Das Schild ist nicht zu übersehen. Gegenüber vom Bahnhof Reichenau steht in großen Buchstaben: Hier baut der Nabu-Baden-Württemberg das neue Bodenseezentrum. Beim Naturschutzbund ist man sichtlich stolz und sehr erleichtert, dass der lang angestrebte Neubau eines Naturschutzzentrums nun endlich in die aktive Phase geht. Im Sommer wolle man die Arbeiten Ausschreiben, im Herbst den Spatenstich legen, die Feier zum Richtfest soll es Anfang 2018 geben und die Eröffnung ist für die zweite Jahreshälfte 2018 geplant.

Der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle enthüllte gemeinsam mit Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und dem Reichenauer Bürgermeister Wolfgang Zoll das Bauschild. "Wir sind so froh, dass es endlich ernst wird", sagt Enssle. Für den Nabu-Landesverband, der sich mit insgesamt 700 000 Euro an dem Neubau beteiligt, ist es die bisher größte Investition. Das Land Baden-Württemberg unterstützt das Projekt mit einer Million Euro, weitere Gelder stammen vom Nabu-Bundesverband (200 000 Euro) und aus Rücklagen der Nabu-Stiftung Naturerbe Baden-Württemberg (150 000 Euro). Für die geplanten Gesamtkosten von rund drei Millionen Euro fehlen dem Nabu nun noch eine Million Euro. Diese wolle man über Spenden finanzieren. Falls dann noch immer Geld fehle, werde man zum Teil die Rücklagen weiter anzapfen müssen, so Enssle.

Das vorgesehene Areal soll mit drei Gebäuden bebaut werden. Zwei der Gebäude stehen dem Nabu zur Verfügung. In einem sind im Erdgeschoss Ausstellungsräume geplant, im Obergeschoss befindet sich dann die Verwaltung des Nabu. In dem anderen Gebäude werden im Erdgeschoss die technischen Geräte und die Werkstatt zur Wartung untergebracht. Im ersten Obergeschoss soll es Zimmer und Unterkünfte für die freiwilligen Helfer des Nabu geben. Regelmäßig absolvieren junge Menschen ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder legen den Bundesfreiwilligendienst ab, diesen Menschen wolle man eine Unterkunft in den eigenen Räumen stellen, sagt Enssle.

Das dritte Gebäude ist als eine Art Markthalle für die Gemeinde Reichenau gedacht. Hier soll ein Konzept entwickelt werden, in den Räumen Produkte der Reichenau wie Gemüse, Fisch oder Wein zu vermarkten und die Gemeinde zu präsentieren. Denkbar wäre auch, dass der Nabu in der Markthalle Bücher und andere Produkte anbietet. Und auch weitere regionale Spezialitäten könnten hier ihren Platz finden. Von diesem Konzept sind alle Beteiligte überzeugt. "So kann man auch mehr Besucher in das Zentrum locken", sagt Johannes Enssle.

Für den Reichenauer Bürgermeister Wolfgang Zoll ist es vor allem nicht selbstverständlich, sich das Nabu-Bodenseezentrum mit der Stadt Konstanz zu teilen. Stadt und Gemeinde haben eine gemeinsame Erbpacht für das Grundstück abgeschlossen. Für diese Zusammenarbeit zeigten sich beide Bürgermeister sehr dankbar. Das neue Naturschutzzentrum liege günstig am Bodenseeradweg und könne so Besucher direkt in die Natur führen.

Großes Einsatzgebiet

Sowohl das Nabu-Zentrum Wollmatinger Ried als auch das Zentrum Mettnau können nicht mehr in ihren bisherigen Räumen bleiben. Der Nabu kümmert sich am See um 27 Schutzgebiete mit 2500 Hektar Fläche. Das Wollmatinger Ried und die Mooswiese sind bereits seit 70 Jahren ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet und gehören zu den ältesten in ganz Baden-Württemberg.