Wie man sich bettet, so liegt man – dieses Sprichwort hat gerade mit dem Lebensende eine besondere Bedeutung. Wo sich die letzte Ruhestätte befindet, das ist für viele Menschen so wichtig, dass das bereits zu Lebzeiten abgeklärt wird. Sei es mit entsprechenden Versicherungen oder gar der Auswahl eines Grabplatzes. Dabei soll es auch oft nicht nur das schnöde Urnengrab auf dem städtischen Friedhof sein, sondern eine Alternative – wie etwa ein Bestattungswald.
Nichts in der Nähe
Nun ist es aber so, dass solche Plätze bislang nicht direkt auf der Baar zu finden sind. Etwa eine halbe Stunde Fahrzeit ist notwendig, um den nächsten Platz dafür zu erreichen. Bestattungswälder gibt es in Emmingen, Heiligenberg oder etwa in Friedenweiler.
Lücke schließen
Die Lücke dieses Versorgungsangebotes will man nun auf der Baar schließen. Und zwar ganz konkret: in Donaueschingen. Mit diesem Vorschlag sind der Forstbetrieb Fürst zu Fürstenberg und die Friedwald GmbH auf die Stadtverwaltung zugegangen. Der technische Ausschuss hat darüber diskutiert und entschieden, das Thema weiter aufzubereiten, und dem Gemeinderat zu präsentieren.
Wie sehen die Pläne aus?
Ein konkreter Vorschlag konnte von Jens Borchers, Betriebsleiter des fürstlichen Forstbetriebes, und Stephan Martini, Leiter der Standortentwicklung der Friedwald GmbH, bereits vorgestellt werden: „Wir würden hier ein Angebot für rund 200.000 Bürger schaffen. Nicht nur aus dem Städtedreieck, sondern dem ganzen Kreisgebiet,“ so Borchers. Es gebe schon jetzt eine ganze Reihe von Personen, die die Entfernungen zu den vorhandenen Bestattungswäldern auf sich nehme. „Was das betrifft, haben wir eine ziemliche Lücke in Donaueschingen.“ Mittlerweile betreibe Fürstenberg Forst bereits sieben solcher Friedhöfe.
Wo genau soll das entstehen?
Man hab sich also auf die Suche gemacht und sei auf dem Schellenberg fündig geworden. „Dort hat es genau die Stellen, nach denen die Menschen suchen“, sagte Borchers. Der dortige Wald wird jedoch intensiv zur Naherholung genutzt. „Der Wald zieht die Menschen an – und er wird ein Naherholungsgebiet bleiben. Es gibt keine Einschränkungen. Auf dem Schellenberg gebe es den Distrikt „Berg“ mit einer Größe von 90 Hektar. Dort wolle man die Bestattungskultur betreiben, und zwar nachhaltig. „Es werden neue Bäume gepflanzt und der Wald immer mehr auf Laubholz ausgerichtet“, erklärte Borchers. Es gebe einen Parkplatz, auch eine Stelle für einen Andachtsplatz gebe es bereits: „Der kann vorsichtig möbliert werden. Ein Kreuz, Bänke.“

Wofür die Stadt gebraucht wird
„Der Forst stellt die Waldfläche zur Verfügung, setzt die Urnen bei, führt Interessierte umher und betreibt die Waldpflege“, sagte Stephan Martini. Die Kommune beantrage den Friedwald als Träger, erstelle die Nutzungsordnung und habe eine Aufsichtsfunktion: „Sie übertragen dann den Betrieb des Bestattungswaldes der Friedwald GmbH. Wir übernehmen die Aufgaben der Friedhofs-Verwaltung.“ Also: Die GmbH betreibt dann den Friedwald.
Vor- und Nachteile
„Wir müssen die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen und erarbeiten, in welche Richtung es gehen kann“, so Oberbürgermeister Erik Pauly. Man könne damit weitere Bestattungsformen anbieten: „Das ist eine vorteilhafte Sache für die Bürger. Aber wir haben auch über die Gebühren der städtischen Friedhöfe diskutiert, besonders die Deckungsbeiträge.“ Es könne eine Konkurrenz-Situation entstehen: „Fürstenberg Forst und die Friedwald GmbH machen das aus aus einer wirtschaftlichen Überlegung. Da kann eine Konkurrenz-Situation entstehen“, so Pauly weiter.
Viele Fragen
Sind im Wald auch Bestattungen möglich, wenn es – wie etwa vergangenen Winter – extremen Schneefall gibt? „Eine Urne kann warten – das muss sie dann auch“, erklärt Jens Borchers. „Wer sich für den Wald entscheidet, kommt auf ihn zu. So auch bei einem strengen Winter.“ Die Fragen rund um den Friedwald seien die „typischen, die immer kommen.“ So sei auch in Heiligenberg wegen der Naherholung diskutiert worden: „Dort gab es vorher Naherholung, und die ist auch jetzt noch möglich. Und dort sind es jedes Jahr rund 300 Bestattungen, dennoch sicher das zehnfache an Menschen im Wald unterwegs.“ Gerade die Erholungswälder seien die besten Bestattungswälder.

Keinen Vertrag über 99 Jahre
„Es handelt sich hier um keinen Vertrag, sondern eine Widmung. Das muss so ablaufen wegen der Kunden“, erklärte Borchers. So gebe es etliche, die sich einen kompletten Baum kaufen: „Das ist dann generationenübergreifend gedacht.“ Der Teil der Verträge direkt mit dem Friedwald seien wesentlich kürzer. Der Fehlbetrag der seitens der Stadt erwartet werde, beziehe sich auf die gesamte Region: „In der Region wandern jetzt schon etwa 6,5 Prozent der Leute zum nächsten Friedwald. Bereits heute werden Donaueschinger in Wäldern der Region beigesetzt“, erklärte Stephan Martini. „Der Wald ist ein Angebot an den ganzen Landkreis.“ Und Nähe sei Bestattungen extrem wichtig. „Wir glauben, hier ist ein Bedürfnis“, so Borchers.