In der Espan-Klinik in Bad Dürrheim werden Menschen, die unter den Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung leiden, therapiert. Am Freitag waren Landtagsabgeordnete Martina Braun und Ute Leidig, Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration (beide Grüne) vor Ort, um sich die Arbeit der Mitarbeiter anzuschauen.
Nahezu die Hälfte der Patienten in der Espan-Klinik, einer Reha-Fachklinik für Atemwegserkrankungen, sind so genannte Long-Covid-Patienten. Sie leiden unter Spät- und Langzeitfolgen einer Corona-Infektion. Eine dieser Betroffenen ist Yvonne Conradt. Sie schilderte den landespolitischen Vertretern ihren Krankheitsverlauf. Und stellte deutlich heraus, dass sie auf Aufklärung sowohl in der Gesellschaft als auch bei Medizinern drängt.

„Müde, kraftlos, zittern. Dazu Schwindelanfälle, fehlende Ausdauer, Konzentration und Koordination“, so beschreibt Yvonne Conradt die Symptome, mit denen sie zu kämpfen hat. Im Dezember vergangenen Jahres erkrankte die Erzieherin, die in einem Kindergarten im Raum Böblingen arbeitet, an Covid-19. Zusammen mit fünf weiteren Erzieherinnen. Eines der Kindergartenkinder hatte das Virus in die Kita gebracht.
„Es war wie eine Grippe, nichts Dramatisches, ich ging nach der Quarantänezeit wieder arbeiten“, erzählte sie der Staatssekretärin und der Landtagsabgeordneten. Doch die Energie und der Elan von früher kehrten nicht zurück. Im Gegenteil: „Ich wurde immer müder und schwächer.“ Pflichtbewusst schleppte sich die 45-Jährige monatelang zur Arbeit, bis es nicht mehr ging: „Ich war fertig, hatte keine Leistung mehr, ich fühlte mich wie 90“, beschrieb sie ihren Zustand.
Nachdem die Diagnose Post-Covid-Syndrom feststand, bemühte sie sich umgehend um einen Rehaplatz. „Den hätte ich im Dezember bekommen.“ So lange wollte sie nicht warten. Über das Internet wurde sie auf die Espan-Klinik aufmerksam, wo sie bereits wenige Wochen später einen Rehaplatz bekam. Seit zwei Wochen ist Conradt jetzt in Bad Dürrheim und findet dank einer umfassenden interdisziplinären Therapie mit medizinischen, Gesprächs- und Bewegungsangeboten langsam wieder zurück in ihr Leben: „Ich komme jetzt langsam wieder in die Spur.“
An die beiden Politikerinnen gab sei einen dicken Katalog an Wünschen für Long- beziehungsweise Post-Covid-Patienten mit. Unter anderem solle es umfassende Covid-Aufklärung der Gesellschaft sowie für Allgemein- und Fachmediziner geben. „Ich habe oft in fragende Gesichter der Ärzte geschaut.“ Um die Patienten mit den anhaltenden Spätfolgen einer Covid-Erkrankung möglichst umfassend beraten und unterstützen zu können, seien neben stationären auch ambulante Rehamaßnahmen notwendig.
Ziel: Long-Covid-Ambulanz
Staatssekretärin Ute Leidig nahm von dem Kurzbesuch „wichtige Impulse“ mit, die im speziellen Corona-Stab des Ministeriums erörtert werden sollen. Leidig, die seit drei Monaten im Amt ist, war sich einig mit den Klinikvertretern, dass es eine verlässlichere Diagnose und ein breiteres Behandlungsspektrum geben und der Aufbau von Long-Covid-Ambulanzen initiiert werden müsse. In welcher Form und Intensität ließ sie dabei offen. Allerdings machte sie deutlich, „dass nicht jeder der 15 Prozent aller an Corona Erkrankten, der unter Long Covid leidet, in Reha gehen können wird.“
Landtagsabgeordnete Martina Braun sagte, es sei „wichtig darüber zu sprechen, dass es Post-Covid gibt.“ Das Thema müsse in der Gesellschaft platziert werden. Braun verwies in dem Zusammenhang auf die nachlassende Impfbereitschaft im Schwarzwald-Baar-Kreis.