Sabine Naiemi

Bad Dürrheim – Die Kliniken der Stadt sind von den Konsequenzen der aktuellen Ereignissen rund um das Coronavirus in unterschiedlicher Weise betroffen. Zum Beispiel werden in der Klinik Limberger orthopädische Rehabilitationspatienten behandelt und lungenkranke Patienten. Einen großen Anteil an Patienten machen die Anschlussheilbehandlungen aus, also die Patienten, die nach Operationen an ihren Gelenk zum Beispiel, ihre Nachbehandlung in der Klinik erfahren. Außerdem absolvieren viele der Patienten eine ambulante Rehabilitation oder Behandlungen. Und gerade das bringt im Vergleich zu anderen Kliniken Ausfälle.

Man muss neue Wege in der Zeit der Krise suchen. Der SÜDKURIER hat mit Joachim Limberger, dem Klinikeigentümer und Geschäftsführer, über die Situation an der Klinik gesprochen.

„Es gilt ein striktes Besuchsverbot. Weder Angehörige noch sonst jemand darf in die Klinik“, erklärt Joachim Limberger zu den getroffenen Vorkehrungen. Diese Maßnahmen habe man in der Klinik bereits in der vergangenen Woche getroffen. „Die Patienten gehen auch nicht, was es sonst mal durchaus gibt, über das Wochenende nach Hause. Sie bleiben durchweg in der Klinik.“ Natürlich sei ein Aufenthalt außerhalb der Klinik gestattet. Es tue schließlich gut, an der frischen Luft zu sein. Allerdings gibt es Auflagen. „Untersagt sind Besuche in Restaurants oder in Cafes, damit die Patienten gar erst nicht in Kontakt mit anderen Personen kommen“, so Limberger weiter. Diese Maßnahmen würden restriktiv umgesetzt, denn im Vordergrund stehe der Schutz der Patienten und Mitarbeiter, denn nur so könne überhaupt der Betrieb aufrecht erhalten werden-

Jeden Morgen werde außerdem bei den anreisenden Patienten telefonisch nachgefragt, ob sie entweder Risikogebiet waren oder Kontakt zu Infizierten hatten, oder Krankheitssymptome haben. Sobald eine dieser drei Fragen mit „Ja“ beantwortet wird – was auch schon vorgekommen sei, erfolge keine Aufnahme. Limberger: „Wir gehen nicht das geringste Risiko ein.“

Dementsprechend wurden auch sämtliche ambulante Therapien an der Klinik abgesetzt. Täglich etwa 30 bis 40 Personen kommen tagsüber zur Behandlung in die Klinik und gehen abends nach Hause.

Abgesagte Operationen

Ein großes Problem resultiert im Moment dadurch, dass aktuell keine sogenannten Elektiveingriffe (zum Beispiel die Versorgung mit Hüft- oder Knieprothesen) mehr in den Krankenhäusern durchgeführt werden, berichtet Joachim Limberger. „Davon leben wir zum Gutteil.“ Derzeit fänden nur Notfall-Operationen statt. „Wir sind dran Lösungen zu suchen, wie wir über die Zeit kommen.“

Schutzschirm und neue Kapazitäten

Bei der Bundesregierung sei grade ein Schutzschirm in Arbeit, weiß Limberger zu berichten. „Wir warten auf die Regelungen dazu, inwieweit wer betroffen ist.“ Es gehe es darum, Strukturen nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern aufzubauen. So gebe es ein Grobkonzept „Infrastruktur Krankenhaus“.

Dieses beinhalte, dass durch das Vorhalten, Reservieren, Aufbau und Umrüsten von Rehabilationseinrichtungen, Hotels oder größeren Hallen für zahlreiche leichtere Behandlungsverläufe von Corona-Patienten weitere Kapazitäten aufgebaut werden. Wenn man darauf zurückgreifen wolle, müssten aber auch entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden.

„Alle haben drastische Rückgänge, die ganze Wirtschaft und die ganze Gesundheitsinfrastruktur“, so der Klinikchef. Entscheidend werde sein, wie diese Krise zu bewältigen geht. Insofern warte er darauf, was aus dem Schutzschirm resultieren wird. Seine persönliche Prognose geht eher dahin, dass so wie es gerade läuft, das Ganze sich noch über das ganze Jahr 2020 erstrecken wird.

Keiner wüsste was kommt und man müsse nun das Setting abwarten. Der Schwarzwald-Baar-Kreis sei in der einmaligen Situation, mit der Klinik in Donaueschingen ein separates Haus für Corona-Fälle zur Verfügung zu haben. Das sei sicherlich einmalig. Andere Landkreise hätten das nicht und wenn man höre, wie die Zahl der Infizierten exponentiell steige und in welcher Dramatik, dann sei offensichtlich, dass die gegenwärtig vorhandenen Kapazitäten für die Behandlung von Schwersterkrankten nicht ausreiche und wohl tatsächlich auf die Rehaeinrichtungen zurückgegriffen werden müsse. Das müsste aus seiner Sicht jedoch so gestaltet werden, dass in den Kliniken ein Parallelbetrieb möglich ist.

Er finde es zwar gut, dass die Regierung versuche, Unternehmen und Arbeitsplätze zu erhalten, doch Darlehen bei der KfW als Instrument, das könne nicht funktionieren, ergänzt Limberger. „Wer soll wann diese Darlehen zurückzahlen?“, fragt er.

Enger Kontakt mit dem Klinikum

Die Zusammenarbeit mit dem Schwarzwald-Baar-Klinikum laufe zurzeit dergestalt, dass in der vergangenen Woche die Klinik dazu übergegangen sei, Patienten schneller als sonst üblich in eine Rehabilitation zu überführen, um ihre Kapazität zu erhöhen. Solche Patienten erfordern jedoch einen sehr hohen ärztlichen und pflegerischen Aufwand. „Aber darauf stellen wir uns ein und stehen als Partner zur Verfügung“, erklärt Joachim Limberger. Die Situation ändere sich täglich oder sogar stündlich und müsse neu überdacht werden. Dazu werde sicherlich mancher Konsens eingegangen werden.

Kein Bewusstsein für die Situation

Angesichts der „Heerscharen“, die am vergangenen Sonntag durch Bad Dürrheim pilgerten, sei wohl bei den Menschen immer noch nicht angekommen, was da vor sich geht, findet Limberger. Wie Heringe in der Dose aneinandergedrückt seien die Menschen in den Cafes gesessen. „Die Masse hat es echt noch nicht begriffen. Jeder hat es in der Hand, aber wenn das so weiter geht, kommt die Ausgangssperre“, ist sich der Klinikchef sicher.