Sie malt, seit sie denken kann, Gesichter. Schon als Kind habe sie diese mit Bleistift gezeichnet, später mit Aquarell. Und Kunst war natürlich ihr Lieblingsfach in der Schule, bis sie selbst Fachlehrerin für musisch-technische Fächer wurde. Birgit Brandys großformatige Porträts sind zumeist keine bestimmten Gesichter, sondern von ihr ersonnene. Natürlich hat sie auch ihre Kinder nach Fotos in Öl gemalt. „Ich habe auch schon mal nach dem Original gemalt, aber das ist für mich sehr anstrengend.“

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Ihre Gesichter sind heiß begehrt, sie verkauft sie nicht nur nach Ausstellungen gut. „Die Menschen wollen mit meinen farbenfrohen Bildern ihr Zuhause verschönern.“ Daneben malt sie gerne Tiere, am liebsten Kühe. Und sie hat auch mit Menschen-Darstellungen in Schwarz-Weiß experimentiert. Porträts ihrer Familienangehörigen hat sie in energischen Strichen, die fast an technische Zeichnungen erinnern, als Grafiken verewigt. Ihr Atelier ist der Garten oder ihr großes Wohnzimmer, hier hängen einige ihrer Bilder.

Die Pandemie hat vieles eingeschränkt

Was ihr in der Pandemie am meisten gefehlt hat, waren die Ausstellungen, die Vernissagen, die Gespräche mit Menschen. Und ihre Kurse konnte sie nicht weiter besuchen. Denn Birgit Brandys bildet sich immer weiter, nimmt selbst Unterricht bei bekannten Künstlern. So absolviert sie im August einen Studiengang Malerei bei Felix Eckart. „Ich profitiere davon, denn ich entwickele mich gerne weiter. Aber ich gebe anderen auch gerne Tipps und ich knüpfe hier wichtige Kontakte“.

In der Pandemie habe sie trotzdem nicht den Mut verloren. „Ich war immer in der Natur unterwegs, mit dem Rad und zu Fuß. Jede Blumenwiese, jeder Sonnenuntergang hat mich inspiriert, so dass ich die erlebte Farbigkeit in meinen Gesichtern verwendet habe.“ Tatsächlich sind die Porträts in unterschiedlichen Farben gehalten, weisen Tropfspuren der Acrylfarben auf, sind in Flächen differenziert geschichtet. Tropfen vor den Augen sollen nicht in erster Linie Tränen bedeuten, sondern vor allem die Räumlichkeit betonen. „Es soll locker gemalt aussehen, aber es steckt halt auch viel Arbeit darin“, gesteht sie.

Aufträge sind nicht ihr Ding

Nach Aufträgen malt Birgit Brandys nicht mehr. Sie hat damit keine guten Erfahrungen gemacht: „Einmal sollte ich einen sportlichen, lebenslustigen Mann mit blauen Augen malen. Aber das Foto, das ich bekam, war nicht gut und zeigte einen düsteren, schwergewichtigen Mann.“ Seitdem malt sie nur, wenn sie Lust dazu hat. Aber die wurde durch die Pandemie auch ausgebremst. „Ich hatte viele Monate lang überhaupt keine Lust zum Malen, so hat mich der erste Lockdown niedergedrückt.“ Im Herbst 2020 hatte sie eine Ausstellung in der Rathausgalerie in Konstanz. Aber alle, die sie eingeladen hatte, mussten wieder ausgeladen werden. Die Vernissage fand nämlich nicht statt.

Endlich wieder Ausstellungen

Mittlerweile schaut die 57-Jährige wieder zuversichtlich in die Zukunft: In diesem Jahr sind Ausstellungen gelaufen und auch geplant. Im September und Oktober wird sie an den Museumsnächten in Singen und Radolfzell beteiligt sein. Und im Januar 2023 steht eine Einzelausstellung in der Villa Bosch in Radolfzell an, auf die sie sich sehr freut. „Ich musste schon Ausstellungen absagen, ich kann gar nicht alle bedienen.“