Auf großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung des Landratsamtes Tuttlingen sowie der Stadt Geisingen zur Sperrung der Donaubrücke und den aufgezeigten Lösungsmöglichkeiten in der Geisinger Stadthalle. Über 100 Interessenten erfuhren aus erster Hand von Raffael Knopf vom Ingenieurbüro Breinlinger: „Die Brücke ist nicht mehr zu retten“. Er war bei den Untersuchungen des Zustandes der Brücken dabei.

Nach den Ausführungen der Referenten wurde von den Besuchern rege diskutiert. Weshalb dauert es so lange, wurde bei der letzten Sanierung vor 20 Jahren geschlampt und warum hat man den Zustand nicht schon früher erkannt?

Bürgermeister Walter Hengstler konnte neben den vielen Interessenten vom Landratsamt Dezernent Michael Guse, Amtsleiter Werner Damaschke und Sachgebietsleiter Markus Villing, vom Ingenieurbüro Breinlinger Inhaber Frank Breinlinger mit Raffael Knopf sowie Stadtbaumeister Christian Butschle begrüßen.

Über 100 Interessenten kommen in die Geisinger Stadthalle, um Informationen aus erster Hand über den Zustand der Donaubrücke zu erfahren.
Über 100 Interessenten kommen in die Geisinger Stadthalle, um Informationen aus erster Hand über den Zustand der Donaubrücke zu erfahren. | Bild: Paul Haug
  • Die Schäden: Laut Knopf wurde die Brücke 1952 als eine der ersten Brücken mit dem spannungsrisskorrosionsgefährdeten Spannstahl gebaut. „Damals hatte man mit diesem Stahl keine Erfahrung, inzwischen weiß man aber, dass die Brücken mit diesen Materialien nach 70 Jahren ihr Ende erreicht haben. Bei der Geisinger Brücke ist der Stahl an vielen Stellen durchgerostet oder gerissen“, sagte Knopf. Nicht nur durch Wasser, sondern auch durch Chlorid (Streusalz) sind Stahl und Beton angegriffen. 1996 wurde die letzte größere Sanierung durchgeführt, schon damals wurden Korrosionsschäden festgestellt. „Die damalige Sanierung wurde nach bestem Wissen und Gewissen durch das damalige Straßenbauamt ausgeführt“, betonte Markus Villing. Der Landkreis Tuttlingen erhielt die Brücke nach verschiedenen Abstufungen der Straße und ist seit 2005 im Zuge der Verwaltungsreform für den Baukörper voll verantwortlich. Inzwischen weiß man aber über den verwendeten Stahl und dessen Eigenschaften des plötzlichen Versagens mehr.
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  • Kein Belastungstest: Gefragt wurde, weshalb man keinen Belastungstest durchführt. Knopf und Breinlinger lehnten dies ab. Der Stahl halte heute und morgen breche er durch. „Dass bisher noch nichts passiert ist, ist ein Wunder“, sagte Breinlinger. Die Brücke sei damals auch nicht für die heutigen Belastungen gebaut worden.
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  • Keine Abstützung: Der Blick geht nach vorne. Planung, Ausschreibung, Genehmigung, das ziehe sich alles hin, hinzu komme noch, dass man Unternehmen finden müsse. Breinlinger und Knopf nannten deshalb als realistischen Zeitraum Herbst 2022. „Wir sind an einer schnellen Lösung interessiert und deshalb gibt es keine Stützungsmaßnahmen für eine Überganszeit, die einerseits Geld kosten und andererseits zusätzlich Zeit“, unterstrich Bürgermeister Walter Hengstler.
  • Überlegungen zum Radweg: Christian Butschle informierte über die derzeitigen Überlegungen den unteren Riedweg für den Autoverkehr für die Einwohner vom Kirchtal freizugeben, sowie von Gutmadingen her den Radweg zu verlegen und den bisherigen Radweg ebenfalls für den Autoverkehr freizugeben. Die Kosten seien ermittelt, so Butschle, nun folge die Anhörung der einzelnen Behörden und letztlich müsse die Finanzierung noch geklärt werden.
  • Kritik am Nahverkehr: Dezernent Michael Guse musste sich von Gutmadinger Bürgern einige Kritik wegen des Busverkehrs anhören. „Der jetzige Zustand ist überhaupt keine Lösung, weder kurz- noch langfristig“, monierte Tanja Weiler. Es gibt Ende Juli einen neuen Fahrplan wegen der Baustelle und Brückensperrung und im Dezember ebenfalls einen neuen. Da keine Hauptschule mehr vorhanden ist, gibt es keine Schülerlotsen, die die Schüler von der Schule zur Haltestelle beim Pflegeheim begleiten, zumal die dortige Straße wegen der Sperrung sehr stark frequentiert ist. Für ihre Einwände beim öffentlichen Personennahverkehr erhielt Tanja Weiler viel Beifall, was die Bedeutung eines zuverlässigen Busverkehrs unterstreicht und eine schnelle Abhilfe erfordert. Guse versprach, sich dieses Problems anzunehmen und nach Abhilfe zu suchen.