Bemerkenswertes tut sich bei der Hüfinger CDU im Vorfeld der Kommunalwahlen. Da ist zum einen ein deutlicher Umbruch im Gemeinderat: Von den acht amtierenden CDU-Gemeinderäten fassen nur noch vier eine erneute Amtsperiode ins Auge. Zum anderen hat es die CDU geschafft, im ersten Drittel der 18 Listenplätze drei Frauen zu platzieren: und das nicht in vorheriger Absprache, sondern in einem geheimen Wahlverfahren.
Die Liste wird von Sarina Bäurer angeführt. Auf den Positionen drei und sechs folgen Melissa Schmid und Claudia Johannsen. Eine weitere Überraschung präsentiert sich auf Listenplatz zwei: Den belegt Johannes Uhrhan. Der 24-Jährige ist der jüngste Kandidat.
Kompliziertes Verfahren
Durch das komplizierten Wahlverfahren lotsten im Landgasthof Kranz in Behla die CDU-Kreisgeschäftsführerin Tanja Hall und der stellvertretende Kreisvorsitzende und Kreisrat Christian Stark. Nur wenig verrieten die CDU-Kandidaten in der kurzen Vorstellungsrunde über ihre kommunalpolitischen Ziele. Sie beschränkten sich meist darauf, Beruf, Familienstand, Freizeitaktivitäten und ihre Einbindung in Ehrenamts- und Vereinslandschaft herauszustellen.
Zwei Anwälte für die Senioren
In Einzelfällen verhalf die berufliche oder ehrenamtliche Tätigkeit zu künftigen Interessenfeldern am Ratstisch: Martin Böhm etwa, Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung, könnte sich vorstellen, sich in die Themenbereiche Finanzen und Wirtschaft einzuarbeiten. Claudia Johannsen möchte ihre vielfältigen Kontakte im Turn- und Sportverein und in Elternkreisen nutzen. Peter Müller und Harald Weh möchten sich beide um die Belange älterer Mitbürger kümmern. Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Müller möchte zudem seine Erfahrungen als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter einbinden. "Es gibt inzwischen so viele ältere Menschen in Hüfingen. Diese Gruppe darf gerne vertreten sein", sagte Weh.
In ein junges, modernes Interessenspektrum bewegen sich die Gestaltungswünsche von Andreas Riegger. Als Elektrotechnikingenieur sind "die Energiewende und die Digitalisierung" seine Felder. Für Melissa Schmid, Mutter von zwei Kindern im Alter von zwei und fünf Jahren, ist es klar, sich die Gemeinde einzubringen, in der sie mit ihrer Familie lebt. Konkret heißt das, sich "für meine Generation einzusetzen, insbesondere junge Familien". Johannes Uhrhahn nahm kraft Alters für sich in Anspruch, sich bei einer Wahl als Sprachrohr für die Jungen am Ratstisch einzusetzen.
Es sei dem Findungsprozess von Themen und der Gruppe geschuldet, dass sich die Kandidaten thematisch noch etwas rar machen, sagte der Stadtverbandsvorsitzende Müller. Am 26. März steht für die Gemeinderatsaspiranten die nächste Stufe an. In Sumpfohren wird das Wahlprogramm aufgestellt. "Da sollen sich alle mit ihren Ideen einbringen", kündigte Müller an. Regelrechte Hausaufgaben hätten seine Mitstreiter gehabt. Die Vorschläge werden gebündelt, erörtert, gemeinsam beschlossen und gemeinsam auch nach außen getragen.
Albert, Riegger, Vetter und Leichenauer scheiden aus
Aus dem Gemeinderat verabschieden werden sich definitiv Fraktionssprecher Franz Albert, Christoph Riegger, Friedel Vetter und Markus Leichenauer. "Jeder hat seine Entscheidung gefällt", räumte Müller ein, dass es diesbezüglich letztlich erfolglose Gespräche gegeben hat, aber man private Gründe zu akzeptieren habe. "Hier verlässt sehr viel Erfahrung den Ratstisch. Das ist zu bedauern."
