Nachdem alle Konzerte der 9. internationalen Orgelkonzertreihe wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten, war das Interesse groß, als Zeno Bianchini, Organist, Cembalist und Dirigent, und künstlerischer Leiter der Konzertreihe, zum Konzert an der Kubak-Orgel in die Kirche St. Oswald in Stockach einlud.
Auch der ungewöhnliche Titel des Konzertes – „Die Königin macht Urlaub“ – weckte laut Pressemitteilung der Seelsorgeeinheit Stockach das Interesse der Zuhörer. Pfarrer Michael Lienhard sagte bei seiner Begrüßung, der Hörer werde durch die Auswahl der Werke auf eine musikalische Urlaubsreise geschickt. Durch die Auswahl der Titel werde das Konzert zu einem musikalischen Erlebnis, das individelle Eindrücke, Erlebnisse, ja sogar Erinnerungen zum Klingen bringe.
Bossi und Saint-Saëns
Passend dazu erklang dann die „Entrata“ von Marco Enrico Bossi, festlich und majestätisch, eine musikalische Begrüßung, gefolgt von dem stimmungsvoll vorgetragenen „Chant de soir“ (Abendlied). Als nächstes stand die „Marcietta“ von Theodor Dubois auf dem Programm, gefolgt von Bearbeitungen aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns.
In einer Bearbeitung von Pierre Gouins „Le coucou au fond des bois“ war der Kuckuck deutlich zu hören, leise und doch ganz präsent, auf der im Hintergrund choralartig geführten klanglichen Basis. Die wunderschöne Melodie des Schwans, „Le Cygne“, in der Bearbeitung von Alexandre Guilmant, ließ das Bild des dahingleitenden Vogels auf spiegelglattem und doch musikalisch nicht bewegungslosem See entstehen.
Die nächste Komposition „Scene pastorale“ von Louis Lefébure-Wély, bot eine andere Stimmung, eine fröhliche Hirtenszene, ausgedrückt durch Flöten, getragen vom Fundament der Bassstimmen, plötzlich unterbrochen von starkem Registerwechsel, Donnergrollen und heraufziehendem Sturm. Und doch endete auch dieses Wechselspiel durch alle Stimmen mit einem ruhigen Abschluss, darüber komponiert höchste Töne, wieder an Vogelstimmen erinnernd, und an ein vorübergezogenes Gewitter.
Berühmte Melodien von Morricone
Es folgten Melodien von Ennio Morricone, der im Juli in seinem Heimatland Italien gestorben war. Zeno Bianchini spielte Stücke aus dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod“: Mit großem Können und hohem Einfühlungsvermögen für die emotionale Ausstrahlung der einzelnen Melodien, gekonnten Übergängen und abwechslungsreichen Registrierungen beeindruckte er die Zuhörer damit nachhaltig und ließ Erinnerungen wach werden.
Letzter Programmpunkt war die „Rapsodia Italiana“ von Pietro Alessandro Yon mit ihren rauschenden Klängen, virtuosen Läufen und ihrer tänzerischer Leichtigkeit – ein temperamentvoller Höhepunkt des Konzertes, bei dem Zeno Bianchini sein überragendes Können wieder einmal zu Gehör bringen konnte, heißt es in der Mitteilung der Seelsorgeeinheit. Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus.