Eigentlich ist Felix Hummel ein geselliger Mensch, er treibt gerne Sport und hat auf seinen Reisen schon viel von der Welt gesehen. Doch die Pandemie bremste ihn, wie so viele Menschen, in den vergangenen Jahren aus.
Diese Zeit nutzte der junge Mann aus Mönchweiler. Er entwickelte in seiner Freizeit und auf eigene Kosten ein Strategiespiel für den Wohnzimmertisch: Tactical Table War. Mittlerweile sieht das richtig professionell aus.

Felix Hummel, studierter Wirtschaftspsychologe, gehört einer Generation an, in deren Jugend viele Echtzeit-Strategiespiele am PC gespielt wurden. Vor allem im Internet seien ihm diese Spiele aber zu schnelllebig geworden, erzählt er, der sich selbst als „eher gemütlichen Spieler“ bezeichnet. Gerne darf es deshalb für ihn auch ein Brettspiel sein.
Zurück zum Brettspiel
So kam ihm die Idee, das Spielprinzip der Computerspiele mit den Vorteilen eines Brettspiels zu kombinieren. Auf dem Markt fand er nichts, was seinen Vorstellungen entsprach.
„Ich fing an mir ein Konzept auszudenken und relativ schnell hatte ich eine Spielmechanik gefunden, die für meine Idee passte. Also fing ich an, einen ersten Prototyp mit Stift und Schere aus Papierschnipseln herzustellen – aus sehr vielen Papierschnipseln“, erinnert sich Felix Hummel schmunzelnd.
Weil sich bei weit über 100 Spielplättchen aber auf einem Tisch gerne mal alles verschiebt, kam ihm zunächst die Idee, ein auf dem Markt erhältliches Endlospuzzle aus Quadraten einzusetzen. So entstand der erste Prototyp des Spiels.

Je mehr er probierte, desto mehr wurde klar: Um im Spiel zu überwindende Distanzen besser darstellen zu können, wäre ein Endlospuzzle mit sechseckigen Teilen besser. Und damit fingen die besonderen, die technischen Herausforderungen für Felix Hummel an.
Er schrieb Puzzle- und Spieleproduzenten in Deutschland, der Schweiz, Österreich und auch im Ausland wie China an, aber erfolgreich war das nicht. „Alles zu teuer für Kleinauflagen oder ich wurde aufgrund der kleinen Auflage sofort abgelehnt“, berichtet Felix Hummel.

Nach einigen Wochen der Suche sei er kurz vor dem Aufgeben gewesen, so Felix Hummel. Noch einmal befasste er sich mit dem, was heimische Unternehmen möglich machen können.
Und siehe da, durch Zufall stieß er auf die Schwenninger Druckerei BaurOffset Print. Dank deren Beratung und Netzwerk konnte er mit anderen Lieferanten und Herstellern Kontakte knüpfen – insbesondere zu einem Stanzwerkzeughersteller.
„Ich musste mich in alles reinfuchsen und lernen, auf was man achten muss.“Felix Hummel, Spielentwickler
Der wiederum brauchte für die Stanzform eine nochmals überarbeitete Form der Puzzleteile und Felix Hummel deshalb einen Technischen Zeichner, der sein Design professionell für die Erstellung des Stanzwerkzeugs umarbeitete.
Gleichzeitig ging zusammen mit der Offsetdruckerei und der Kartonagenfabrik Schwenningen, die später die Teile stanzen sollte, die Suche nach geeignetem Pappmaterial und dessen Beschichtung los.
Es sei eine intensive Zeit des Lernens und immer wieder Umdenkens gewesen, so Felix Hummel. „Ich musste mich in alles reinfuchsen und lernen, auf was man achten muss. Auch Regeln mussten angepasst werden, damit das Spiel produzierbar wird“, sagt Felix Hummel.

Dieser Prozess dauerte mehrere Monate, kostete den einen oder anderen Euro und viele Nerven. Dann stand aber fest: Das Spiel ist produzierbar und es funktioniert.
Nachdem die technischen Fragen geklärt waren, ging es an die Gestaltung des Spiels. Allen sprachlichen Barrieren zum Trotz musste aus Kostengründen ein Teil der Grafikarbeit nach Argentinien und Indonesien ausgelagert werden. Aber auch Freunde und Bekannte aus Deutschland und der Schweiz konnten den Erfinder nach seinen Vorstellungen dabei unterstützen.

Doch schon stand die nächste Herausforderung an. Strategiespiele brauchen recht umfangreiche Anleitungen. Für Felix Hummel bedeutete das zahllose Testspiele durch Freunde und Bekannte, aber auch fremde Testspieler. Wie oft er die Spielanleitung umformulieren musste, um sie durchgehend klar und verständlich zu formulieren, weiß er nicht mehr.
168 Stanzteile für jeden einzelnen Käufer
„Zuletzt habe ich dann die beiliegenden Einheitenkarten selbst über mehrere Stunden laminiert und drücke jetzt, der Verpackungsgröße geschuldet, für jeden Käufer 168 Stanzteile aus und verpacke anschließend alles händisch“, schildet Felix Hummel seine aktuelle Tätigkeit.
Am Ende sind nun fast ausnahmslos Unternehmen, Freiberufler und Bekannte des Erfinders aus der Region in die Produktion des Spiels eingebunden. Das ist ihm wichtig und soll nach dem Willen von Felix Hummel auch so bleiben. Einzige Ausnahme: Es fand sich hier in der Region bislang niemand, der die Würfel für das Spiel produzieren konnte oder wollte. Die kommen noch aus dem Norden Deutschlands.
Am kommenden Feiertag Christi Himmelfahrt feiern nun Freunde, Bekannte und die Testspieler die Veröffentlichung des Spiels mit einem Brettspielabend in großer Runde.
Und Felix Hummel? Er hat in der Schublade bereits einige Ideen, wie er das Spiel noch erweitern kann.