Was sich Kerstin Mock und Simon Pfluger von der CDU-Gemeinderatsfraktion bis 2035 für Markdorf wünschen? „Bis dahin scheint es ja noch eine kleine Ewigkeit zu sein“, antwortet Kerstin Mock auf die bei den diesjährigen Sommergesprächen obligatorische Eingangsfrage. „Andererseits brauchen Bauvorhaben, überhaupt Projekte, heute in der Regel einen sehr langen Vorlauf“, ergänzt die Fraktionssprecherin. „Wer heute plant, muss die möglichen Veränderungen in der Zukunft immer schon mitdenken.“

Großprojekte erst wieder in den 30er-Jahren

Ihr Fraktionskollege Simon Pfluger ist sich sicher, „dass in den nächsten fünf Jahren allenfalls die begonnenen sowie die schon fest eingeplanten Projekte fortgeführt werden können – dass aber neue große Projekte frühestens in den 2030er-Jahren ins Auge gefasst werden können“. Mock pflichtet ihm bei. Zuvor aber, so betonen beide, brauche es einen grundlegenden Wandel in der Kostenverteilung. Und da sehen sie die Berliner Koalitionspartner in der Verantwortung. Haben CDU/CSU und SPD doch per Koalitionsvertrag versprochen, die Kommunen zu entlasten. Damit, so hofft Pfluger, „gilt endlich wieder: Wer bestellt, der zahlt auch“.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Beispiel fürs Bestellen, ohne genug bezahlen zu wollen, sieht Kerstin Mock in dem von Berlin beschlossenen Rechtsanspruch von Grundschulkindern auf eine Ganztagsbetreuung. Jene Millionen, die Baden-Württemberg aus dem Bundesprogramm bekommen hätte, standen ihr zufolge in krassem Missverhältnis zum tatsächlichen Bedarf, um die in den Gemeinden anfallenden Kosten für Gebäude und Personal zu decken. Nun habe das Land Baden-Württemberg im Fördertopf nachgelegt und so sei der Neubau der Grundschule im Süden wenigstens ansatzweise möglich.

Dank vom Land nachgelegter Grundschulausbauförderung kann der Bau der Grundschule Markdorf Süd demnächst weitergeführt werden.
Dank vom Land nachgelegter Grundschulausbauförderung kann der Bau der Grundschule Markdorf Süd demnächst weitergeführt werden. | Bild: Jörg Büsche

Früher immer nur eine Großbaustelle

Wer in die Zukunft blicken will, der sollte sich auch in der Vergangenheit umschauen. Eben das hat Kerstin Mock getan. Sie erinnert an die Vorgehensweise der Gemeinderäte weiter zurückliegender Wahlperioden. „Da hat man sich eigentlich immer nur ein größeres Projekt vorgenommen.“ Im zurückliegenden Jahrzehnt seien dagegen gleichzeitig gleich mehrere und teure Vorhaben angegangen worden. Mock nennt als Beispiele die Kindergärten in Ittendorf und Leimbach, das Storchennest, den erweiterten St.-Elisabeth-Kindergarten und die Sanierung von Grundschule, Rathaus und Bildungszentrum.

Das Kinderhaus Storchennest gehört zu den kostenintensiven Investitionen, die sich die Stadt im zurückliegenden Jahrzehnt leisten konnte.
Das Kinderhaus Storchennest gehört zu den kostenintensiven Investitionen, die sich die Stadt im zurückliegenden Jahrzehnt leisten konnte. | Bild: Jörg Büsche

Doch selbst, wenn zunächst keine neuen Großprojekte auf der Tagesordnung stehen können, erinnert Mock an die aktuell recht angespannte Haushaltslage der Stadt. Klar sei doch, dass zur Stabilisierung des städtischen Haushalts Einnahmen notwendig sind. Diese könnten derzeit eigentlich nur durch den Verkauf von Grundstücken erzielt werden, so Mock.

Sparen – aber nicht überall

Der Themenbereich Haushalt und Konsolidierung bringt die beiden CDU-Stadträte auf Sparmaßnahmen, die aus ihrer Sicht kontraproduktiv sind. „Wenn man zum Beispiel bei den gemeinsamen Aktivitäten des Gemeinderats spart“, sagt Mock. Die Informationsfahrten dienten dem Sammeln neuer Eindrücke. Davon profitiere die gesamte Stadt, weil Ratsentscheidungen auf einer fundierteren Grundlage stünden.

Das könnte Sie auch interessieren

Trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten und den dadurch verursachten Veränderungen, blickt Simon Pfluger einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft. „Markdorf wird auch seine besonderen Entwicklungschancen haben.“ Die gelte es zu erkennen und zu nutzen. Gerade durchs Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ sei viel deutlicher geworden, wo Markdorfs Stärken liegen, so Kerstin Mock. Sie hofft, die noch anstehende Marktplatz-Sanierung kann der Stadt einen weiteren Attraktivitätsschub geben. „Das ist ein schöner Schlusspunkt zu dem schon vor Jahren beschlossenen und begonnenen Sanierungsprogramm Innenstadt.“

Den Leerstand umgehend anpacken

Beiden CDU-Stadträten brennt das Thema Leerstände in der Innenstadt auf den Nägeln. „Da hilft kein Jammern und kein Klagen, das muss dringend angepackt werden“, sagt Kerstin Mock. Sie frage sich allerdings schon gelegentlich, ob es um den Markdorfer Einzelhandel tatsächlich so schlecht bestellt sei, wie oftmals behauptet werde. Von ihren Feriengästen auf dem Stüblehof höre sie immer wieder, dass die ganz angetan seien vom Angebot in der Stadt. „Viele fahren mit vollen Einkaufstüten aus unseren Läden wieder nach Hause.“ Simon Pfluger findet: „Wir sollten unser 14.000-Einwohner-Unterzentrum nicht mit Städten wie Ravensburg oder Friedrichshafen vergleichen.“

Die Innenstadtsanierung wird in absehbarer Zeit abgeschlossen sein. Derzeit wird am Hexenturm gearbeitet – demnächst auch an der ...
Die Innenstadtsanierung wird in absehbarer Zeit abgeschlossen sein. Derzeit wird am Hexenturm gearbeitet – demnächst auch an der Tourismusinformation davor. | Bild: Jörg Büsche

Solarmodule auf Dächer, nicht auf Äcker

Anpacken statt zu jammern biete sich laut Pfluger auch als Rezept für den Tourismus in der Region beziehungsweise in Markdorf an. Er nennt die Ittendorfer Obstbauern, deren Hofläden und Hof-Cafés Urlauber sowie Einheimische anlocken. Und das, obgleich sie keine so üppigen Landschaftspanoramen bieten können wie mancher Markdorfer Landwirt.

Hier hakt Kerstin Mock ein. Sie warnt vor landschaftsverändernden Maßnahmen, wie sie etwa der großflächige Ausbau von Agri- und PV-Anlagen nach sich ziehe. „Solarmodule gehören aufs Dach und nicht auf den Acker“, findet sie. Aus ihrer Sicht sei es überhaupt ein Fehler, wertvollen landwirtschaftlichen Boden in andere Nutzung zu überführen, „weil viele junge Hofnachfolger und auch Hofnachfolgerinnen in Markdorf in den Startlöchern stehen“. Simon Pfluger wünscht sich mehr Unterstützung für die Landwirte – etwa durch die in städtischer Hand liegende Gewässerpflege. Auch als Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft – über 2035 hinaus.