Voll des Lobes ist Müller bei seiner Liste mit vielen jungen Leuten. "Dieses überdurchschnittlich qualifizierte Bewerberfeld gleicht die Verluste am Ratstisch aus", zeigte sich Müller überzeugt, das angestrebte Wahlziel – mindestens wieder acht Sitze, gerne aber mehr – auch angesichts einer zusätzlichen Bewerberliste in die Realität umzusetzen.
Nachdem die Unechte Teilortswahl in Hüfingen nicht mehr gilt, sei es wichtig, auf der Bewerberliste auch die Ortsteile abzubilden. Egon Bäurer, bis 2014 Ortsvorsteher, wohnt in Behla, Ferdinand Bäurer bewirtschaftet seinen Hof in Mundelfingen. Der Fürstenberger Ortsvorsteher Bernhard Schmid tritt erneut an und Martin Schönfeld lebt in Sumpfohren. Hausen vor Wald ist nur vorläufig nicht repräsentiert. Andreas Riegger, gegenwärtig noch in Hüfingen gemeldet, baut in diesem Stadtteil und wird in absehbarer Zeit sein neues Haus beziehen.
In vielen Vereinen aktiv
In der Tat scheint das vielfältige Engagement in Vereinen ein schweres Pfund der Truppe zu sein: Skisport, Fußball, Fastnacht und Chorgesang hier, Kolping, Frauengemeinschaft Feuerwehr, Stadtmusik und Bürgerstiftung dort, aber auch Naturschutz und Tierschutz finden sich bei der Übersicht dessen, was die CDU-Kandidaten umtreibt. Häufig gab es auch Mehrfachnennungen.
Die Bereitschaft, sich mit dem Thema kommunalpolitische Arbeit auseinanderzusetzen, sei bei Männern und Frauen ähnlich groß, analysierte Müller die Phase der Kandidatensuche. Aber am Ende fehlt die Zeit für die kommunalpolitische Arbeit: Das sei vor allem bei Frauen das Argument gewesen. "Letztlich waren in dieser Altersgruppe eben doch Familie und Kinder wichtig."
Um über die Geschicke der Stadt zu entscheiden, bedürfe es gestandener Persönlichkeiten mit fachlichen Qualifikationen. "Wir haben gezielt nach Kandidaten gesucht, die diese Fertigkeiten mitbringen. Mit einem für Müller erstaunlichen Ergebnis: Vom Werben der CDU angesprochen fühlten sich offenbar Leute, die bereits stark vernetzt und vielfältig engagiert sind und sich nun noch in einem zusätzlichen Bereich einbringen möchten.
Einen Trost für die eher hinten platzierten Kandidaten hatte am Ende der ausscheidende Gemeinderat Franz Albert: Bei der Kommunalwahl sei die Listenposition gar nicht so wichtig. Er selbst habe es 2014 von Liestenplatz 11 auf die zweite Position direkt hinter dem Stimmenkönig Harald Weh geschafft.
Das sind die Kandidaten
Die CDU hat ihre Kandidaten im Listenwahlverfahren bestimmt. Bei gleicher Stimmenzahl gab es Stichwahlen. Es kandidieren: Sarina Bäurer (38) Erzieherin; Johannes Uhrhan (24) Vertriebsprojekt-Manager; Melissa Schmid (36) Grafikerin; Martin Schöndienst (29), Sicherheitsingenieur; Harald Weh (68) Diplomverwaltungswirt; Claudia Johannsen (63) Lehrerin; Marco Trenkle (39) Bankkaufmann; Andreas Riegger (31) Elektrotechnikingenieur; Egon Bäurer (64) Realschulrektor; Bernhard Schmid (56) Kaufmann; Peter Müller (64) Pensionär; Martin Böhm (49) Diplom-Betriebswirt (BA); Christof Faller (58) Landwirt; Klaus Fischer (55) Schreiner; Ferdinand Bäurer (61) Landwirt; Matthias Kunz (28) Heizungsbau Meister; Thomas Pohl (47) Vertriebsmanager und Bernd Böhm (36) Versicherungsfachmann.