Vor wenigen Jahren gehörten Elektroautos noch zu den Exoten auf deutschen Straßen. Mittlerweile erfreuen sich die Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor immer größerer Beliebtheit. Doch während sich manch ein Fahrer eines Autos mit Benzin- oder Dieselmotor derzeit an der Tankstelle über hohe Spritpreise ärgert, sorgt auch das Aufladen von Elektrofahrzeugen bisweilen für Verdruss.
So ging es etwa Hans-Gerd Knoll aus Mannheim, der eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Monaten öfter mit einem Hybrid-Auto in Stockach zu Besuch war. Seine Erfahrungen bei der Suche nach freien Ladesäulen schildert er in einem Brief an die Stadtverwaltung, der dem SÜDKURIER vorliegt.
„Im Parkhaus Stockach gewinnt man den Eindruck, dass dort immer dasselbe Auto angeschlossen ist. Und die Stationen am Rathaus sind die meiste Zeit abgeschaltet. Bei meinen vielen Besuchen in Stockach hatte ich genau einmal das Glück, im Parkhaus Strom tanken zu können und genau einmal am Rathaus“, schreibt Knoll und zeigt sich gefrustet von der „Elektrodiaspora Stockach“, wie er schreibt. Aber ist die Situation wirklich so schlimm?
Beschilderung begrenzt Nutzungsdauer
Die Ladestation im Parkhaus werde sehr gut genutzt, schreibt Steffanie Hornstein, die bei den Stadtwerken für Marketing und PR zuständig ist und fügt hinzu: „Wir wissen um die Problematik, dass es vereinzelt Fahrzeugbesitzer gibt, die ihr E-Fahrzeug länger als notwendig an der Ladesäule stehen lassen.“ Deshalb habe man explizit die Beschilderungen angepasst und weise zusätzlich darauf hin, dass die Fläche maximal für zwei Stunden mit Parkscheibe und nur für den Ladevorgang genutzt werden dürfe.
„Da es für die Fläche im Parkhaus keine Konsequenzen in Form eines öffentlichen Strafmandats gibt, können wir hier momentan nur an die Rücksicht und Fairness der E-Fahrzeug-Besitzer appellieren“, so Hornstein.
Was die Ladesäulen am Rathaus angeht, schreibt Hornstein, dass sich die Öffnungszeiten der Ladestation an den Öffnungszeiten des Rathauses orientieren. Bürgermeister Rainer Stolz ergänzt, man habe am Rathaus sehr früh eine Ladesäule aufgestellt, die Autofahrer in der Frühphase motivieren sollte auf Elektroantrieb umzusteigen. „Deshalb war das Angebot kostenlos, also ohne Kartennutzung nutzbar“, so Stolz.
Besserung ist zumindest in Sicht
Das Resultat davon sei gewesen, dass Anwohner diese kostenlose Ladesäule ganztags oder nachts genutzt haben, und der Zweck der Übung, Besuchern des Rathauses eine kostenlose Lademöglichkeit zu verschaffen, ins Leere gelaufen sei. „Deshalb haben wir die Nutzungsmöglichkeit auf unsere Öffnungszeiten begrenzt“, so Stolz.
Dass es Handlungsbedarf gibt, was den Ausbau des Stockacher Ladenetzes für Elektroautos angeht, das haben die Stadtwerke und der Gemeinderat in der Zwischenzeit allerdings bereits erkannt. Im Dezember beschloss der Gemeinderat die Erweiterung des Ladenetzes und den Ausbau der bestehenden Stationen. Alles aber unter der Voraussetzung dass es dafür Fördergelder von Bund und Land gibt.
Denn wie Jochen Stein, Prokurist der Stadtwerke, damals im Gemeinderat erklärt hatte, belaufe sich die Investitionssumme für den Ausbau voraussichtlich auf 190.000 Euro. Damit die Ladeinfrastruktur kostenneutral betrieben werden kann, seien die Stadtwerke allerdings auf Zuschüsse in Höhe von 115.000 angewiesen, erläuterte Stein damals. Ziel war es rund 75.000 Euro an Fördermitteln vom Bund zu bekommen.
„Die Förderanträge für die Ladesäulen wurden gestellt. Auch auf Nachfrage konnten wir noch keine Antwort der Förderstelle erhalten“, berichtet Steffanie Hornstein auf Nachfrage des SÜDKURIER. Wann der Ausbau des Ladenetzes beginnen könne, sei noch nicht klar.
Insgesamt zehn neue Stationen geplant
Was aber feststeht, ist, dass es insgesamt zehn neue Ladestationen geben soll. Sieben davon sind für die Stadt vorgesehen, drei Ladesäulen sollen in Zizenhausen, Espasingen und Wahlwies aufgestellt werden. Die Standorte in der Stadt wären am Ärztehaus, in der Goethe- und der Dillstraße, am Aach-Center, im Interkommunalen Gewerbegebiet (IKG) Blumhof sowie im Parkhaus und am Rathaus.
Für die Fläche im Parkhaus sei dabei in Planung, dass ein weiterer Ladepunkt hinzukommt und beide Ladesäulen dann kostenpflichtig werden, erklärt Hornstein. „Somit wird sich dann auch das Blockieren der Ladesäule von alleine erledigen und keinen Grund mehr zur Ärgernis bei anderen Kunden geben.“