Eine Tragödie überschattet das bevorstehende Heilig-Blut-Fest auf der Reichenau. Der Leiter des Priesterseminars im Bistum Limburg, Christof May, ist am Donnerstag, 9. Juni, tot aufgefunden worden. Das teilte das Bistum am Freitag mit. May sollte am Sonntagabend zur Eröffnung des höchsten der jährlich drei besonderen Inselfeiertage die Predigt im Münster halten.
Bistum nennt keine Details
Der 49-jährige Priester sei am Mittwoch vom Limburger Bischof Georg Bätzing im Zusammenhang mit Vorwürfen wegen übergriffigen Verhaltens angehört und vorläufig von seinen Ämtern freigestellt worden, teilte das Bistum mit. Dies sei von den kirchlichen Ordnungen so vorgesehen, um die Anschuldigungen prüfen und aufklären zu können. Details zu den Vorwürfen nannte das Bistum nicht. Einen Tag später sei der ranghohe Priester dann tot entdeckt worden.
Die Staatsanwaltschaft Limburg geht davon aus, dass sich der Leiter des Priesterseminars selbst das Leben genommen hat. „Nach den umfangreich geführten Ermittlungen gibt es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden oder eine strafbare Handlung, die zum Tod geführt hat“, teilte der Sprecher der Ermittlungsbehörde in Limburg mit.
Vom Verdacht eines „übergriffigen Verhaltens“ des Geistlichen hatte die Staatsanwaltschaft Limburg nach Angaben des Sprechers bislang keine Kenntnis. Weder bei Staatsanwaltschaft noch Polizei liege eine entsprechende Strafanzeige vor.
„Die Geschehnisse erschüttern uns im Bistum Limburg und weit darüber hinaus“, teilte das Bistum weiter mit. „Der Tod trifft uns sehr, ruft Bestürzung und Fassungslosigkeit hervor und hinterlässt viele Fragen.“
Das Bistum sprach der Familie des Gestorbenen seine Anteilnahme aus. „Zugleich sind wir in Gedanken auch bei denen, die die Vorwürfe gemeldet haben“, hieß es. „Wir werden alles tun, um im Bistum in dieser wahrlich herausfordernden Situation eng zusammenzustehen.“

Was das für den Inselfeiertag bedeutet
Mays Predigt im Reichenauer Münster hätte am Sonntag um 18.30 Uhr begonnen. Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk reagierte bestürzt auf die Nachricht: „Wir sind sehr betroffen.“ Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, der als Ehrengast zum Heilig-Blut-Fest kommt, habe ihm angeboten, die Andacht am Sonntagabend zu leiten und eine kleine Ansprache zu halten.
Der ursprünglich im Anschluss geplante Abend der Begegnung mit Musik im Klosterhof entfalle natürlich, so Vorwerk weiter. Das Fest am Montag finde dagegen wie geplant statt. Kardinal Marx wird dabei Hauptzelebrant sein und die Festpredigt im Gottesdienst um 9 Uhr im Münster halten.
Auch Reichenaus Bürgermeister Wolfgang Zoll zeigte sich betroffen über Christof Mays Tod. „Es ist einfach tragisch und furchtbar, dass er so früh verstorben ist. Unter Umständen, die viel Spekulation hervorrufen. Das überschattet aus meiner Sicht das Heilig-Blut-Fest. Es wäre angebracht, im Gottesdienst am Sonntagabend darauf einzugehen.“ Kardinal Marx sei dafür sicher der Richtige.
Warum wir berichten
Normalerweise berichtet der SÜDKURIER nicht über Suizide oder Suizidversuche. Wir orientieren uns dabei am Pressekodex des deutschen Presserats. Da es sich bei Christof May um eine Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung ins öffentliche Leben handelt, kommen wir in diesem Fall dem Informationsbedürfnis der Allgemeinheit nach.
Hilfe bei Suizidgedanken
Die Telefonseelsorge ist anonym und kostenlos unter den Nummern (0800) 11 10 111 und (0800) 11 10 222 rund um die Uhr erreichbar. Der Anruf ist kostenfrei. Er taucht weder auf der Telefonrechnung auf noch im Einzelverbindungsnachweis. Auch per Chat ist das Angebot erreichbar unter online.telefonseelsorge.de Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: www.suizidprophylaxe.de