Jahrzehnte gehörte die Sirene zum Alltag der Menschen dazu. Im Zweiten Weltkrieg warnte sie vor Luftangriffen, danach sollte sie im Kalten Krieg eventuellen russischen Angriffen zuvorkommen. Danach geriet sie in Vergessenheit. Das soll sich jetzt ändern.

Die Infrastruktur der Warnsysteme wird bundesweit getestet

Nach mehr als 30 Jahren wird nun am Donnerstag, 10. September, um 11 Uhr, der bundesweite Warntag durchgeführt. An diesem Tag, durchgeführt vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK), soll in ganz Deutschland die Infrastruktur der Warnsignale und Gefahrenmelde-Systeme getestet werden. So sollen Fehler erkannt und Lücken geschlossen werden. Ab kommendem Jahr soll dann jährlich ein Warntag am zweiten September-Wochenende durchgeführt werden.

In Radolfzell wird dieser Warntag allerdings eher leise vonstatten gehen. „Wir haben keine Sirenen mehr im Einsatz“, informiert Helmut Richter, Feuerwehrkommandant und Leiter des Fachbereichs Feuerwehr und Bevölkerungsschutz. Bereits Ende der 1980er-Jahre habe man aufgehört, die Feuerwehr bei Einsätzen mit der Sirene zu alarmieren. Man habe schon früh auf eine Benachrichtigung per Funk gesetzt.

Sirenen sind in Radolfzell lange nicht mehr im Einsatz

Nach dem Ende des Kalten Krieges habe auch die Bundesregierung die Instandhaltung der Warnsirenen aufgegeben. Radolfzell habe die Sirenen-Anlagen dann nach und nach abmontiert. Andere Gemeinden haben sich allerdings für den Erhalt entschieden. Aus diesem Grund könnte man am 10. September die Sirenen aus Allensbach oder von der Höri auch in Radolfzell hören. „Je nach dem wie der Wind gerade weht“, sagt Richter.

Die Radolfzeller Bevölkerung wird bei einer Gefahrenmeldung zum Einen über die Medien, also Rundfunk und Fernsehen informiert, oder per App. Ebenfalls informiere die Stadt Radolfzell über ihre Homepage. „Doch das geht nicht immer zeitnah, der Bürger muss aktiv auf die Homepage schauen“, sagt Bürgermeisterin Monika Laule. Die Stadt empfehle deswegen die Warn-App. Das BKK hat eigens eine App entwickelt, die sich Nina nennt. Das steht für Notfall-Information- und Nachrichten. „Über die App gehen nicht nur aktuelle Warnungen raus, sondern auch gleich Verhaltenshinweise“, sagt Bürgermeisterin Monika Laule.

Bevölkerung soll für Warnsysteme sensibilisiert werden

Denn der bundesweite Warntag solle nicht nur die Warnsysteme testen, sondern auch die Bevölkerung wieder für Gefahrensituationen sensibilisieren und sie an einen gewissen Selbstschutz erinnern. „Heute ist man es so gewohnt, dass Hilfe kommt, doch kann auch jeder selbst im bestimmten Rahmen für sich Vorsorgemaßnahmen treffen“, sagt Feuerwehrkommandant Richter. Dazu gehörten zum Beispiel Vorräte zu Hause, sei es Nahrung oder Trinkwasser.

Des weiteren wollten die Blaulicht-Organisationen über das richtige Verhalten im Falle eines Notfalls aufklären. Die Radolfzeller Feuerwehr habe bereits jetzt Merkblätter für das richtige Verhalten nach einem Brand oder bei Hochwasser erstellt.

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Die Gefahrensituationen hätten sich auch im Lauf der Jahrzehnte verändert, erklärt Feuerwehrkommandant Richter. Heute seien es weniger Bombenangriffe, vor denen die Bevölkerung gewarnt werden müsse. Die Gefahrenlage habe sich verändert, also müssten sich auch die Warnsysteme anpassen.

Die Warn-App informiere beispielsweise schnell und direkt über Unwetterlagen, Unfälle, größere Brände oder Hochwasser. „Vor allem Extremwetterlagen haben seit einigen Jahren zugenommen“, so Richter. In der App könne man auch den genauen Standort auswählen, sodass Touristen an ihnen unbekannten Orten vor etwaigen Gefahren gewarnt werden können, zum Beispiel wenn sie wandern sind.

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