jetzt große Probleme bereite.

Die Tierartzkosten explodieren

Die neue Gebührenordnung der Tierärzte sei ebenfalls ein großes Problem für viele Heime: „Die Kosten haben sich wahnsinnig erhöht. Wir wissen noch nicht genau, was uns erwartet, kalkulieren aber momentan einen doppelten oder sogar dreifachen Satz ein. Wenn wir uns die ersten Tierarztrechnungen in diesem Jahr anschauen, rechnen wir etwa mit 72.000 Euro an Tierarztkosten insgesamt bis Jahresende“, berichtet die Tierheimleiterin.

Viele können sich ihr Tier nicht mehr leisten

Man müsse die Kosten zwangsweise auf mehrere Schultern verteilen. Aus diesem Grund gebe es eine Aufnahmegebühr für Personen, die ihr Tier abgeben wollen: „Hier haben wir dann wieder das Problem, dass wir die gestiegenen Preise nicht an die Menschen weitergeben können. Viele geben ihr Tier ab, weil sie es sich schlicht und einfach nicht mehr leisten können. Dann führt eine erhöhte Aufnahmegebühr oft zu Problemen“, gesteht Vögel.

Das Kreistierheim in Donaueschingen ist räumlich, personell und finanziell am Limit. Die Tierschützer kämpfen derzeit mit zahlreichen ...
Das Kreistierheim in Donaueschingen ist räumlich, personell und finanziell am Limit. Die Tierschützer kämpfen derzeit mit zahlreichen Problemen. | Bild: Dominik Zahorka

Das Problem übertrage sich dann auch auf die Weitervermittlung der Tiere: „Eine Katze kostet bei uns 150 Euro, ist zweifach geimpft, entwurmt, gechippt und kastriert. Das kostet bei einer gesunden Katze schon über 300 Euro. Wenn wir das auf die Vermittlungsgebühr draufschlagen, werden wir keine Tiere mehr vermitteln“, fürchtet Nadine Vögel.

Massiv auf Spenden angewiesen

Man habe sich als kommunal beauftragtes Tierheim bereits mit dem Landkreis zusammengesetzt und eine Erhöhung der Geldbezüge durchsetzen können: „Das deckt trotzdem noch nicht einmal die Hälfte unserer Kosten“, merkt Vögel an. Aus diesem Grund sei das Tierheim nach wie vor massiv auf Spenden angewiesen.

Tierheim an der Belastungsgrenze

Die obligatorischen zwei Grad habe man an der Heizung bereits runtergedreht im Tierheim, um auch hier für eine Reduzierung der Kosten zu sorgen: „Trotzdem überlegen wir ständig, wie wir unsere Kosten weiter reduzieren können. Es geht für uns momentan schon ums Überleben und der Bedarf ist so stark gestiegen, dass wir mit unserem Personal von sieben Personen an die Belastungsgrenze kommen“, schildert Vögel. Die Menschen wollten jetzt nach Corona wieder vermehrt reisen und brächten ihre Tiere in hoher Zahl zur vorübergehenden Betreuung in das Tierheim.

Verwilderte Katzen sind das größte Problem

Das größte Problem im Landkreis seien aber verwilderte Katzen: „Wir haben errechnet, dass wir für diese wilden Tiere Jährlich 250.000 Euro ausgeben müssen. Das sind Tiere, die entweder wild geboren sind oder ausgesetzt wurden. Irgendwo siedeln sich diese meist nicht kastrierten Tiere dann an und vermehren sich rasant in unglaublich großer Zahl“, beschreibt Nadine Vögel die Katzen-Dramatik.

Katzenbabys sind zwar süß, können aber zur Belastung werden wenn sie sich die Tiere in freier Wildbahn unkontrolliert vermehren. Hier ...
Katzenbabys sind zwar süß, können aber zur Belastung werden wenn sie sich die Tiere in freier Wildbahn unkontrolliert vermehren. Hier hilft nur eine Katzenschutzverordnung um die finanziellen Mehrbelastungen der Tierheime in den Griff zu bekommen. | Bild: Nadine Vögel

Viele wilde Katzen würden dann irgendwann im Tierheim abgegeben, weil sie irgendwo Probleme machen. Dort sorgen sie für zusätzliche massive Belastungen. Hier hilft aus Sicht der Expertin nur eine Katzenschutzverordnung, die jede Gemeinde selbst erlassen kann. Diese Verordnung sieht eine Kastrationspflicht und eine Chippflicht für die Tiere vor. So könnten sich die Tiere nicht mehr mit wilden Artgenossen paaren und seien durch den Mikrochip auch jederzeit ihrem Besitzer zuzuordnen.

Kastrationspflicht für Hauskatzen nötig

„Es sind oft Hauskatzen die einen wichtigen Beitrag zur ungebremsten Vermehrung von wilden Katzen leisten. Durch eine Kastrierung kann man hier vorbeugen und aktiven Tierschutz leisten“, erläutert die Heimleiterin. Eine Reduzierung der wilden Katzen sei nur durch die Kastrierung aller Hauskatzen möglich.

Städte und Gemeinden sind gefordert

Im letzten Jahr habe im Landkreis inzwischen Donaueschingen, Dauchingen und Unterkirnach eine entsprechende Katzenschutzverordnung erlassen. Das Team des Kreistierheims hofft, dass in diesem Jahr noch viele Gemeinden im Landkreis folgen werden. Mit dieser Verordnung sei den Tierheimen am besten und einfachsten zu helfen. So bliebe dann am Ende auch mehr Geld für die wirklich drängenden Ausgaben übrig.

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