Schon vor der Gründung des Tagesmüttervereins im Landkreis Konstanz war Kindestagespflege ein aktuelles Thema. Heute sind Tagesmütter und Tagesväter ein Standbein in der Kinderbetreuung. Aktuell betreuen 87 Tagesmütter und Tagesväter 367 Kinder in Gemeinden im gesamten Landkreis, dazu kommen 77 Betreuungsplätze für 243 Kinder in Konstanz.
Mit einem Fest feierte der Verein mit Sitz in Böhringen sein 20-jähriges Bestehen in der Schlossberghalle in Friedingen. Wie wichtig dieses Angebot für Eltern und Kommunen auch in Zukunft ist, machten Vertreter maßgeblicher Institutionen in ihren Grußworten deutlich.
Tagesmütter aus Leidenschaft
Die Tagesmütter übernehmen ihre Aufgabe mit Leidenschaft. Karin Becker war von 1978 bis 2020 Tagesmutter in Singen. Schon vor dieser Zeit war sie in Bayern Tagesmutter und hat gesamt mehr als 49 Jahre lang Kinder in Tagespflege betreut.
Nicole Stocker aus Volkertshausen begann vor 20 Jahren als Tagesmutter, als ihr erstes Kind zwei Jahre alt war. Sie erwarb das Zertifikat zur qualifizierten Kindertagespflegeperson und betreute auch drei bis fünf Kindergarten- und Schulkinder, als sie selbst Mutter von sechs Kindern war. „Zwischendrin habe ich ein paar Jahre wieder in meinem Beruf gearbeitet, aber die Kinder haben mir gefehlt“, erzählt Nicole Stocker. Während der Pandemie arbeitete sie im Pestalozzi Kinderdorf in Wahlwies, seit Januar ist sie wieder Tagesmutter bei den Zipfelmützen in Friedingen.
Ein gleichberechtigter Baustein
„Tagesmütter waren schon vor 20 Jahren ein aktuelles Thema“, ging Gründungsmitglied Andreas Hoffmann in seinem Rückblick auf die anfänglichen strukturellen Probleme ein. Ob die Aufgabe auch pädagogisch geleistet werden kann, ist heute keine Frage. Laut Christine Jerabek vom Landesverband Kindertagespflege Baden-Württemberg würden wissenschaftliche Ergebnisse die Qualität belegen. „Kindertagespflege ist ein gleichberechtigter Baustein“, so Jerabek.
Für Alfred Kaufmann, Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamts, ist es gelungen, das früher umstrittene Modell Tagesmütter aus der Nische herauszuholen. Auch qualitativ sei es zu einem festen Bestandteil geworden.
Iris Graf, Geschäftsführerin vom Tagesmütterverein, dankte den vielen Wegbegleitern und wünscht sich, dass alle den Weg mutig weitergehen. „Wir sind darauf angewiesen, ohne Sie würde sich das Netz nicht halten lassen“, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Nese Erikli. Durch den Zuzug, den Lehr- und Fachkräftemangel müssten noch größere Anstrengungen in den Bereichen Betreuung, Pflege und Bildung unternommen werden.
„Die Tagespflege muss sich nicht verstecken“, so Erikli. Bürgermeisterin Ute Seifried stimmte ihr zu: „Wir sind froh, dass es sie gibt“, Kindestagespflege sei in Singen schon vor dem Krippenausbau 2013 ein wichtiges Standbein in der Kinderbetreuung gewesen, vor allem für Kinder unter drei Jahren. Für Markus Anger vom Bundesverband der Kindertagespflege muss die rechtliche und wirtschaftliche Situation in Zukunft noch verbessert werden.