Auch wenn Mundart im Alltag immer weniger gesprochen wird – der alemannische Dialekt lebt. Dafür stehen Bruno Epple und Uli Führe, die Walter Möll von der Muttersprochgsellschaft als „ganz bsundere Gäst i de Stadthalle iiglade“ hatte. Mit Texten und Liedern brachten die beiden Mundartdichter den alemannischen Dialekt zum Klingen. Schmunzelnd und bestens gestimmt lauschten die 120 Gäste dem Poeten und Maler Bruno Epple, sowie Uli Führe, der als Musiker und Komponist in Liedern von den kleinen Dingen erzählt, die das Leben ausmachen.
Gedichte mit persönlichem Hintergrund
Die Worte reihen sich melodisch aneinander: „Scho de G‘ruch vuneme Buurebrot, e Fliege oder e Lache ka de Tag ganz uusfülle“, heißt das in alemannischer Mundart. Beide erhielten viele Auszeichnungen und sind dem Publikum bestens bekannt, setzen sie sich unermüdlich für den Erhalt des alemannischen Dialekts ein.
Wie Epple erzählte, war es im Englischen Garten im Jahr 1955, als er als Student sein erstes Gedicht einem kleinen Käfer widmete und die Lebendigkeit des Verbs entdeckte. „Im Schilf do fliglets duusigschää, es käferlet und flitzt, es summselet und fießlet doo und blinkeret und blitzt“, las er aus dem Gedicht „Seligs Läbe.“ Mittlerweile 92 Jahre alt, sind Sprachen für den ehemaligen Studienrat ein Stück Welt, die man lebt.
Es sei „anstrenged worro, mit de Sproch“, ist sich Führe unsicher, ob es jetzt Baum oder Bäumin, Apfel oder Äpfelin heißt. Seltsam kommen ihm auch die mit den gesenkten Köpfen und den Stöpseln im Ohr vor. Er selbst sei in den Wollsocken der Mutter durchs Leben gegangen: Statt Spielzeug gab es Socken, die trug er in der Schule, zur Konfirmation und zur Hochzeit.
Und er trägt sie noch heute: Als Beweis hob er ein Bein. Wie Epple möchte auch Führe den alemannischen Dialekt als Kulturgut bewahren. Er werde dem Hochdeutsch geopfert, Kinder würden ihn heute nicht mehr sprechen. „Schwätzet uff de Stroß und am Tisch wie euch de Schnabel gwachse isch“, war sein Wunsch an das Publikum.