Viel ist in den vergangenen zwei Jahren spekuliert worden, was wohl aus der ehemaligen Säge und dem Gasthaus "Löwen" in Kappel werden soll, nachdem bekannt wurde, dass die Niedereschacherin Tatjana Werner zusammen mit ihrer Familie das Anwesens gekauft hat, um es aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Spätestens beim Richtfest jetzt dürfte es den vielen Gästen klar geworden sein, dass damit in Kappel ein echtes gastronomisches Schmuckstück seiner Vollendung entgegengeht. Sie erlebten den Richtspruch des Horgener Zimmermeisters Franz Rohrer und die anschließende Führung durch Tatjana Werner durch die verschiedenen Räumlichkeiten.
In dem Objekt entsteht ein Erlebnisrestaurationsbetriebs mit Fremdenzimmern, Verkaufsräumen und einer regional agierenden Kunstwerkstatt, im Untergeschoss ein Restaurant mit Nebenräumen und Biergarten und Außenbewirtschaftung sowie im Erdgeschoss ebenfalls ein Restaurant mit Küche und Verkaufsräume für Geschenkartikel. Auch ein wandelbarer Saal für die vielfältigsten Gelegenheiten wie Familienfeste, Seminare bis hin zu Kunstausstellungen ist geplant.
Lobenswert dabei, dass die aus dem Bregenzer Wald stammende, heimat- und traditionsverbundene Tatjana Werner mit dem Umbau der alten Säge und des Gasthauses Löwen ein Stück Kultur und Geschichte wieder beleben möchte. So werden das alte Wasserrad und auch das Sägegatter der alten Säge in die Raumkonzeption integriert und für die Nachwelt erhalten. Gerne hätte man sogar das alte Wasserrad als Blickfang im großen Gastraum mit Blick durch die großen Fenster auf die Eschach wie früher mit Wasserkraft betrieben, hier habe aber das Baurechtsamt die Genehmigung versagt.
Auch die Ökologie spielt für Tatjana Werner eine große Rolle. So sollen mit dem gesamten Ladenkonzept neue Wege beschritten werden, möglichst ohne Kunststoffe und Plastik. Die ehemalige Brücke über die Eschach unterhalb des Anwesens, die früher von den Anwohnern als Abkürzung genutzt wurde, wird wieder hergestellt als fußläufige Verbindung zu den Parkplätzen am Mühlenweg jenseits der Eschach.
Ganz große Sorgen macht sich die Bauherrin um die mächtige Linde unmittelbar neben dem Haus. Ein Sachverständiger habe festgestellt, dass sie in einigen Bereichen innen komplett hohl sei, weswegen ein großer Ast ganz entfernt und ansonsten der Baum stark zurückgestutzt werden musste. Er muss jetzt eine neue Krone bilden.
Auch zu den schwarzen Schindeln an der Fassade des ehemaligen Löwen, die für Verwunderung gesorgt hatten, lieferte Werner eine Erklärung. Nach etlichen Besichtigungstouren durch den Schwarzwald habe man sich nach dem aktuellen Trend bei den Schindeln erkundigt und der liege momentan einfach bei Schwarz, weshalb sie sich dafür entschieden habe.
Über die Ausführungen freute sich auch die ehemalige Eigentümerin Gerlinde Maier, die mit der Renovierung des kompletten Anwesens sozusagen eine Wiedergeburt ihrer langjährigen Heimat erlebt.
Säge
Die Geschichte der Kappeler Säge ist sehr wechselhaft. Erbaut wurde das Sägewerk in Kappel 1821, das Gasthaus daneben 1903. Im Jahr 1948 brannte alles ab und wurde danach 1949 wieder aufgebaut. Beim nun erfolgten Abriss und Wiederaufbau wurden sämtliche alte Materialien wieder bis hin zu den Nagelbindern wieder verwendet. Das Wasserrad wurde ebenfalls wieder in Betrieb genommen und das Gatter des alten Sägewerks wurde ebenfalls erhalten. Die bisherigen Eigentümer waren Mathe Laule, Johann Laule, Max Fink, Wilhelm Blessing, Ignaz Reiser, Franz Sales Nothelfer, Gebhard Reiser, Auguste Maier und Gerlinde Maier. (gdj)