Wer darüber nachdenkt, ein Elektroauto zu kaufen, kann sich die Entscheidung seit Mai durch einen Umweltbonus ein wenig erleichtern (siehe Kasten). Dass der Umweltbonus den Durchbruch bei der Elektromobilität schafft, ist nach den deutschlandweiten Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) derzeit aber nicht absehbar: Etwas mehr als 3000 Anträge verzeichnet das BAFA in einer Zwischenbilanz zum 1. September, davon etwa zwei Drittel für reine Elektrofahrzeuge und ein Drittel für sogenannte Plug-In-Hybride (siehe Kasten). Doch wie sieht das Bild in und um Singen aus? Laut der Zwischenbilanz des BAFA sind bundesweit für Fahrzeuge von BMW, Renault und VW die meisten Anträge für den Umweltbonus eingegangen.
Vertreter dieser drei Marken in der Region berichten in der Tat nicht von riesigen Absatzzahlen bei Elektrofahrzeugen. Zumindest bei zwei Herstellern spricht man aber von einer spürbaren Steigerung, wenn auch auf niedrigem Niveau. So berichtet Georgios Adamopoulos, Verkaufsleiter beim Renault-Autohaus Scheu in Rielasingen-Worblingen, dass nach Einführung des Umweltbonus', den Renault aufstockt, vier bis fünf Elektrofahrzeuge auf einen Schlag verkauft worden seien. Sie seien alle an Privatkunden gegangen. Zuvor habe man ein bis zwei Elektrofahrzeuge im Jahr verkauft.
Bei BMW Auer habe man seit Einführung des Bonus' etwa 15 Elektro-Pkws verkauft, erklärt der E-Spezialist des Hauses, Oliver Schweikart. Allerdings bezieht sich diese Zahl nicht allein auf die Singener Zweigstelle des Unternehmens mit Sitz in Stockach, sondern auf die gesamte Gruppe, die am Bodensee und in Oberschwaben vertreten ist. Diese Autos seien zu etwa gleichen Teilen an Privat- und Firmenkunden gegangen. Schweikarts Einschätzung: "Diese Zahl ist ein guter Anfang." Er sieht wachsendes Interesse bei Kunden, Verkäufer würden auf elektrische Modelle hinweisen. Vergleichszahlen mit dem Zeitraum vor der Einführung des Bonus' könne er nicht nennen, so Schweikart, da Auer erst seit etwa drei Monaten E-Händler sei.
Deutlich nüchterner fällt die Zwischenbilanz von Joachim Hafner aus, Niederlassungsleiter des Volkswagenzentrums Singen und VW-Markenverantwortlicher bei Gohm und Graf Hardenberg: "Wir spüren nichts vom Umweltbonus." Den großen Vortrieb für den Markt, den er sich erhofft habe, gebe es nicht, der Umweltbonus habe keinen signifikanten Anstieg beim Verkauf gebracht. Dabei seien gerade Plug-in-Hybride, die ebenfalls vom Umweltbonus profitieren, derzeit interessant, weil man keine Einschränkungen bei der Reichweite habe, sagt Hafner.
Dabei sei die Reichweite für die meisten Fahrten kein Faktor, hält Gerd Burkert dagegen, Geschäftsführer der Energieagentur des Landkreises Konstanz und einer der vehementesten Fürsprecher der Elektromobilität: "Spontan für einen Cappuccino nach Mailand fahren, das tut sowieso niemand." Und für den Weg zwischen Zuhause und Arbeitsplatz würden fast immer zwei Ladepunkte reichen. Seine Botschaft lautet: "Elektroautos sind keine Zukunftstechnik, sie fahren schon wunderbar herum." Und der Verdacht, dass Autohäuser wenig Interesse am Verkauf von E-Autos haben, weil der Wartungsaufwand für die Werkstätten geringer sei? Die drei Markenvertreter winken ab. Zwar müssten sich Werkstätten umstellen, zumal nicht jeder Mechaniker auch ein E-Auto reparieren dürfe. Doch der Tenor lautet, man müsse verkaufen, was die Kunden wollen.
Und Hybrid-Pionier Toyota? Beim Autohaus Bach ist man enttäuscht. Der Grund: Der Hersteller, der schon seit 1997 Autos mit der Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor im Angebot hat, kann kaum profitieren, weil die Autos meist nicht direkt an die Steckdose angeschlossen werden können – und gewährt eine vergleichbare Prämie in Eigenregie. Trotzdem sei jedes zweite verkaufte Auto bei Bach derzeit ein Hybrid-Fahrzeug, sagt Juniorchef Christoph Bach.
Der Umweltbonus
Der Umweltbonus wird für Fahrzeuge gewährt, die entweder vollständig elektrisch betrieben werden oder als sogenannter Plug-in-Hybrid, die also einen Verbrennungs- und einen Elektromotor haben, dessen Akku man von außen laden kann. Für reine Elektrofahrzeuge liegt der Bonus bei 4000 Euro, für Plug-in-Hybride bei 3000 Euro. Eine Hälfte davon gewährt der Händler als Rabatt, die andere Hälfte muss beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden. Das BAFA führt auch eine Liste der Fahrzeuge, für die der Bonus gezahlt wird. (eph)