Die Absage des Burgfestes ist verständlich, aber auch traurig. Vor allem für die Vereine, die sich dort seit Jahren engagieren und durch Bewirtung auch eine gute Einnahmequelle haben. Wir sprachen mit ein paar Vertretern von Vereinen, wie sie die Absage aufgenommen haben. Auch der KTS Geschäftsführer Roland Frank erläutert im Gespräch mit dem SÜDKURIER nochmal die Gründe.
„Es ist sehr schade, dass das Fest abgesagt wurde“, sagt António Cardoso, SG Magricos/Centro Portugues. Gemeinsam mit dem Centro Portugues bewirten die Portugiesen seit vielen, vielen Jahren auf dem Paradeplatz mit gegrillten Sardinen und anderen Köstlichkeiten aus ihrer Heimat. Die Schlangen an ihrem Stand sind legendär, besonders bei schönem Wetter. „Wir stecken die Einnahmen aus der Bewirtung in die Jugendarbeit“, sagt Cardoso. Derzeit denke man aber über ein alternatives Fest auf dem Vereinsgelände des SG Magricos, Im Haselbusch 14 nach, wo die Grillspezialitäten angeboten werden sollen.
Einen Plan B gibt es nicht
Für die Hecker-Gruppe wäre es das vierte Mal gewesen, dass sie auf der Herzogsburg die Bewirtung machen. Das ist nun nicht möglich, was der Vorsitzende der Hecker-Gruppe, Klaus Hug natürlich sehr schade findet. „Wenn da ein Gefahrenpotential besteht, muss man dies natürlich rational sehen“, räumt er ein. Doch bei einem Vorgespräch im Mai, als man schon von dem Felssturz wusste, hatte die Kultur & Tourismus GmbH (KTS) noch signalisiert, dass sich die Vereine drauf einstellen könnten, dass das Burgfest stattfinde. „Warum hat man keinen Plan B für das Fest, dass es an einem alternativen Ort stattfinden kann, zum Beispiel im Stadtgarten?“ fragt sich Hug.
Vito Guidicepietro vom Verein Acrei ist ebenfalls traurig, dass das Burgfest abgesagt wurde. Er versteht die Gründe, aber für kleinere Vereine sei das Fest eine gute Einnahmequelle und das Fest sei ein fester Bestandteil der kulturellen Arbeit des Vereins. Der Verein Acrei ist immer mit Tanzauftritten dabei.
Manche Künstler verlangen ein Ausfallhonorar
Für den Geschäftsführer der KTS, Roland Frank ist klar, dass es ein Burgfest in abgespeckter Form und an einem anderen Ort nicht geben kann. Es hatte wohl Überlegungen gegeben, das Fest auf der Karlsbastion und eventuell auf dem unteren Teil bei der Domäne zu machen, doch auch diese Variante schien zu kompliziert, da auch der Shuttle-Verkehr der Busse in die Quere gekommen wäre. „Wir hatten vor einigen Wochen die Hoffnung, dass die beauftragte Spezialfirma es schafft, den Fels zu sichern. Doch nun gibt es mehr Arbeiten dort als anfänglich gedacht“, so Frank. „Wir mussten uns zu einem bestimmten Zeitpunkt entscheiden und haben deshalb am 7. Juni die Pressemitteilung herausgegeben“, so Frank.
Ein Burgfest ohne Burg sei einfach nicht das, was die Menschen erwarten. In Planung ist nun eine Verschiebung des zweitägig angedachten Jubiläumsburgfestes auf den Sommer 2020, so Frank. Vorausgesetzt, der Gemeinderat und das Regierungspräsidium stimmen zu. Von den Künstlern habe man bisher nur von Dreien die Info, dass sie einen Teil eines Ausfallhonorars haben möchten. Die Künstler haben Verständnis und möchten auf jeden Fall nächstes Jahr kommen, so Frank.
Muettersproch-Gesellschaft bleibt gelassen
Die Jugendfeuerwehr, die von jeher ihr Café im Kanzleigewölbe oberhalb des Paradeplatzes organisiert, sieht die Absage entspannt. „Wir sind nicht so traurig, denn wir sind finanziell nicht so auf das Burgfest angewiesen“, sagt Fabian Grundmüller, Jugendfeuerwehrwart der Abteilung Stadt. Nur wenige Tage nach dem Burgfesttermin gehen die Jugendlichen auf das alljährliche Jugendzeltlager des Landkreises. „Wir haben keine Langeweile und so auch mehr Zeit, uns für das Zeltlager vorzubereiten“, so Grundmüller.
Auch die Muettersproch-Gsellschaft-Hegau findet die Absage des Festes natürlich schade. „Aber Sicherheit geht vor“, sagt Walter Möll, der Vorsitzende. Die Muettersproch-Gsellschaft-Hegau bewirtet immer mit rund 40 Helfern im Alemannenkeller und bietet dort badische Spezialitäten an. „Wir bestreiten übers Jahr unsere Aktivitäten mit den Einnahmen aus der Bewirtung, doch wir haben auch noch finanzielle Reserven“, sagt Möll.
Das Burgfest
Im Jahr 2018 waren folgende Vereine mit der Bewirtung auf dem Burgfest beschäftigt: Muettersprochgesellschaft (Alemannenkeller); auf dem Paradeplatz: Narrengemeinde Blumenzupfer, Türkischer Elternbeirat, Verein Rinia, SG Magricos/Centro Portugues, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland; Hecker-Gruppe Singen (Herzogsburg); Jugendfeuerwehr der Stadt Singen (Café im Kanzleigewölbe); Ski-Club Singen (Schmiedefelsen). Die ausländischen Vereine bereichern das Programm außerdem auf dem Paradeplatz mit Tanzvorführungen. Das Burgfest gilt als traditionsreiches Herzstück des Hohentwielfestivals. In Deutschlands größter Festungsruine bietet es Akrobatik, Kabarett, Theater, Kinderunterhaltung und Musik jeder Stilrichtung.