Diese Aussage deckt sich mit denen anderer Pflegeheime in Stockach: Das Korian-Zentrum für Betreuung und Pflege am Osterholz ist stetig voll belegt. Das beschreibt Angelika Jauch, die Leiterin, die auch für die Leitung des Pflegeheims Haus am Untergarten in Bodman-Ludwigshafen verantwortlich ist. Frei sei in beiden Einrichtungen so gut wie nie ein Platz und wenn dann höchstens zwei bis drei Tage lang.
Wer hier einzieht, ist Mitte bis Ende 70
Momentan wird im Pflegeheim am Osterholz neu gebaut, um der Heimmindestbauverordnung gerecht zu werden. Laut derer müssen etliche bauliche Voraussetzungen geschaffen werden, beispielsweise bezüglich der Zimmergröße, der Verkehrsflächen, der Barrierefreiheit und vielem mehr. Und eine gute Versorgung sei wichtig, betont Angelika Jauch. „Gute Pflege und gute Versorgung setzt allerdings keinen Neubau voraus“, sagt sie – denn gute Pflege generiere sich von innen nach außen.
Das Eintrittsalter der Menschen in ein Pflegeheim sei deutlich gestiegen, bedauert Jauch. Es läge momentan bei Mitte bis Ende 70. Sie erklärt, dass man noch viel für die Beweglichkeit und gegen die Verletzlichkeit von Menschen würde tun können, wenn diese eher ins Pflegeheim gehen würden. Leider aber sähen noch immer viele Menschen das Pflegeheim als ein Schreckgespenst, eine furchtbare Endstation, an welcher man – wenn überhaupt – erst so spät wie möglich enden wolle.
Pfleger bemühen sich um Teilhabe
„Dabei ist das, was wir jeden Tag an Pflege leisten, ein familiäres Miteinander zu schaffen, bei dem wir so viele wie möglich mit einbeziehen.“ Es gäbe in ihrem Pflegeheim am Osterholz zum Beispiel eine Hundertjährige, die bettlägerig sei – man lasse sie aber dennoch an Vielem teilhaben. Sie würde dann eben im Bett dorthin geschoben und genieße dies sehr.
Die neue Vorgabe für Einzelzimmer in den Pflegeheimen mag vielen Menschen als ein Fortschritt erscheinen, sagt Angelika Jauch. Aus pflegerischer Hinsicht aber sei dies nicht immer sinnvoll und fördere zudem bei vielen Menschen auch eher die Vereinsamung, vor allem wenn diese bettlägerig seien.
Viele Leute glaubten auch, dass sie viel Geld dazu bezahlen müssten, wenn ihr Angehöriger ins Pflegeheim kommt und dass der Staat ihnen dieses Geld wegnähme. Dabei greife die Sozialhilfe für die Zuzahlung und der Anspruch darauf beginne ab der Antragstellung, was viele Menschen gar nicht wüssten. „Wenn mehr Leute wüssten, wie gut es den Menschen in der Pflegeeinrichtung geht, dann wären viel mehr Menschen im Heim“, ist Angelika Jauch überzeugt.
Alkoholerkrankung macht Pflege nötig
Die Pflegelandschaft in unserem Land verändere sich aber schon, weiß Jauch zu berichten. Denn schließlich gebe es Bedarfe verschiedener Art, derer man gerecht werden müsse. Im Stockacher Korian-Zentrum für Betreuung und Pflege am Osterholz gibt es mehrere Gebäude, in welchen zum Beispiel auch Menschen mit Alkoholerkrankung untergebracht sind.
„Diese Menschen haben alles im Leben verloren. Sie erhalten gerontopsychiatrische Betreuung und können probewohnen“, sagt Jauch. Gerontopsychiatrie bezeichnet die Behandlung von Menschen im Alter, die unter körperlichen und psychiatrischen Erkrankungen leiden.
Fachkräftegewinnung ist schwer
Weg müsse man vom Gedanken Pflege sei nur für Alte, denn es gebe so viele Formen der Betreuung, sagt Jauch. Kurzzeitpflegeplätze seien in dem Pflegeheim am Osterholz nur ein kleinster Teil davon. Es gibt nämlich nur vier Kurzzeit-Pflegeplätze, die jedoch sehr oft angefragt werden.
Fachkräfte für die Arbeit im Stockacher Korian-Zentrum für Betreuung und Pflege am Osterholz zu gewinnen, sei sehr schwierig. Noch immer sei der Beruf sehr unattraktiv, was sich allerdings bald ändern könnte. Denn ab September dieses Jahres sollen Pflegekräfte allgemein mehr Geld bekommen. Außerdem ist der Personalschlüssel in der Altenpflege geändert worden und es können nun auch einjährige Kräfte für diesen Schlüssel berücksichtigt werden. Mit dieser Reform möchte der Staat dem Pflegekräftemangel begegnen, erklärt Angelika Jauch.