Wenn das kein Grund zum Feiern ist: 400 Jahre Blasmusik vereinen die Baseler Stadtmusik und die Radolfzeller Stadtkapelle. Für die Baseler endete die Feier ihres 150-jährigen Bestehens mit der gemeinsamen Matinee der Stadtkapelle im Milchwerk, die in diesem Jahr ihr 250-Jähriges feiert.

So gab es viele Facetten der Blasmusik zu erleben. Mit machtvollem Sound spielte das Baseler Ensemble unter dem engagierten Dirigat von Mischa Meyer auf und präsentierte vom Volkslied über Shanty bis zur sinfonischen Dichtung ein breites Spektrum an Stilen.

Schweizer Volkslieder und Seemanns-Musik

Festlich startete die „Huntingdon Celebration“, wo sich die Instrumentengruppen vorstellen konnten. In „Maria“ aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ oblag dem Trompeten-Solisten die schöne Melodie des berühmten Liebesliedes, die das Orchester mit einer fetzigen, jazzigeren Version kontrastierte. Herrlich innig kam ein altes schweizerisches Volkslied daher: „Sisch abe-n-e Mösch uf Ärde“ mit feinem Oboen-Solo und sehnsuchtsvollem Unterton.

Mischa Meyer dirigiert die Baseler Stadtmusik.
Mischa Meyer dirigiert die Baseler Stadtmusik. | Bild: Veronika Pantel

Das Shanty „The Weilerman“ passe durchaus auch zum Bodensee, verriet der Moderator und der zackige Marsch mit lauten „Hoh“- Rufen und einem Dirigenten, der symbolisch die Leinen zurrte, riss das Publikum im nicht ganz vollbesetzten Saal zum Jubel hin. Auch eine Pasodoble von Oscar Navarro kam schwungvoll rüber, mit Klangkronen vom Schlagwerk über dem grundierenden Teppich vom tiefen Blech. Neckische Triller, anschauliche Verzögerungen und Solorollen von Klarinette und Flöte schufen ein schmissiges Musikerlebnis.

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Die tragische Sage von der „Cassiopeia“, die man aus der griechischen Mythologie und als Sternbild kennt, vereint einen spannenden Wechsel von Instrumentengruppen-Spiel und vollem Orchester, vorgestellt mit dynamischen Steigerungen und anschaulichen Tempi-Änderungen. Auch das Glockenspiel übernimmt schon mal die eingängige, leitende Melodie. Mit der Zugabe „Amazonia“ wurde es schmissig im südamerikanischen Rhythmus, den Bongos und Tempelblocks vorgaben. Großer Applaus vom Publikum, das mit einem Ohrwurm in die Pause durfte.

Stadtkapelle ist zu groß für die Milchwerkbühne

Dann trat die Stadtkapelle zusammen mit dem Jugendblasorchester (JBO) auf – ein so großer Klangkörper, dass die Bühne um eine Vorbühne erweitert werden musste. Sie spielten Ausschnitte aus ihrem Programm, mit dem sie im Sommer in Salzburg und Kufstein und bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten aufgetreten waren. Einige Stücke waren auch noch aus dem Frühjahrskonzert in Erinnerung.

Stadtkapelle und JBO unter Kuno Rauch.
Stadtkapelle und JBO unter Kuno Rauch. | Bild: Veronika Pantel

So etwa die mitreißende Programm-Musik von Steven Reinecke, die ins Pilatus-Massiv entführt und in vielen aufregenden Klangfarben den Kampf mit dem Drachen schildert. Auch der motorisch-wirbelnde „Danse Diabolique“ riss noch einmal zu Begeisterungsstürmen hin.

Mit feierlichem Gestus starteten Stadtkapelle und JBO mit Luigi Cherubinis „Marcia“ von 1805 und schlossen mit „The Legend of Maracaibo“ von José Alberto Pinto, das die Seeschlacht mit starken Rhythmen schildert und den angeblichen Fund des mit Schätzen beladenen Schiffes in immer neuen Variationen der schlichten und eingängigen Melodie schildert.

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Das JBO fügte sich bestens in die Stadtkapelle ein und die jungen Musikerinnen und Musiker konnten sich so schon mal an den Wechsel ins „große“ Blasorchester gewöhnen. Da wurden denn auch einige wenige Takt-Ungenauigkeiten oder das Kicksen eines Rohrblatt-Instrumentes vom Dirigenten Kuno Rauch mit einem Schmunzeln übergangen. Erst nach begeistert erklatschten Zugaben entließ man die Orchester, worunter der Radetzky-Marsch in Erinnerung an die Österreich-Konzertreise nicht fehlen durfte.