Wer Auto fahren will, braucht einen Führerschein. Dafür müssen viele Dinge gelernt und in Prüfungen nachgewiesen werden. Mit dem eigenen Körper und der Gesundheit sollte man noch viel sorgsamer umgehen, doch da ist jeder selbst gefordert, sich an Tipps und Regeln zu halten. Der Stockacher Sportwissenschaftler Joachim Auer hat in seinem Buch „Der neue Körperführerschein“ wichtige Aspekte zusammengetragen.
Die erste Version des Buches, „Der Körperführerschein“, erschien 2010, das Konzept ist schon älter. Es gehe ihm nach wie vor darum, die Menschen zu motivieren, sorgsam mit ihrem Körper umzugehen, sagt Auer. Und ein neues Thema gibt es in der neuen Version auch: die Faszien.
Neues Thema Faszien
Die kamen auch bei einem Vortrag in der Buchhandlung Bücher am Markt nicht zu kurz, bei dem Auer ein Best-of seiner Arbeit vorstellte. Wer sich jeden Tag einige Minuten Zeit für Faszien nehme, werde sich an vielen Tagen besser fühlen als bisher, versprach Auer.

Faszien seien weitaus bedeutender als bisher gedacht. „Sie formen den Körper, trennen Muskeln und Organe.“ Auer beschrieb die funktionell zusammenhängenden Faszienketten auf der Körperrück- und -vorderseite.
Dem Körper wird es ohne Bewegung langweilig
Die Gäste probierten, den Oberkörper bei gestreckten Beinen nach unten zu beugen, dann hochzukommen und sich im Hohlkreuz nach hinten zu strecken, um danach erneut mit den Händen zu den Füßen zu kommen. Bei allen gelang das beim zweiten Mal besser. „Der Körper ist das Ergebnis der Reize, die ich ihm gebe“, erklärte Auer.
Überall befänden sich Rezeptoren, die ständig die Orientierung im Raum ans Gehirn meldeten. Diese nähmen nur Bewegung oder Schmerz wahr. „Denen wird ohne Bewegung langweilig.“ Viel stilles Wasser zu trinken helfe, die Faszien geschmeidig zu halten. Dieses Kapitel kam in der ersten Auflage seines Buches nicht vor, doch nach zehn Jahren intensiver Beschöftigung mit dem Thema wollte er es nun unbedingt aufnehmen.
Welche Rollen Ernährung und Stress spielen
Auch die Themen Bewegung, Ernährung und Stress griff er auf und machte anschaulich klar, was Menschen beachten müssen, um fit und gesund zu sein, zu bleiben oder zu werden. Ihm sei wichtig, Impulse zu geben, um Menschen zu ermutigen, etwas zu verändern.
Beim Essen sei weniger mehr. „Wir essen zu viel. Der Körper kommt mit zu wenig Nahrung besser klar als mit zu viel.“ Ob es fünfmal Obst und Gemüse am Tag sein müssten, wisse niemand genau, in jedem Land gebe es dazu andere Vorschläge. Klar sei aber, dass künstlich hergestellte Vitamine vom Körper schlecht oder gar nicht aufgenommen würden. Trennkost sei an sich sinnvoll, weil der Magen dann speziell für dieses Lebensmittel Verdauungssäfte bereitstelle, mache aber wenig Spaß.
Er riet, Gesundes zuerst zu essen, der Magen verstoffwechsle dies dann auch zuerst. Für das Verdauungssystem bedeute ein Entlastungstag pro Woche eine gute Unterstützung. Auch das von vielen praktizierte Intervallfasten oder zumindest einige Stunden ohne Essen zwischen den Mahlzeiten seien sinnvoll, um Magen und Darm genügend Zeit für ihre Arbeit zu geben.
Bewegung als Mittel gegen Stress
Der Sportwissenschaftler stellte fest: Auf uns prasselten täglich viele Themen ein und der einzige Weg aus dieser Situation seien wir selbst. „Wir bekommen heute viel zu viel Input. Diese Informationen können wir gar nicht alle verarbeiten. Einige beruhigen ihr Gehirn durch die Zufuhr von Zucker, andere rauchen oder trinken Alkohol“, sagte Auer. Alkohol betäube, fördere aber nicht die Entspannung. Er bewirke nur eine Ablenkung, keine Regeneration.
„Bewegung ist ein gutes Mittel gegen Stress und hilft bei der Entspannung.“ Die Heilkraft der Bewegung müsse man nutzen, dafür sei es nie zu spät, betonte er. „Zehn Mal bäuchlings hinlegen und wieder aufstehen ist schon ein Ausdauertraining und eine einfache Form von Gymnastik.“