Benjamin Benitz ist beeindruckt von der Hilfsbereitschaft vieler Menschen, die etwas für Flüchtlinge und Menschen in der Ukraine tun wollen. Der 33-jährige Reichenauer hat am ersten Märzwochenende zusammen mit einem befreundeten Paar aus Karlsruhe selbst einen Hilfstransport an die polnische-ukrainische Grenze organisiert und unternommen.
Hauptsächlich Lebensmittel, Medikamente und Verbandsmaterial hätten sie dabei gehabt. Dinge, die dort vor allem benötigt würden, so Benitz. „Es war eine recht spontane Aktion. Er hat mich angerufen, dass wir was machen sollen. Er hat Kontakte in Polen.“ In der Ukraine selbst würden sie niemanden kennen. „Wir haben einfach nur das Leid gesehen.“
„Es war Wahnsinn“
Innerhalb von zwei Tagen sei die Hilfsfahrt organisiert gewesen. „Es war Wahnsinn“, sagt Benjamin Benitz strahlend. Kaum hätten sie auf Social Media und in Whatsapp-Gruppen mitgeteilt, dass sie fahren würden, seien schon Spenden gekommen, sowohl Geld wie auch Hilfsgüter. Die Chefin seiner Bekannten aus Karlsruhe, eine Apothekerin, habe einen Neunsitzer organisiert und selbst für 500 Euro Medikamente gespendet.
In Polen ging es in die Grenzstadt Przemysl. Dort seien Hilfsorganisationen vor Ort, berichtet der Reichenauer. „Das ist super organisiert.“ Die Flüchtlinge, hauptsächlich Frauen mit Kindern, würden zunächst in einem ehemaligen Einkaufszentrum untergebracht und versorgt.

Die Hilfsgüter, die sie selbst dabei hatten, seien dann an die Menschen vor Ort verteilt worden – so wie geplant und wie es etliche andere private Initiativen machen würden, die mit kleineren Fahrzeugen kommen. Für größere Transporte in die Ukraine seien in der Regel Lastwagen im Einsatz. Und auf der Rückfahrt hätten die Helfer dann zwei Frauen und zwei Kinder mitgenommen und nach Cottbus in die Landeserstaufnahmestelle gebracht, wo diese hinwollten.
Netzwerke zwischen Helfern
Schon an der Grenze hätten sie Kontakt zu anderen Leuten, die ebenfalls privat helfen, bekommen. Und auch zu Hause hätten sich rasch weitere Kontakte zu Hilfsaktionen ergeben, berichtet Benitz. „Das hab ich noch nie erlebt, dass auf privater Ebene so schnell ein Netzwerk entsteht.“ Dadurch könnten sie auch hilfsbereite Menschen, die Sachspenden anbieten, an andere Gruppierungen verweisen, weil sie selbst nur begrenzt Platz hätten.
Auf der Rückfahrt von Polen hätten sie dann beschlossen, eine weitere Fahrt zu organisieren. Diesmal soll es nach Rumänien gehen, weil es in diesem Land eher Schwierigkeiten gebe, mit den vielen Flüchtlingen klar zu kommen, als etwa in Polen oder der Slowakei, so der 33-Jährige. Auch bei dieser Aktion sei die Resonanz sehr groß. Kaum angekündigt, hätten sich Leute gemeldet, die etwas spenden wollen.
Wobei Benitz anmerkt, dass auch sie – wie andere Aktionen und Organisationen – am besten Geld gebrauchen könnten. Rund 500 Euro seien für die erste Fahrt zusammengekommen, diesmal seien es schon mehr als 4000 Euro. „Das finden wir klasse. Das hat eine richtige Eigendynamik bekommen. Die Spendenbereitschaft ist enorm.“
Mit vier Kleinbussen nach Rumänien
Vier Kleinbusse sollen nun am 19. und 20. März nach Rumänien fahren. Dabei seien dieses Mal weitere hilfsbereite Menschen aus Reichenau und aus Karlsruhe. Mitnehmen werde man wieder vor allem Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel, so Benitz. Und auch Wasser. „Das ist ein ganz großes Thema.“ Ein Mann aus Karlsruhe habe spontan 600 Flaschen Wasser gekauft und gespendet. A
Auf der Rückfahrt sollen auch wieder Flüchtlinge mitgenommen werden, bis zur Erstaufnahmestelle in Karlsruhe. Denn die Organisation der Weiterreise sei für sie ebenso wichtig wie die Hilfe vor Ort. Wobei die Flüchtlinge aus der Ukraine ja keinen Asylantrag stellen müssten, sondern einfach so zunächst einmal 90 Tage in Deutschland bleiben könnten. Es werde aber empfohlen, dass sie sich hier bei Behörden melden und registriert werden.
„Wir hoffen alle, dass wir keine dritte Fahrt machen müssen“, sagt Benjamin Benitz. „Aber wir gehen davon aus, dass die Lage sich nicht so schnell verbessern wird.“ Wer sich über den aktuellen Stand der privaten Hilfsaktion informieren oder Kontakt aufnehmen möchte, findet diese auf Facebook und Instagram unter benni_benitz.