Parallel zur Werkschau des Holzbildhauers Rudolf Wachter zeigt das Kunstmuseum in der Ausstellung „Elly Weiblen – Reiche Au“ Bilder der in Korb bei Stuttgart lebenden Künstlerin. Trotz unterschiedlicher Materialien sind die Arbeiten vergleichbar. Wachter wie auch Weiblen beziehen die Eigenschaften des Werkstoffs in die Gestaltung ihrer Arbeiten mit ein. Im Zentrum der Ausstellung stehen 60 Tusch- und Temperamalereien, Gouachen und reduzierte Fotografien aus dem Reichenau-Projekt der Künstlerin. Fasziniert von fließendem Wasser und den im Dunst aufsteigenden Erscheinungsformen im flirrenden Licht spürt Weiblen der sinnlichen Präsenz und Schönheit der Natur nach. Ihre Eindrücke und Gefühle überträgt sie als Formen und Farben in stille, abstrakte Bilder, deren Konturen in manchen Arbeiten Abbild einer Landschaft sein könnten. Dabei verwendet sie als Malgrund feinstes, bei jedem Lufthauch sich sanft bewegendes Japanpapier und leuchtend weiße Leinwände. Die Bewegung und das Fließen des Wassers ist für Weiblen auch Sinnbild für den Fluss der Zeit.
Ihre Arbeiten sind Erinnerungen an ihre zahlreichen Besuche der Insel Reichenau. Wie sie im Gespräch mit Museumsleiter Christoph Bauer erzählte, hätten die vielfältige Wasserlandschaft, das Licht mit leuchtenden Farbformen und die unglaubliche Buchmalerei der mittelalterlichen Mönche sie in den Bann gezogen.
Weiblen bildet aber nicht ab, sondern gibt auf dem leeren Blatt ihren inneren Bildern eine äußere Form. Dabei bezieht sie die Materialeigenschaften der jeweiligen Technik mit ein. Beim Malen mit Tusche auf Papier zum Beispiel untersuche sie, wie Farbflächen von Hellgrau bis Tiefschwarz auf dem hauchdünnen Papier in unterschiedlichem Licht reagieren. „Durch Leerstellen entsteht ähnlich wie in der Musik ein Rhythmus von kräftigen und feinen Teilen“, erläuterte Elly Weiblen. Ihr seien Farbtöne wichtig, die eine Schwingung haben. Gold sei für sie auch kein Material, sondern eine Farbe, die alle umliegenden Farben in sich aufnehme.