Vanessa Romero und Devrim Teke wollen mit ihren neuen Geschäften dazu beitragen, mehr Laufkundschaft in die Stockacher Oberstadt zu locken. Ihre Läden ergänzen seit Kurzem das Warenangebot.
Devrim Teke betreibt seinen Altstadt-Markt in den Arkaden der Kaufhausstraße seit dem Sommer. Er bietet orientalisch-mediterrane Produkte und Grundnahrungsmittel an und ergänzt damit das Warenangebot.

In der Oberstadt gab es zuletzt lange Zeit kein Lebensmittelgeschäft mehr. Von Montag bis Freitag ist immer zwischen 9 und 19 Uhr geöffnet, samstags bis 16 Uhr. So mancher Kunde komme noch kurz vor Ladenschluss, sagte Teke bereits wenige Wochen nach der Eröffnung.
Gute gebrauchte Kleidung
Vanessa Romero verkauft seit Anfang September neben dem Bürgerhaus Adler Post Second-Hand- und Outlet-Kleidung. Die gelernte Zahnarzthelferin erzählt, sie habe immer im Verkauf gearbeitet. „Als der Laden frei wurde und sich die Chance geboten hat, ihn zu übernehmen, habe ich nicht lange überlegt. Mein Mann unterstützt mich bei diesem Vorhaben sehr“, erzählt sie.
Als Erstes habe sie den Begriff Restposten, der noch über dem Vordach gestanden hatte, durch Outlet ersetzt, berichtet sie. Restposten hätten für sie einen negativen Beigeschmack, das Wort klinge nach Billigware. Doch ihr Ansatz ist ein anderer: „Ich biete gute, gebrauchte Herren- und Damenbekleidung, XXL-Bekleidung und Sachen für Jugendliche und Kinder. Diesen Bereich werde ich noch ausbauen. Außerdem habe ich Restbestände von Markenware aus größeren Lagern deutschlandweit aufgekauft und einen Teil der früheren Ware übernommen.“
Jugendliche sind ihr wichtig
Ihr Sohn im Teenager-Alter habe sie bezüglich der Jugendbekleidung beraten, erzählt sie lachend. Die Jugend ist Romero besonders wichtig. Sie sagt: „Ich möchte die Jugendlichen der Stadt mit einbinden.“ Teenager gingen sehr gerne in Singen, Radolfzell oder Konstanz einkaufen. Das habe auch eine von ihr initiierte kleine Umfrage in den sozialen Medien bestätigt. Vanessa Romero würde sich freuen, wenn sie von Stockacher Jugendlichen ein Feedback bekäme. „Dann wüsste ich noch besser, wo ich ansetzen kann und welche Ware für die Jugendlichen interessant ist.“
Sie sei gerne bereit, sich darauf einzustellen, erklärt sie. „Die Jugendlichen können unverbindlich im Laden vorbeischauen und mir ihre Meinung mitteilen.“ Ihr sei wichtig, dass die Teenager lokal kauften und ihr Geld nicht nur in anderen Städten ausgäben. Da sie den Laden alleine betreibt, könne sie momentan keine Kommissions-Ware entgegennehmen. Aber Kunden dürften ihr gerne gebrauchte Kleidungsstücke bringen, die sie dann gegebenenfalls abnehme. „Dafür erhalten die Kunden 20 Prozent beim Kauf eines anderen Teils“, sagt sie.
HHG freut sich über Neueröffnungen
Der Verein Handel, Handwerk und Gewerbe (HHG) freut sich über die beiden neuen Geschäfte in der Oberstadt. Im Gegensatz zu anderen vergleichbar großen Städten sehe es in Stockach aktuell mit Leerständen gar nicht so schlecht aus, erklären der Vorsitzende Siegfried Endres und seine Stellvertreterin Anja Schmidt. Dennoch müsse mehr getan werden, um die Stadt als Einkaufsstadt attraktiver zu machen.
Dies sei Sache des Marketings und damit der Stadt Stockach. Der HHG könne da relativ wenig tun, außer sich umzuhören und mitzuwirken. Ein Problem sei auch der Rückgang der Gastronomie, der zu weniger Besuchern in der Innenstadt führe, die vielleicht spontan noch durchbummeln würden.
Bürgermeister Stolz widerspricht
Bürgermeister Rainer Stolz teilt auf SÜDKURIER-Nachfrage mit: „Zum Thema der Oberstadt sind die Positionen keine anderen als vor Monaten. Richtig ist, dass weder der HHG noch die Stadt große Einwirkungsmöglichkeiten auf das Leben und die Existenz einzelner Handelsbetriebe haben. Was wir baulich zu machen hatten, ist getan worden. Weder die Hauseigentümer mit ihren Vorstellungen zum Mietpreis, noch die Angebote der Einzelhändler, noch die Entwicklung der Märkte können von der Stadt beeinflusst werden.“
Den Bereich Marketing beurteilt der Bürgermeister etwas anders als der Verein Handel, Handwerk und Gewerbe: „Wir sehen dagegen das Marketing unseres Einzelhandelsstandortes durchaus als Gemeinschaftsaufgabe von Handel und Stadt. Dazu haben wir uns immer bereit erklärt und auch entsprechende Zahlungen geleistet.“