Herr Palmer und Herr Geiß, als erste Frage für unsere Leser, die Sie noch nicht kennen: Stellen Sie sich doch mal in eigenen Worten vor. Wer oder was ist Moop Mama?
Johannes Geiß: Wir sind eine rein akustische Band, wir haben keine elektronischen Instrumente. Moop Mama besteht aus sieben Bläser, zwei Schlagzeuger und ein Rapper. Wir haben kein Instrument auf der Bühne, dass Strom braucht, um Musik zu machen.
Ihr habt vergangenes Jahr auf dem Campus Festival gespielt und dieses Jahr seid ihr in Radolfzell. Habt ihr euch ein bisschen in den Bodensee verliebt, dass ihr immer wieder herkommt?
Johannes Geiß: Die Bodenseeregion ist schön und immer eine Reise wert. Tatsächlich glaube ich aber, dass das auf Gegenseitigkeit beruht, da wir ganz viele Anfragen aus der Region bekommen haben und gar nicht alle machen können. Umso mehr freut uns, dass das in Radolfzell klappt.
Radolfzell ist eine Hochburg der Blasmusik und Heimatstadt vieler guter Blaskapellen. Sie werden also im Sommer auf dem Seefestival quasi vor Fachpublikum spielen. Macht Sie das nervös?
Johannes Geiß: (lacht) Also ganz ehrlich, nein. Aber es ist schön, dass die Stadt so eine Begeisterung für Blasmusik hat. So soll es sein.
Ihr habt ganz klein mit Guerilla-Auftritten angefangen, einfach irgendwo spielen und Stimmung machen und jetzt spielt ihr auf richtig großen Festivals. Was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?
Johannes Geiß: Wir haben kein Ziel, wo wir sagen: „In zwei Jahren müssen wir da und dort spielen“. Eigentlich wäre das Ziel, dass es weiter so läuft, wie jetzt. Dass es stetig wächst und die Leute eine gute Zeit und Bock darauf haben. Dass sie wieder zum nächsten Konzert kommen und zum Beispiel bei Festivals nicht am Donnerstagabend – was auch cool ist – sondern am Samstag um Viertel nach acht zur Hauptbühne kommen. Das wäre so ein Ziel, aber ohne zeitlichen Druck.
Auf Tour mit zehn Bandmitgliedern: Hand aufs Herz: Wie ist das?
Peter Palmer: Für mich ist das mein Traum, absolut meine Erfüllung. Das, was ich schon immer machen wollte.
Johannes Geiß: Klar gibt es dann auch mal Stress, aber dann redet man sich aus, oder es sind eben auch noch acht andere da, zu denen man gehen kann und das kann man sich dann vorstellen, wie in einer Familie: Mal nervt einer unglaublich, aber man rauft sich wieder zusammen.
Hat das so ein bisschen Schulausflug-Charakter? Wie früher, wenn man mit seinen besten Freunden ins Landschulheim durfte?
Johannes Geiß: Jein, also man hat schon viel Spaß und macht den ein oder anderen Blödsinn, aber wir müssen da schon etwas besser auf uns achten, weil wir unseren Körper zum Musik machen in einer ganz direkten Art und Weise brauchen. Wir sind keine Band, die jeden Abend bis um 5 Uhr Party macht, da würde ganz schnell die Musik darunter leiden.

Wie haltet ihr euch denn fit? Als Blasmusiker muss man bestimmt ordentlich Lungenvolumen mitbringen?
Peter Palmer: Ein bisschen Sport – manche joggen, manche gehen schwimmen, Tennis spielen. Das, was funktioniert und zeitlich passt, oder sonst spazieren gehen.
Johannes Geiß: Und dann schon auch mal feiern, aber das im Rahmen halten. Ganz langweilig (lacht).
Eure Musik klingt auf jeden Fall nach Party und macht Spaß, aber ihr seid auch politisch und bezieht klar Stellung. Die Proteste beim Hambacher Forst habt ihr mit einem Konzert unterstützt. Ihr habt eine Meinung und steht dazu. Wie wichtig ist euch denn politisches und soziales Engagement als Musiker?
