Neun Jahre saß Christa Lörcher im Bundestag: Doch damit schaffte sie es in die Geschichtsbücher, denn im November 2001 hatte sie nach ihrem Gewissen entschieden: Sie hatte gegen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan gestimmt. Als einziges SPD-Mitglied im Parlament. Gleichzeitig sprach sie sich damit auch gegen den damaligen Kanzler Gerhard Schröder aus, der die Entscheidung an die Vertrauensfrage geknüpft hatte.
Und eine Christa Lörcher macht keine halben Sachen. Wie könnte sie weiter einer Fraktion angehören, die für den Krieg stimmte? Als Abgeordnete hatte Christa Lörcher klare Prinzipien: Transparenz, Bürgernähe und Glaubwürdigkeit. Also war sie auch gleich aus der SPD-Fraktion ausgetreten. Für ihre Konsequenz wurde Christa Lörcher 2002 mit der Clara-Immerwahr-Auszeichnung, dem Friedenspreis der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), geehrt.

Und obwohl das schon 21 Jahre her ist, ist das Thema immer noch aktuell: der Krieg, der Einsatz von Waffen und auch die Positionierung der SPD zu Gerhard Schröder. Bis heute ist die Unterstützerin der Friedensbewegung davon überzeugt, dass Krieg der falsche Weg ist. „Eine militärische Lösung gibt es nicht“, meinte Lörcher Mitte Mai. „Ein Ende des Krieges muss durch Verhandlungen erreicht werden.“ Und Christa Lörcher ist und bleibt eben Christa Lörcher – auch mit mittlerweile 80 Jahren: Müsste sie heute entscheiden, würde sie vermutlich genauso handeln wie damals – und gegen die Lieferung schwerer Waffen stimmen.
Doch Lörcher ist mehr als dieser Eintrag in den Geschichtsbüchern. Sie engagierte sich in vielen Bereichen, zum Beispiel im Friedensbündnis oder auch bei Pro Asyl. Sie arbeitete im Kinderschutzbund, in der Arbeiterwohlfahrt und bei den Naturfreunden mit. Und: Seit 1970 ist sie SPD-Mitglied, lange saß sie im Kreistag. Am 24. Juni – an diesem Tag wird sie auch 81 Jahre alt – wird sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.