Was ist da los bei der Scheffelhalle? Als das Gebäude im November 2020 ein Raub der Flammen wurde, war die Betroffenheit groß – in der ganzen Region. Zu viele schöne Erinnerungen gab es an die damalige „Bruchbude“, wie es CDU-Gemeinderat Hans-Peter Stroppa kürzlich im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Gemeinderats benannte. Zu viele Paare haben sich dort fürs Leben gefunden, zu viele schöne Stunden hat man bei Veranstaltungen dort verbracht, um das alte Gebäude einfach verschwinden zu lassen.

Der Rückhalt für einen Wiederaufbau, eher die Forderung danach, war groß. Und im Dezember 2021 war sich der Gemeinderat bei seinem Grundsatzbeschluss zum Wiederaufbau der Halle einig – der Beschluss fiel einstimmig.

FDP schaut auf Öko, die Grünen aufs Geld

Und jetzt? Ein bisschen fühlt man sich wie in einer verkehrten Welt. Die FDP-Fraktion im Gemeinderat hat zwischenzeitlich beantragt, den Neubau in Holzbauweise zu errichten. Das ist zwar teurer als der wegen seiner CO2-Bilanz in Verruf geratene Beton. Aber derzeit der letzte Schrei in Sachen Nachhaltigkeit, weil der Rohstoff bekanntlich nachwächst und die Bäume beim Wachsen CO2 abbauen.

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Und die Grünen im Gemeinderat schauen trotz der ökologisch-nachhaltigen Ausrichtung des Bauprojekts aufs Geld. Schaut man auf den Ruf, den beide Parteien für ihre Bundespolitik genießen, würde man das so nicht unbedingt erwarten. Angesichts der ersten belastbaren Kostenprognose mit einem Gesamtvolumen von 9,7 Millionen Euro warfen die Grünen im Ausschuss nun die Frage auf: Lohnt sich diese große Summe für das, was die Halle nachher kann? Und wie viel Nutzung ist zu erwarten?

Wenn es ums Geld geht, hört der Spaß auf

Prompt bekamen die Grünen im Ausschuss einige Prügel ab. Zugespitzt formuliert, lautete die Gegenposition: Die auf Landesebene von den Grünen vorangetriebenen ökologischen Bauvorschriften treiben die Preise hoch, nun darf man kommunal nicht darüber lamentieren. Wenn es ums Geld geht, hört der Spaß eben auf. Wird das Projekt, das einmal so breite Unterstützung genoss, nun zerredet und plattdiskutiert? Das ist beim Singener Gemeinderat, der am kommenden Dienstag über den Neubau entscheiden soll, zumindest nicht zu erwarten – zumal schon im Ausschuss eine große Mehrheit für den Bau stimmte. Und die Stadtverwaltung hat zugesagt, Informationen zur erwarteten Nutzung nachzuliefern.

Egal wie die Diskussion ausgeht, eines ist sicher: Alle Beteiligten sind gut beraten, was Gescheites zu bauen, das dann wieder an die 100 Jahre hält – wie die alte Scheffelhalle, die ja eigentlich nur ein Provisorium und vor den Zeiten der Stadthalle jahrzehntelang unangefochten die gute Stube der Singener war. Bei allem Zeitdruck schadet es aber trotzdem nicht, sich Gedanken über die Nutzbarkeit gerade für Vereine zu machen – auch eine gute Auslastung gehört zur Nachhaltigkeit.

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