Wenn Christian Metz in diesen Tagen einen Besucher empfängt und der zur Begrüßung seinen Arm ausstreckt, dann greift die Hand ins Leere. Das liegt nicht daran, dass der Geschäftsführer von Metz Connect ein unerzogener Stoffel wäre. Ganz und gar nicht. Es ist lediglich eine Vorsichtsmaßnahme, die dem Coronavirus geschuldet ist. Am schwarzen Brett des Steckverbinder- und Datennetzwerkkomponenten-Spezialisten hängt ein Zettel aus, auf dem einige Regeln stehen, wie sich Mitarbeiter angesichts der Epedemie zu verhalten haben. Dazu gehört, aufs Händeschütteln zu verzichten. Ein guter Chef lebt immer vor, was er von seinen Mitarbeitern verlangt.
Das Coronavirus beschäftigt das mittelständische Unternehmen äußerst intensiv, unterhält es doch seit 2007 einen Produktionsstandort in Zhongshan, einer bezirksfreien Stadt in der südchinesischen Provinz Guangdong. 170 Menschen arbeiten dort im Normalfall, aktuell sind es aber nur 105. Das sind überwiegend Beschäftigte, die über das chinesische Neujahrsfest die Provinz nicht verlassen hatten und somit nicht in den Regionen waren, in denen das Coronavirus besonders wütet.

Ende Januar hat Metz Connect in seinem chinesischen Zweigwerk eine Task Force ins Leben gerufen mit den Zielen, die Mitarbeiter zu schützen, die Belieferung der Kunden sicherzustellen und den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Dafür wurde eine ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt. So wurden zum Beispiel die Hygienestandards verschärft und jeder Beschäftigte wird am Eingang mit einer Wärmebildkamera auf seine Körpertemperatur hin kontrolliert. Diesen Aufwand belohnten die chinesischen Behörden: Metz Connect gehörte zu den ersten Unternehmen, die nach dem chinesischen Neujahrsfest die Genehmigung erhielten, wieder mit der Produktion beginnen zu dürfen.
In China fertigt Metz Connect vor allem Produkte und Produktvarianten mit vergleichsweise geringen Stückzahlen, bei denen sich eine Automatisierung wirtschaftlich nicht rechnet. Das gilt auch für Neu- und Anlaufprodukte. Handarbeit ist hier also gefragt – und da hat China als Billiglohnland klare Lohnkostenvorteile. Die Coronavirus-Krise verlangte aber nach Flexibilität und so sind einige Produktionsaufträge auf Werke in Deutschland und Ungarn verlagert. Interessant: Die Artikel, die in China entstehen, werden zwar in China verkauft, nicht aber an chinesische Kunden. Geschäftspartner von Metz Connect sind im Land des Lächelns europäische und US-amerikanische Firmen.
Ende Februar hat Metz Connect dann für seine deutschen Niederlassungen ein Risikoteam unter der Leitung von Jochen und Christian Metz ins Leben gerufen. „Unsere Haltung ist, dass wir uns weder mit einem Virus noch mit planloser Panik anstecken sollten, sondern mit Vorsicht und Umsicht die uns möglichen Maßnahmen in einem unbekannten Umfeld ergreifen müssen“, so Christian Metz. Konkret bedeutet das: Den Beschäftigten sind bis auf Weiteres Reisen nach China, Italien und in weitere Gefährdungsgebiete untersagt. Das hat zur Folge, dass dort momentan keine Messen besucht werden. Überhaupt: Der Besuch bei Kunden und der Empfang von Kunden im eigenen Haus sind auf das unbedingt notwendige Minimum zu reduzieren. Außerdem wurde ein Plan erarbeitet, wie Mitarbeiter in Schlüsselpositionen im Krankheitsfall mit mobilen Geräten handlungsfähig bleiben. Ganz wichtig: Auch hausintern wurden die Vorsichts- und Hygienemaßnahmen erhöht. So werden Türklinken, Tische und Böden jetzt besonders intensiv mit Desinfektionsmitteln gereinigt.
Christian Metz sieht sein Unternehmen gut gerüstet. Aktuell befürchtet er keine Versorgungsengpässe im Sortiment und der Einkauf stehe in permanentem Austausch mit den Lieferanten. Angesichts des nur schwer einschätzbaren Epidemie-Verlaufs schlägt er einen Schulterschluss der Blumberger Firmen vor – um sich abzustimmen und auszutauschen. Die Stadt, so seine Idee, könnte die Moderation übernehmen.