In der Nacht des 31. März 2021 legte Georg Willmann ein Versprechen ab. Würde er genesen, werde er einen Ort des Dankes und Gedenken schaffen, gelobte der gläubige Christ. „Es war sehr knapp“, beschreibt der 66-Jährige den Verlauf seiner Corona-Erkrankung.

Anderthalb Jahre nach dieser großen Lebenskrise wurde jetzt das am Funkenplatz gelegene Projekt eingeweiht. 200 Besucher nahmen die Konstruktion in Augenschein, die der Gründer und Geschäftsführer der Löffinger Firma WST Präzisionstechnik hat erstellen lassen.

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Firmenchef Willmann stammt aus Eisenbachs und wohnt seit 2004 in Göschweiler. Für die Umsetzung hat er sich an Myriam Gautschi von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz (HTWG), Fakultät Architektur und Gestaltung gewandt.

Fliegendes Klassenzimmer erhält den Zuschlag

Sie sollte sein Vorhaben durch die Summer School verwirklichen zu lassen. Der Kontakt kam durch den Löffinger Architekten Philipp Köpfler zustande, der in Konstanz studiert hat.

20 Studenten aus Brasilien, Deutschland, Frankreich und Uruguay haben gemeinsam diese Gedenkstätte geschaffen. „Das Virus kennt auch keine Grenzen“, sagte Willmann zur internationalen Ausrichtung des Projektes. Es war das Gewinnerkonzept von vier Architekturschulen, die die Jury, bestehend aus Georg Willmann, Myriam Gautschi (Professorin), Architekten und Künstlern, ausgewählt hatte.

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„Der Entwurf spiegelt unsere interkulturelle Auseinandersetzung mit Spiritualität wider“, so Georg Willmann, in dessen Firma mehr als 600 Menschen arbeiten. „Ich möchte diesen Ort mit all jenen teilen, die nach Stille, Hoffnung, Vertrauen und innerer Stärke suchen. Möge er – zwischen Himmel und Erde – sowohl inneren Monolog als auch Dialog über alle Grenzen hinweg eröffnen“, so der Initiator und Finanzier weiter.

Architekturprofessorin Myriam Gautschi (von links) und Projektleiter Jannis Renner, Lehrbeauftragter der Hochschule Konstanz, haben die ...
Architekturprofessorin Myriam Gautschi (von links) und Projektleiter Jannis Renner, Lehrbeauftragter der Hochschule Konstanz, haben die Gedenkstätte von Georg Willmann mit den Studenten realisiert. | Bild: Gerold Bächle

Die 20 Studenten haben mit dem Werkstoff Holz einen Ort mit freiem Blick zum Himmel geschaffen, aber auch in die Natur. Myriam Gautschi erklärte die Anordnung. Zwei Wände, präzise Nord-Süd und West-Ost ausgerichtet, bilden zusammen mit einem bestehenden Wäldchen und sieben gesetzten Eiben einen spirituellen Raum. Wie in Kirchen sei die Anlage in Richtung aufgehender Sonne ausgerichtet.

Douglasie wird zur 14-Meter-Bank

Als verschieden lange Holzbeigen ausgeführt, beziehen sie sich außen auf ein im Schwarzwald traditionell verankertes Element und bilden in ihrem natürlichen Erscheinungsbild gleichzeitig Lebensraum und Futtermöglichkeiten für verschiedenste Tiere. Kleine gaben und Wünsche können versteckt werden.

Holzbeigen schaffen einen spirituellen Ort inmitten der Natur.
Holzbeigen schaffen einen spirituellen Ort inmitten der Natur. | Bild: Gerold Bächle

Im Innenraum laden Nischen und eine 14 Meter lange Bank aus einem Douglasienstamm zum Verweilen ein. „Dieser Ort ist Spiritualität, aber auch einfach Begegnung und direkt im Austausch mit der Natur“, sagte Projektleiter Jannis Renner von der HTWG Konstanz.

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88 Ster Holz wurden beim Bau verarbeitet, darunter 60 Holzstelen, 500 Meter laufende Holzbalken, zwei Holzwände in einer Länge von 20 Metern und zehn Metern.