Die Fasnet wird in Hüfingen wie in ganz Süddeutschland als lebendiges und jahrhundertealtes Brauchtum gefeiert. Die hohen Tage der fünften Jahreszeit sind für die Menschen ein lebensnotwendiges Elixier, auf das man sich in jedem Jahr aufs Neue freut. Das Phänomen Fasnet gleicht einem Fieber voller Lebensfreude, das – fast – alle erfasst. Die Fasnet hat seit Jahrhunderten viele Verbote überdauert. Was allerdings Kriege, Fürsten und andere Obrigkeiten oder die Kirchen nicht schafften, erledigt heute die wachsende Bürokratie. Denn um die Zukunft der Fasnetumzüge ist es in Hüfingen ab sofort schlecht bestellt.
Der Grund: Das Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises hat für die Gemeinden im Einzugsgebiet eine neue Verordnung erlassen, die besagt, dass bei öffentlichen Umzügen an jeder Straßenabsperrung ein Posten Stellung beziehen muss. Diese Auflage muss nun die Narrenzunft Hüfingen erfüllen, jedoch fehlen an der Fasnet dafür die Leute. Denn es liegt auf der Hand, dass während der Umzüge die Mitglieder der Zünfte selbst aktiv sind und viele Aufgaben zu erfüllen haben. "Die Nachricht erhielten wir vor zwei Wochen ohne Vorwarnung seitens der Stadt. Für unseren Kinderhexenumzug am heutigen Nachmittag, der ja nur eine kurze Runde durch die Hinterstadt dreht, müssen also 14 Posten an den Straßensperrungen Stellung nehmen", berichtet der Vorsitzende der Narrenzunft, Thomas Schmid.
Da in Hüfingen an der Fasnet insgesamt fünf Umzüge stattfinden, darunter ein großer und weitläufiger am Montag mit rund 1200 angemeldeten Hästrägern, rechnet Thomas Schmid mit bis zu 25 Ordnern pro Umzug, die an den Absperrungen platziert werden müssen. "So viel Menschen können wir unmöglich aus unseren Reihen dafür abstellen", sagt der Zunftmeister, der bereits einen Aufruf an die Bevölkerung mit der Bitte um aktive Hilfe für die Hüfinger Fasnet startet: "Schaffen wir es nicht, so viele Helfer zu finden, müssen wir einen oder mehrere Umzüge absagen". Zwischenzeitlich wurden die Mitglieder zu einer ernsthaften Krisensitzung eingeladen.

Keine rosigen Zeiten also für die Zukunft der Hüfinger Fasnet, die als wichtiges Brauchtum eigentlich nicht wegzudenken ist. "Das kommt einem Fasnet-Verbot schon sehr nahe", kommentiert und ärgert sich Zunftmeister Thomas Schmid.
Dem neuen Glanz des Fasnet-Mentig drohen böse Schrammen
- Wiederbelebung des Fasnet-Mentig: Gerade in diesem Jahr haben sich die Zünfte mit ihren Mitgliedern dafür stark gemacht, die Hüfinger Fasnet am Montag neu zu beleben. Mehr als doppelt so viele Hästräger als bisher wurden eingeladen, am Montagsumzug teilzunehmen. Und sie haben alle zugesagt. Die Festhalle öffnet schon am Nachmittag ihre Pforten und bleibt bis in die Nacht hinein Anlaufstelle für gut gelaunte Narren. Hier werden jede Menge Helfer eingesetzt, die für die Gäste da sind, auch zu einer erweiterten Bewirtung. Denn in der Narrenzunft war man sich einig, dass man die Fasnet gerade am Montag wieder mit neuem Glanz aufleben lassen möchte. Dafür haben sich viele Mitglieder eingesetzt und engagiert.
- Wie muss man die Umzüge anmelden? Die Umzüge müssen mit einem Marschrouten-Plan von der Narrenzunft Hüfingen beim Landratsamt Schwarzwald-Baar einzeln angemeldet werden. Die Genehmigung wird dann an die Stadt geschickt, die wiederum die Narrenzunft darüber unterrichtet. Erst dann erfährt man, wie viele Absperrungen nötig sind. In diesem Jahr erfolgt erstmals die Anordnung, an jeder Straßenabsperrung einen Posten abzustellen. Die Verordnung des Landratsamtes sowie die Hinweise für Fahrzeugum- und Eigenbauten für öffentliche Brauchtumsumzüge umfassen mehr als zwei Dutzend Seiten – die Bürokratie lässt grüssen.
- Welche Aufgaben haben die Ordner an den Absperrungen? Die Absperrungen an den Zufahrtsstraßen während eines Umzuges gab es schon immer. Neu ist, dass hier ein Posten stehen muss. Der hat die Aufgabe, darüber zu wachen, dass die Sperrungen und Schilder nicht verstellt oder verschoben werden, damit mutwillige Autofahrer das Verbot umgehen. Die Rettungswege müssen frei gehalten werden. Allerdings sind die Helfer nicht befugt, den Verkehr anzuhalten. Früher nahmen an verkehrswichtigen Straßen Polizeibeamte diese Aufgabe wahr.
- Welche Alternativen hat die Narrenzunft Hüfingen? Keine. Wenn sich keine Helfer finden, die für die Posten eingesetzt werden können, sieht sich der Hüfinger Zunftmeister gezwungen, einen oder mehrere Umzüge abzusagen. Die Öffnung der Festhalle macht dann allerdings auch keinen Sinn mehr. "Wenn wir der Anordnung nicht Folge leisten, handeln wir grob fahrlässig. Und wenn dann tatsächlich etwas passieren sollte, bin ich als Vorsitzender dafür verantwortlich", sagt Zunftmeister Thomas Schmid, der diese Verantwortung auf keinen Fall übernehmen kann.
- Helfer gesucht: Wer aus der Bevölkerung aktiv helfen möchte, damit die Hüfinger Fasnet nicht langsam stirbt, sollte sich bei der Narrenzunft schnellstens melden. Denn viel Zeit bleibt den Narrenräten nicht mehr, bis die Umzüge starten sollen. Melden können sich die Helferinnen und Helfer unter der Telefonnummer (0771) 8 96 96 64 oder per Mail an info@narrenzunft-huefingen.de.