Die Schreinerei Bausch-Grohskurth in der Riedböhringer Alemannenstraße hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach erweitert: „Ein Ausstellungshaus mit Lager wurde gebaut, eine Lagerhalle für Massivholz errichtet, die Hofeinfahrt für LKW angepasst“, erklärt Geschäftsführerin Martina Grohskurth. Die Firma sei auf Zukunft gepolt.

Wie die aussieht, das steht aktuell allerdings in den Sternen, da darüber Uneinigkeit herrscht. Für das Unternehmen steht nämlich „ein letzter Baustein noch aus“: Die Umsiedlung der Werkstatt. „Die alte Werkstatt funktioniert notdürftig, wir sind aber gezwungen, neu zu bauen“, sagt Grohskurth.

Aus dem Ortskern umsiedeln

Die Umsiedlung habe man bereits im März 2015 bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Blumberg angefragt. „Wir wollten versuchen, mit einem ELR-Programm aus dem Ortskern umzusiedeln“, so Firmenchefin Martina Grohskurth. Laut ihr habe die Stadtverwaltung die Umsiedlung nicht begrüßt. Man habe daraufhin den Neubau vertagt und eine Fünf-Achs-CNC-Maschine angeschafft.

Im Rathaus wundere man sich indes über diese Aussage: „Wir haben alle Umsiedelungen immer befürwortet, bei uns gab es allerdings keine Nachfrage bezüglich eines ELR-Antrages von der Schreinerei“, sagt Blumbergs Bürgermeister Markus Keller. Erst 2019 habe die Schreinerei auf Anfrage bei der Wirtschaftsförderung einen Link bekommen, wo die Antragsformulare zu erhalten seien.

Das Grundstück der Familie Grohskurth in der Alemannenstraße liegt im Gewerbegebiet Aitental 2 an der Nordausfahrt, direkt an der B27. An dieses Grundstück grenzt nach Westen ein Wiesenstück, das im Flächennutzungsplan immer als Mischgebiet ausgewiesen war.

Diese beiden Gebietstypen sollten durch einen Erdwall voneinander getrennt werden, um Schallemissionen vom Gewerbegebiet ins Mischgebiet abzuschirmen. Der Erdwall wurde auf einer Länge von fünf Metern bereits errichtet.

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Das Wiesenstück hat die Gemeindeverwaltung an einen Investor verkauft, der dieses Mischgebiet in ein allgemeines Wohngebiet umfunktionieren möchte. Das bedeutet allerdings für die Schreinerei, dass hier keine Werkstatt mehr gebaut werden kann.

Eine andere Auffassung

Bei der Stadtverwaltung sieht man die Angelegenheit anders: „Die Überlegungen zur Umsiedlung sind bereits seit über drei Jahrzehnten aktenkundig“, erklärt Bürgermeister Markus Keller. Er habe Anfang des Jahres mit der Geschäftsführerin der Schreinerei gesprochen: „Konkrete Pläne hatte sie damals nicht und konnte mir auch keinen Zeithorizont nennen.“ Die Baugebietspläne dauern schon drei bis vier Jahre.

Damit ist die Schreinerei nicht einverstanden. Sie sagt, die Gemeindeverwaltung entziehe der Traditionsschreinerei jegliche Zukunftschancen: „Die alte Werkstatt in der Kirchbergstraße bietet keinen räumlichen Spielraum. Die zugeparkten Straßen im Ortskern lassen großen LKW mit Sattelschlepper kein Durchkommen und erschweren zudem das Be- und Entladen“, so Firmenchefin Martina Grohskurth.

Lässt sich an der Situation noch etwas ändern?

„Wir sind in der zweiten Offenlage. In der ersten Offenlage haben Gemeinderat und Ortschaftsrat einstimmig zugestimmt“, sagt der Bürgermeister. Er gehe davon aus, dass das Wohngebiet komme. Keller sieht für die Pläne des Unternehmens auch noch ausreichend Platz gegeben: „Im Gewerbegebiet B27 – direkt einen Steinwurf über die Straße entfernt.“

Die Schreinerei geht indes auf die Barrikaden, hat Gäste aus Politik und Handwerk empfangen, um über die Situation zu informieren. Darunter Thorsten Frei, CDU-Bundestagsabgeordneter, und Ursula Maier, Unternehmerin aus Stuttgart und Trägerin des Wirtschaftspreises des Landes Baden-Württemberg.

„Handwerk ist in unserem Land eine wesentliche Stütze des Mittelstands. Von der Kompetenz und Zuverlässigkeit der Schreinerei Bausch-Grohskurth profitiert die Gesamtgemeinde. Ganz Riedböhringen kann stolz auf die Schreinerfamilie sein“, so Maier. Thorsten Frei bat bei einem Besuch im Unternehme, in der Sache das Gespräch mit der Stadt zu suchen.

Und wenn der Erdwall nun weiter verlängert und das Gebiet trennen würde? Aus Sicht des Rathauses ändere dies jedoch nichts an der Tatsache, „dass ein Wohngebiet nicht neben einem Gewerbegebiet angesiedelt sein darf“, sagt Bürgermeister Markus Keller. Die Stadtverwaltung sei allerdings jederzeit gesprächsbereit, „wenn die Schreinerei Bedarf sieht“, so Keller weiter. Dass ein Dialog entstehe, das wünscht sich auch Martina Grohskurth.

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