Johannes Geiß: Ich glaube sehr wichtig. Wir sind zehn Leute in der Band, die aus den unterschiedlichsten Teilen Deutschlands und Sozialisationen kommen. Was wir nicht machen, ist für irgendeine Partei spielen und uns ein Parteiprogramm auf die Fahne zu schreiben. Aber es gibt gewisse Grundwerte, hinter denen stehen wir alle voll dahinter und da ist es auch wichtig, in der heutigen Zeit, den Mund aufzumachen, ohne den Zeigefinger zu erheben und irgendwie belehren. Aber einfach zu sagen „Hey, das finde ich nicht in Ordnung“.
Liegt euch wie den vielen Jugendlichen auch der Naturschutz am Herzen?
Johannes Geiß: Es ist ein wichtiger Punkt. Letztendlich sind wir aber keine Hardliner in irgendeine eine Richtung, sondern ganz normale Menschen, die sich Gedanken machen. Es wäre auch falsch zu sagen, dass wir alle immer total politisch korrekt leben, aber wir machen uns alle Gedanken und das ist glaube ich der Punkt, wo man auch anfangen sollte. Es sind schon kleine Schritte, die zählen. Zum Beispiel ist es dann eben nicht das Fleisch vom Discounter aus der Tiefkühltruhe. Sondern wenn man Fleisch essen will, dass man dann vielleicht zum Metzger des Vertrauens geht. Und vielleicht auch nicht jeden Tag. Und man muss ja nicht gleich von heute auf morgen die Welt retten. Und ich glaube, das ist auch der Konsens in der Band.
Spielt ihr eigentlich lieber Open-Air oder drinnen?
Johannes Geiß: Das ist ganz unterschiedlich. Bei Open-Airs ist cool, dass die Leute Bock haben und Party machen wollen und eine gute Zeit haben wollen. Bei Clubshows kannst du dir die Zeit nehmen, auch mal ruhigere Lieder oder eine Ansage zu machen. Das hat beides seinen Reiz. Was mir am Touren tatsächlich ein bisschen besser gefällt, ist, dass man in einen Rhythmus rein kommt. Bei den Festivals ist man zwei Tage weg am Wochenende, dann bist du drin, und dann bist du auf einmal wieder zu Hause.
Ihr habt jetzt noch einmal die Möglichkeit, den Radolfzellern Lust auf euch zu machen: Warum sollten sie zum Seefestival kommen?
Peter Palmer: Weil es eine einzigartige Möglichkeit ist, uns am Bodensee zu sehen.
Johannes Geiß: Und gleich in den „Teich“ zu springen – das war jetzt etwas despektierlich – in den See natürlich! Aber wir können schon behaupten, dass wir live auf jeden Fall Gas geben. Dass zehn Leute auf der Bühne stehen, die einfach Bock darauf haben, Musik zu machen, zu spielen und den Leuten eine gute Zeit zu machen. Das können wir garantieren.
Die Band und das Festival
- Moop Mama kommen aus München und wurden 2009 gegründet. Die Band tourte bereits mit den Sportfreunden Stille und Jan Delay. 2018 erschien ihr fünftes Album mit dem Titel ICH. Moop Mama kombinieren Brass-Musik mit Rap und Hip Hop.
- Das Seefestival am Konzertsegel geht am 8. und 9. Juni in die zweite Runde. Am Samstag, 8. Juni, tritt die SWR Big Band und das JBO Radolfzell zusammen auf und lassen es swingen. Am Pfingstsonntag, 9. Juni, wird es laut am Konzertsegel. Den Auftakt macht die Froschenkapelle. Die Brasserie aus Friedrichshafen spielen, wie es der Name schon sagt, Brass-Musik. Die Jungs von der Volkshilfe aus Österreich wollen mit Popmusik mit Harmonika und viel Alpen-Charme. Ein weiterer Höhepunkt ist die Band Granada. Sie kommen ebenfalls aus Österreich und spielen angesagten urban-österreichischen Indie-Pop.
- Karten gibt es in drei Kategorien: Für Samstag, 8. Juni, kostet das Ticket 42 Euro (Kategorie 1) oder 36 Euro, Kategorie 2. Die Ticketpreise für Samstag liegen bei 42 Euro. Oder man geht beide Tage zum Seefestival mit dem Kombi-Ticket für 70 Euro. Karten gibt es im SÜDKURIER Service-Center unter (0800) 999-1777.